Es war
einmal ein Runnibal, der trainierte, weil es der Vater auch machte.
Klar, will man als Jugendlicher Wettkämpfe gewinnen und Vereinskollegen
schlagen, aber hartes Training, das war in meinen Augen ein notwendiges
Übel. Lieber wollte ich zu Hause abhängen, spielen und lesen. Trotzdem
war ich beim Laufen richtig gut, denn ich hatte damals wenig Gewicht auf
die Waage gebracht, war stets gut ernährt und war belastbar.
Was
fehlte also? Es war das innere Lauffeuer. Den Lauftrieb meines Vaters
hatte ich früher nie verstehen können, Trotzdem war ich objektiv
betrachtet nicht selten gelaufen. Ich brauchte dazu einen äußeren
Antrieb. Heute laufe ich aus einer inneren Motivation heraus.
Der
erste Auslöser für meine zweite Laufkarriere war eine Laufveranstaltung
in Fürth - der Metropolmarathon Fürth - an der ich teilgenommen hatte, um eine Freundin zu begleiten
und über die 10km-Ziellinie zu bringen. Die Stimmung bei der Veranstaltung
war saugut und ich fand gefallen daran, mal wieder bei weiteren Veranstaltungen zu zeigen, was möglich ist. Ein verstärkender Faktor meiner
Motivation war die adidas miCoach Smart Run Uhr. Die Verbindung Technik
und Sport hat bei mir einen Kreis geschlossen, den ich als Kurzschluss
bezeichnen würde. Seit der Nutzung der adidas miCoach Trainingspläne bin ich
Feuer und Flamme für den Laufsport (Marathons ausgenommen). Der Dienst miCoach wurde unglücklicherweise eingestellt und ist in Runtastic aufgegangen. Dort bin ich nun Premiummitglied.
Bis
zum Alter von 40 Jahren halten sich die meisten Athleten körperlich für
unbesiegbar. Beeinträchtigungen werden locker weggesteckt. Im Alter
haben wir daran länger zu knabbern. Unser Körper zeigt uns dann Grenzen
auf. Wir brauchen vermehrt Erholungstage. Ich betrachte meinen Körper
als Investment. Gute Ernährung, Pflege und Achtsamkeit gewinnen mehr
Bedeutung.
Wer möchte diesen Läufer als Trainer haben? Alberto Salazar war Trainer beim Oregon Project und für die besten Läufer der Welt zuständig, bis sich Nike von ihm trennte. Salazar war bekannt dafür, dass er alles so maßschneidert, dass er an Ziellinie kollabiert. Niemand konnte ihm vorwerfen nicht alles gegeben zu haben. Er hat einst sogar schon Sterbesakramente empfangen, weil sein Zustand an der Ziellinie so kritisch war.
Er verzichtete auf die Wasserzunahme während des Rennens.
Mit Training allein lassen sich die Zeiten der Spitzenläufer heute nicht mehr erreichen. Qualität kommt von Qual. Es wird ein Aufwand betrieben, an das wir gar nicht denken. Zum Beispiel wird im Wohnhaus der Sauerstoffpegel herabgesenkt, damit Höhenluft erzielt wird.
Wenn Sport der Beruf ist, denken wir, das dies wohl gesünder ist als irgendein Bürojob.
Nun, ich mache auch Sport. Die Zeit
für Sport nehme ich mir im Büroalltag. Von mir wird keiner hören: "Ich
wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet.". Sport und Arbeit
ergänzen sich ganz gut. Beim Laufen werde ich oft sehr kreativ und
verarbeite Infos, die ansonsten liegen blieben. Zurück an die Arbeit bin
ich sauerstoffdurchflutet, hochmotiviert, agil und wieder voll
einsatzfähig. Die vermeintlich "verlorene" Zeit für das Training ist
schnell wieder eingeholt.
