Dienstag, 30. März 2021

Die Siedlung von C. J. Knittel

 Gold verdirbt den Charakter

Bei dem Cover mit der Wüstenlandschaft im Buch "Die Siedlung" muss ich glatt mein Glas Wasser wieder auffüllen und einen gehörigen Zug nehmen. Ich stelle mich auf eine staubtrockene Geschichte ein. Doch das ist mitnichten der Fall, denn unser Priester, der unterwegs ist, seine verschollene Schwester Kassandra zu finden, stößt gleich im ersten Dorf, wo er sie vermutet, auf eine Leiche. Bei der Novelle müsst ihr auf die Symbolkraft der Namen und Begriffe achten. Kassandra wurde im Homers Werk erwähnt. Sie besaß zwar die zweifelhafte Gabe, schlimme Geschehnisse vorherzusehen, aber sie konnte sie nicht verhindern.

Das Dorf wurde scheinbar Hals über Kopf verlassen. Nur wohin sind denn alle? Es gibt in der Nähe ein zweites Dorf. Mit einem mulmigen Gefühl macht sich unser Priester auf, wieder durch die Wüste. Die Wüste steht sinnbildlich mit ihrem Licht aufzudecken, wer wir eigentlich sind.

In der zweiten Siedlung trifft unser Priester zwar auf Menschen, aber auch auf etwas Unerklärliches, welches viele Opfer in der Goldgräbersiedlung gefordert hat. Haben die Einwohner zu tief gegraben und damit einen Zugang zur Hölle freigelegt? Oder wurde von Gott eine tödliche Bestrafung über die Sünder verhängt. Gibt es eine dritte Erklärung? Nein, nicht für einen Priester, der die Wahrheit aufzudecken versucht. Er lernt die verbliebenen Einwohner kennen und erfährt auch Hintergründe zu seiner Schwester.

Und vollkommen klar, ein Mann mit dem Namen "Wotan", verheißt nichts Gutes. Wotan ist ein germanischer Gott. Du sollst keine anderen Götter neben Dir haben! Schon gar nicht einen, der so stinkt als hätte er sich tagelang nie gewaschen. Hmm, an der Stelle werde ich stutzig, ob der Priester besser riecht nachdem er mit einem Motorrad durch die Wüste gefahren ist? Selbst die Monster greifen lieber aus drei Meter Entfernung nach unserem Priester.

Der Großteil der Handlung findet in der Goldgräbersiedlung statt. Nun, für mich ist Gold einfach nur ein Edelmetall. Doch Bibelleser verbinden damit Glauben, Treue und Wahrheit.

Die Novelle ist für mich ein Denkmodell, dass wir Sachverhalte auf zweierlei Weise sehe können. Tod als Werk des Teufels oder Tod durch Vergeltung. Dabei macht sich Gott natürlich nicht selbst die Finger schmutzig, sondern schickt unterschiedliche Gestalten vor. In diesem Fall sind es Reptiloide, also Echsenmenschen. Einige Querdenker gehen davon aus, dass diese außerirdische Lebensformen sind, die die Menschheit versklaven soll. Sucht einmal im Netz darüber. Die Echsenmenschen-Theorie hält sich schon seit Jahren in den Medien.

Ich selbst habe mit derartigen religiösen Vorstellungen so meine Probleme, was sich jedoch nicht auf die Bewertung ausgewirkt hatte, da ich glaube, dass viele Menschen von einfach zu konsumierenden Gut-Böse-Märchen lernen können.

Ich selbst bevorzuge die Vorstellung, in der es im Universum eine höhere Instanz gibt, die wir noch nicht einmal im Ansatz verstehen. Wenn das Gott ist, okay, aber lassen wir ansonsten die Kirche in der Siedlung.

Die Geschichte ist schnell gelesen und regt zum Nachdenken an. Was können wir glauben? Selbst wenn die ganze Siedlung anders denkt, sollten wir uns niemals anstiften lassen und vorschnell Schlüsse ziehen.

Das Jahr, in dem ich lügen lernte von Lauren Wolk

In Annabelles Klasse kommt eine neue Mitschülerin. Betty, auf den ersten Blick scheint sie in Ordnung zu sein. Doch nach kurzer Zeit muss Annabelle eine Attacke ertragen. Betty verlangt von ihr Geld oder andere Wertgegenstände. Sie denkt, die Familie von Annabelle ist reich.
Es ist das Jahr 1943, da ist kaum einer vermögend in dem Dorf.
Zunächst ist Annabelle gefügig und schweigt über ihre böse Mitschülerin. Da Betty droht, ihren kleinen Brüdern was anzutun, hält Annabelle den Mund.
Erst als ihrer guten Freundin etwas Furchtbares passiert, erzählt sie ihren Eltern von Betty.
Diese jedoch streitet alles ab und gibt Toby die Schuld. Toby ist ein Einsiedler, er wohnt in einer Hütte fern der Bevölkerung und tut keiner Seele ein Leid.
Wie es bei Menschen ist, die anders leben, als die Mehrheit, kommt er ins Gerede. Angestachelt durch Betty und ihre Großeltern.
Schnell hat sich das Dorf der schlechten Rede über Toby angeschlossen.
Annabelle mit ihren fast 12 Jahren kämpft um die Wahrheit. Sie versucht Toby zu helfen und Betty zur Räson zu bringen. Doch wem glaubt man? Einem jungen Mädchen, welches schlimme Dinge über Toby erzählt, oder einem Mann, der sowieso allen seltsam vorkommt?
Es wird nicht einfach, Annabelle braucht die volle Unterstützung ihrer Eltern, sonst ist Toby verloren.

Lauren Wolk ist mir erst kürzlich aufgefallen. Da habe ich "Echo Mountain" gelesen und war begeistert vom Feingefühl der Autorin. Sie hat ein Gespür für intensive Gefühle, ohne schmalzig zu werden. Ihre Charaktere sind beeindruckend und bieten große Kunst.
Auch hier in "Das Jahr, in dem ich lügen lernte" ist eine starke Persönlichkeit die Hauptfigur. Annabelle ist ein tolles Mädchen, welches Ungerechtigkeit nicht ausstehen kann. Außerdem macht sie sich für die Schwachen stark. Ihr Selbstbewusstsein wächst mit der Zeit und sie wird stärker in ihrer Stimme.
Ich finde es erschreckend, wie grausam und brutal Kinder sein können. Umso mehr ist es von großer Bedeutung, sich für die Schwachen einzusetzen. Für die, die keine eigene Stimme haben. Für die, denen keiner zuhört. Für die, denen man nicht glaubt.
Mit diesem Buch zeigt die Autorin den richtigen Weg auf. Vertrauen und Zuversicht sind wichtige Eigenschaften. Mut und Einsatz helfen demjenigen, der es nicht alleine schafft.
Dieses Buch bietet viele Emotionen, ohne schwach zu werden. Von Beginn an bis zur letzten Seite hat mich diese Geschichte sehr berührt.

Montag, 29. März 2021

Asynchron: Dystopischer SciFi-Thriller" von Matthias Grabo

Der Reiz des Verbotenen im Kartenhaus der Informationen

Zu Beginn des Buches werden in unterschiedlichen Erzählsträngen verschiedene Charaktere geschickt vom Autor Matthias Grabo eingeführt. Alle spielen im Buch "Asynchron" alle noch eine Rolle und interagieren miteinander. Inmitten unserer Aufmerksamkeit steht das Forschungsinstitut "Neo-greyTek", welches wie der Name schon sagt, sehr im Graubereich der Legalität handelt. Dort sind Mitarbeiter ansässig, die aus Ermangelung besseren Wissens, eine Verbesserung für die Menschheit auf der Erde erzielen möchten. Wir müssen kein Kreativbüro-Mitarbeiter sein, um nicht zu erahnen, dass die merkwürdigen Blitze am Himmel irgendwie mit dieser Forschungsgruppe zu tun haben müssen.

Während die Bevölkerung anfangs noch an eine kurzweilige Beeinträchtigung des geregelten Lebens glaubt, kommt es, wie es kommen muss.

Wir erleben monsterähnliche Kreaturen auf den Straßen, die den Menschen offenbar auf ihrem Speiseplan haben. Einige Exemplare verfügen sogar über erstaunliche Eigenschaften wie die Hypnose. So können wir Menschen uns kaum entziehen und nirgendwo ist es sicher. Nirgendwo? Doch es gibt laut Gerüchten eine Zuflucht. Dort lässt es sich leben. Mir schießt das Bild eines Zentrums von einen Wirbelsturm in den Sinn. Jedenfalls ist dort keine Not - ein Paradies auf Erden. Wobei die Erde nun ganz anders erscheint. Nicht nur diese Aliens sind übel drauf, sondern auch die Umgebung mit seinen Pflanzen und der Tierwelt. Um die einzig verbliebene Stadt gibt es lebensfeindliche Klimazonen. Zudem sind die Ressourcen knapp. Kein Verkehr, Netz, Radio, kein ... Es ist alles durcheinander. Nicht nur verschiedene Zeitgenossen treffen aufeinander, sondern auch die Interessen der Menschen. Die Menschen machen sich in gewohnter Weise das Leben selbst schwer. Der Überlebenswille ist ein Motiv. Weitere Antriebsquellen sind auch Macht, Rache und Gier. Dies resultiert in Gewalttaten und macht einen Großteil der Handlung aus.