"Sport
ausüben" ist die eine Seite der Medaille. Die andere Seite der Medaille
wird erst später aufgedeckt Ernährung, Ausrüstung, Gesundheit,
Trainingstheorie, Motivationslehre, Läuferliteratur und -medien etc. all
das wird im Alter mehr zelebriert und wertgeschätzt.
Durch Alterung bedingter Performanzverlust wird durch Erfahrung und systematisches Training zum Teil ausgeglichen.
Wir spüren, dass die Zeit tickt und damit ist sie für uns wertvoller. Deswegen laufe ich auch lieber schnell als lang.
Ich
bin kein Einzelfall. Interessant ist, dass das Umdenken erst ab einem
gewissen Alter oder einer schweren Krankheit kommt. Wenn wir uns die
Herausforderungen bei miCoach so anschauen, dann sind es im Leaderboard
überwiegend die über 40 jährigen Athleten, die den Jüngeren den Rang
ablaufen. Je oller je doller, sagt man in Nordrhein-Westfalen dazu.
Viele entwickeln einen falschen Ehrgeiz. Angetrieben von den ersten Erfolgen, gehen sie an ihre Grenzen und darüber hinaus. Irgendwann kommt dann der Punkt, wo entweder Verletzungen überhand werden, keine Herausforerungen mehr gesehen werden, wenn sportlich alle erreicht wurde oder sich der erste Misserfolg einstellt, das Alter seinen Tribut zollt. Der Sportler beendet dann zumeist seine Karriere.
Richtig gemacht haben es diejenigen, die es schaffen, das ganze Leben aktiv zu sein und nicht nur in einer kurzen Hochphase ihres Lebens.
Der innere Anspruch "Höher, weiter und schneller" sind dafür keine guten Berater. Sicher sind kurze hochintensive Belastungen nötig, um sich zu verbessern. Im Alter geht es jedoch eher darum nicht zu viel an Fitness zu verlieren. Raus aus der Komfortzone ist völlig in Ordnung, rein in den Extremsport hingegen aus medizinischer Sicht nicht.
Diese Gratwanderung bekommen die wenigsten hin. Oft bleibt es nicht bei einem Marathon. Es wird Blut geleckt. Die davon getragenen Schäden werden verdrängt. Der Körper wird es schon richten. Schließlich gibt es genug Beispiele, wo es "Supermänner" bis ins hohe Alter erstaunliche Leistungen vollbringen. Was wir uns nicht fragen ist, wie ist das Verhältnis. Wieviel Menschen gibt es auf der Erde?
7.473.690.000 Menschen sind im Januar 2017 auf der Erde. Es ist nicht verwunderlich, wenn zehn davon weltweit Ausnahmeerscheinungen sind. Darüber hinaus wissen wir nicht, wieviel mit Operationen und unerlaubten Substanzen nachgeholfen wird. Ausnahmeathleten sind jedenfalls keine Vorbilder für den durchschnittlichen Läufer.
Mich interessieren vielmehr Läufergeschichten, die weniger durch wahnwitzige Leistungen auffallen, sondern die Alltagstypen, die sich über einen langen Zeitraum konsequent um ihre Fitness und Gesundheit kümmern. Häufiges, konsequente und körpergerechte Training ist in meinen Augen höherwertig als die einmalige Teilnahme an einem Ironman. Umfang geht vor Intensität.
Die Medien stürzen sich auf die schillernden unvernünftigen Laufhelden. Sie suggerieren alle Menschen können so sein. Ältere versuchen mitzuhalten und scheitern oder wenden sich frustriert ab. Supermänner sind nicht geeignet für den Willen, sich um seinen Körper zu kümmern.
Jeder Mensch, der regelmäßig läuft, braucht
Leidenschaft. Mit diesem Blog versuche ich, meine überschüssige Leidenschaft an Euch zu verteilen. Möge Euch die Leidenschaft helfen, Gefallen an Bewegung, Fitness und Gesundheit bis ins Alter zu finden.
Siehe auch:
10kmlauf.blogspot.de - Laufszene-M40
landeszeitung.de - So viele Geschichten