Dem Leser stellt sich die Frage, was ist eigentlich schief gegangen, damit all das passieren konnte. Könnte es sein, dass uns Menschen real auch so etwas blühen könnte? Was in der Geschichte ist existent und real und was ist außer Kontrolle geratene Vorstellungskraft. Wo waren doch glatt die Pillen?

Ich schließe mich Eve's Einschätzung an: "Kein Grund zur Sorge". Es ist völlig normal, wenn sich unsere Gehirnwindungen angesichts des Paradoxon verknoten.

Nach diesem ausgezeichneten Buch kommt mir mein Leben richtig einfach vor. Aber ist das überhaupt real?

Sonntag, 28. März 2021

Eisige Fehde (Der weiße Kristall 1) von Florian Clever

Fiese Fremde fördern frostige Fehden

Unsere Geschichte beginnt mit einer blutigen Schlacht. Beide Seiten, die borakischen Truppen aus dem Norden und die südlichen aus Sirak, kämpfen erbittert. Das ist eigentlich nichts Neues, denn das tun sie schon seit Generationen. In dieser Schlacht hat der Norden einen entscheidenden Vorteil. Der Magier Spero brennt für seine Sache und entzündet so manchen seiner Gegner aus der Distanz. Die besten Krieger sind auf einmal Feuer und Flamme und kippen um. Es sieht alles danach aus, dass aschfahlen Siraker sich zurückziehen müssen.

Alles steht auf Utgar Eisfingers Messers Schneide. Er ist ein Söldner, der von Herzog Alvar Einarm aus Sirak angeheuert wurde. Er ist ein begnadeter Schwertkämpfer und handelt in einer Mission für die Siraker, wofür es mehr Glück als Verstand braucht. Doch es gelingt ihm, den Magier aus dem Spiel zu nehmen.

Was sich für ihn und uns auf den ersten Blick als Erfolg darstellt und einen sauberen Abschluss des Auftrags vermuten lässt, ist erst der Anfang eines neuen Lebensabschnitt mit Freud und Leid. Wobei der Leser vermutlich mehr Freud als Leid mit dem Buch haben wird.

Der Magier Spero von Flawen, bekannt als die "Boraker Fackel", wird von Utgar, der eigentlich Molovin von Turda heißt, entführt. Beide sind verletzt und werden von den verbitterten Borakern verfolgt.

Für Molovin stellt sich immer mehr die Frage, was er vom Leben will. Ist es wert, für eine Sache zu kämpfen, die ihm fragwürdig vorkommt?

Der Autor Florian Clever nutzt keine Perspektivenwechsel aus Sicht von anderen Personen. Die gesamte Handlung wird aus dem Blickwinkel von Molovin erzählt. Damit stellt sich das Lesen des Buches als sehr einfach und unkompliziert dar. Es baut sich jedoch im Verlauf der Geschichte eine Verflechtung auf zwischen Magie, Sternendeutung, einer alten Sage vom starren König, untergegangene Gegebenheiten, Veränderungen über die Zeit, sowie menschlicher Gier.

Ab und zu träumt Molovin von seiner Frau. Es ist dann stets ein zeitlicher Rückblick auf vergangene Gespräche mit ihr. Wie stark ist ihre Liebe? Würde sie sein eigenmächtiges Handeln verstehen? Würde sie ihn immer noch lieben können, wenn er den Auftrag nicht erfüllt und gegen Regeln seines Volkes verstieß? Und wie würde sich der Rat verhalten? Wie sähe die Bestrafung aus?

Molovin handelt intuitiv nach seinem Herzen, aber macht sich dadurch mächtige herzlose Feinde. Sogar die gastfreundlichen Dan-Roque sind ihm gegenüber skeptisch. Ist er eine Bedrohung oder wird er sich nützlich erweisen?

Es gibt genug Gründe, um Trübsal zu blasen. Zum Glück gehört zu seiner Reisegruppe nicht nur eine eigensinnige übergroße Flugechse Klein-Askja und ein bemitleidenswerten Rest von einem übel gelaunten Magiers Spero, sondern auch die Schnelle Skadi. Diese Frau hat immer einen flotten Spruch auf Lage und bringt gerne neue Bälle ins Spiel. Geschickt nutzt sie jede Gelegenheit, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und wird damit bekannt wie ein bunter Hund. Weiterhin gibt es noch die stillen, aber herzensguten Helden wie Herdis und Tian, die alle wieder zusammenflicken, aber wenig Verständnis für die Reibereien aufbringen.

So ein Krieger hat es schon gut in dieser Zeit. Mir scheint es, dass so ein Tiefländer-Krieger aus den Sümpfen ein echter Frauenmagnet ist. So fliegen viele Frauen auf ihn, seine Frau, Thyvia, die Schnelle Skadi und Herdis. Wobei letztere doppelt zählt.

Bei allen fünf Göttern es ist im wahrsten Sinne des Wortes eine sagenhafte Geschichte voller Spannung, Humor, weißer und schwarzer Magie. Wobei mir die erste Hälfte des Buches besser gefallen hat. In der zweiten Hälfte dominiert der Kampf. Gut beschrieben, aber für eher ein Kampf.

Komisch fand ich, dass eingangs ausgesagt wird, dass die Flugechsen nicht für Kriegszwecke genutzt werden, da sie sehr kostbar seien. Daher also für den Transport und die Nachrichtenübermittlung eingesetzt würden. Wir lesen jedoch dann im zweiten Teil des Buches über famose Luftkämpfe mit Flugechsen, die mich an den roten Baron bzw. Manfred von Richthofen erinnern, nur mit Armbrust und Wurfspeer.

Es ist schon verrückt. Der Norden kämpft gegen den Süden und umgekehrt. Der starre König will berechtigt aus seinem Gefängnis raus. Andere knallen ihm die handbreit geöffnete Tür vor der Nase zu. Die einen kämpfen aus der Luft, die anderen am Boden. Nebenfiguren kämpfen darum, um den Absatz ihrer Ware zu steigern, andere mit Schneebällen. Es gibt diejenigen die zerstören und die, die alles wieder zusammensetzen. Es ist eine Fantasiewelt der Gegensätze.

Das Ende des Buches kommt für mich etwas plötzlich und willkürlich. Eigentlich hat der erste Teil nicht viele Fragen beantwortet, sondern diese erst aufgeworfen. Ich hätte mir eine andere Stelle gewünscht, wo der erste das Buch aufhört. Nämlich nach der Rückkehr vom eisigen Berg und dem anschließenden Fest (mit oder ohne Wildschweinen). Doch der Autor ist eiskalt und hört einfach an anderer Stelle auf und das tue ich jetzt auch, damit ihr mehr Zeit fürs Lesen habt.

Samstag, 27. März 2021

Der große Sommer von Ewald Arenz

Friedrich hat die Schule vergeigt. Er kann seinen Abschluss nur durch eine Nachprüfung retten. Dafür muss er lernen, also fällt der Familienausflug für ihn flach.
Er muss für 6 Wochen zu den Großeltern.
Seine Großmutter Nana ist sehr lieb zu ihm und Friedrich fühlt sich in ihrer Nähe sehr wohl. Der Großvater ist schwierig, bis vor einer Weile musste er den Opa siezen.
Vormittags heißt es lernen, nachmittags hat  Frieder frei. Den nutzt er auch, um ein Mädchen zu treffen, in das er sich verliebt hat.
Die Schwierigkeiten mit dem Großvater dehnen sich aus, doch je mehr Frieder aus der Vergangenheit seiner Großeltern erfährt, umso besser kann er die Beweggründe für das Verhalten vom Großvater verstehen.
Der Sommer entwickelt sich besser als gedacht und Frieder beginnt ihn zu genießen. Vielleicht schafft er die Nachprüfung und sein Abschluss ist doch gesichert.

Das Buch beginnt sofort voller Humor. Die Geschwister von Friedrich sind sehr unterschiedlich, aber sie verstehen sich gut.
Sein bester Freund Johann ist ganz anders von Typ, doch sie verstehen sich prima. Es gibt einiges zu Lachen, wenn Frieder mit seiner Schwester Alma und Johann unterwegs ist. Mir hat die Geschichte sofort gut gefallen und ich habe das Buch sehr genossen. Es ist eine bildhafte Erzählung mit viel Tiefgang, dabei aber auf keinem Fall ausschweifend oder langatmig werdend.
Die Verbindung der Großeltern versteht man mit der Zeit besser, so unnahbar wie der Großvater tut, ist er im Herzen nicht. Allmählich kommt Frieder dem Geheimnis der Ehe von Nana und Walther auf die Spur. Dadurch versteht er seinen Großvater viel besser und kann auch mit ihm ohne Streit reden.
Insgesamt ist es ein großartiger Sommer, den man mit Friedrich erlebt. Die Höhen und Tiefen nehmen einen mit, jedes Gespräch verfolgt man intensiv. Ich fand dieses Buch sehr gut erzählt und hab mit gelitten und gefiebert. Dieser Sommer ist ein ganz großer Sommer gewesen.
 

Wendelstein

Freitag, 26. März 2021

Lodernde Schwingen von Leigh Bardugo

Der Kampf gegen den Dunklen und die Nichevo'ya haben Alina und ihre Gefährten unter die Erde getrieben.
Ein Sonnenkult verehrt Alina und hält sie gewissermaßen gefangen. Der Asket will vermeiden, dass Alina das Licht aufruft. In den dunklen Stollen hat sie keine Chance. Das Licht ist verschwunden und Alina befürchtet, es gelingt ihr nicht mehr.

Zusammen mit Mal und einer Handvoll Grisha, können sie sich dann doch aufmachen, um den Feuervogel zu finden. Eine gefahrvolle Reise bringt die Mannschaft ans Äußere ihrer Kräfte.

Es wird ihnen alles abgefordert, die Feinde sind ihnen auf der Spur.
Die Sorge um ihr aller Leben und die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Nikolai treibt Alina voran. Lebt der Prinz noch, wird sie ihn wiedersehen? Diese Angst und die Ungewissheit schwingt mit.


Werden sie den Feuervogel finden und um welchen Preis kann Alina seine Macht an sich binden? Der dritte Kräftemehrer übt auf Alina eine Anziehungskraft, der sie sich nicht entziehen kann.

Sie verändert sich sehr vom Wesen, was die Beziehung zu Mal an die Grenzen bringt.

Das Mädchen aus Keramzin gibt es nicht mehr, so sehr Mal auch sich an die Erinnerungen klammert, er muss sich davon lösen.
Alina wird eher die Zarin werden, als seine Braut. Die Zukunft ist ungewiss, denn der Dunkle übt auf Alina eine Anziehungskraft aus, die gefährlich und trotzdem leidenschaftlich ist.


Was auch geschehen mag, es liest sich auf jeden Fall deutlich besser, als Teil 2.
Die Spannung ist extrem hoch. Mich hat es sehr an das Buch gefesselt, ich konnte es kaum aus der Hand legen. Die Geschichte rast auf ein fulminantes Ende zu. Es war kaum auszuhalten, es passiert so viel. Da kamen meine Gedanken kaum hinterher, viele Dinge hatte ich zu verarbeiten und zu verstehen.
Die Längen in "Eisige Wellen" sind schnell vergessen. Der 3. Teil ist ein gelungener Abschluss mit einigen Überraschungen.
Ich bin begeistert und mein Interesse an der Autorin ist gewachsen. Die anderen Bücher von ihr werde ich mir näher anschauen.

Donnerstag, 25. März 2021

Zukurzgeschichten von Frank-Thomas Mitschke

In der Kürze liegt die satirische Würze

Was sind Zukurzgeschichten? Sind es Geschichten, die zu kurz sind, weil sie ein offenes Ende haben, oder sind sie ein zu kurzes Lesevergnügen. Es erfolgt keine Erklärung, also muss ich es selbst herausfinden.

Auf dem Cover ist Schmitz Katze vom Buchverlag abgebildet. Erst dann sehe ich das Pärchen, welches sich gegenseitig im Gleichgewicht hält. Ob das gut geht? Die Frau hat lange Arme, aber dafür kurze Beine. Der Mann scheint mit seiner Nase zu tief ins Glas geschaut zu haben. Das scheint mir passend für den Buchinhalt.

Bei der ersten Geschichte musste ich schon schmunzeln wie ein Osterhase. Ich frage mich ebenfalls, warum manches 'n Appel und 'n Ei kostet und wenn ich das dann an der Kasse entrichte, dann werde ich groß angesehen. Veräppelt und vergackeiert werden, will keiner, aber darüber lesen, das wollen wir schon.

Die zweite Geschichte erzählt von einem Beruf, wo wir ganz offiziell eigene Interessen verfolgen können. Dicht gefolgt von einer Geschichte, die vergleichsweise lang und für die dünne Pointe eher etwas hochgestapelt daher kommt. Dafür ist in der nächste Geschichte die Pointe plattgefahren. Kategorie Nicht-Lustig. Es wird mal wieder Zeit für ein Feuerwerk, denke ich und siehe da, es ist Silvester in der nächsten Geschichte. Hier geht es um superlativen Supermarkt Unfug. In einer weiteren Abhandlung geht es um ein Wetterphänomen. Alle Dorfbewohner haben eine Schokoladenseite und einen dunkel gebräunten Bäcker, der sich nicht mehr aus dem Ofen hervorlocken lässt. Dann geht es um eine Pfeife als Lehrer. Die nächste Story begraben wir mal. Mit der darauf folgenden Geschichte bin ich an einer Zweigstelle - ein gutes Drittel des Buches ist geschafft.

Es kommt, wie es kommen muss. Ein weitere Geschichte, diesmal mit einem Handwerker. Es ist schön, wenn man gute Handwerker kennt, die auch kommen, aber noch besser ist es, wenn sie gehen. Dann können wir wieder mit den Wölfen zu heulen oder uns unserer Kunst widmen. Das führt mich zu der Frage, ist es Kunst was wir sehen, oder ist es das, was wir daraus machen?

Jeweils zum Ende einer Geschichtsschreibung gibt es einen amüsanten Nachschlag aus dem Mitschkipedia in Anspielung auf das Wikipedia einer Internet- Enzyklopädie des Weltwissens vermixt mit der Lebenserfahrung des Autors Frank-Thomas Mitschke. So wird in dieser Mitschkipedia neben vielen anderen Begriffen auch das Netz mit all seinen Wehwehchen erklärt.

Und wieder ist Silvester. Wie die Zeit vergeht - die Zeit für gute Vorsätze, die das zeitliche segnen. Wir lernen im Buch den Unterschied zwischen Vorsager und Grabredner kennen. Erzählt wird dies von einem Menschen mit zuviel Zeit. In der Zeit können könnten wir zum Beispiel Schnäppchen jagen. Ich frage mich, ob wir nicht alle Schnäppchenjäger sind, die Dinge kaufen, die sie nicht zwingend brauchen. In der Tat erscheint es besser, einen persönlichen Rekord zu erzielen. Doch was für einen? Rekord im Faulenzen? Schlafen? Im Grunde verschlafen wir ja schon das halbe Leben. Und in der anderen Hälfte sind wir auf den Brettern, die die Welt bedeuten und gönnen uns Jauchs Wein oder lassen die Kugel rollen. Aber Obacht, wo wir unsere Finger reinstecken. Vor allem, wenn es sich uns kryptisch darstellt, dann sind wir vermutlich nicht diejenige Person, die Einblick erhalten soll. Insbesondere Geschäftsideen sind oftmals streng behütet. Unternehmer und Manager widmen diesen viel Arbeitszeit, aber ist das ein sinnvoller Zeitinvest? Wäre es nicht besser, wenn sie Golf spielen? Eine Idee muss schon etwas mit Pfiff haben. Für den Fall, dass wir verpfiffen wurden, hätten wir ja noch die Notfall-App oder alternativ die Notfallpraxis. Leben retten kann natürlich eine Transplantation, insbesondere dann, wenn das Herz nicht am rechten Fleck sitzt. Genauso viele Menschen gibt es, die Farbenblind sind. Was manchmal auch wirklich egal ist, so zum Beispiel beim Angeln. Farbenblinde Angler fangen die größten Fische. Da gibt's bestimmt eine Statistik im Netz zu. Zu Hause freut sich dann die Katze über den Fisch oder Frau mit der Bratpfanne. Fisch hält jung und schützt vor Krankheiten dank Omega3-Fettsäuren, nicht zu verwechseln mit der Butter bei die Fische!

Nach dieser zu kurzen Zusammenfassung der Buchinhalte die Komplimente: Das Buch stellt eine osterbunte Mischung von (Zu-)Kurzgeschichten dar, die jeweils bestimmte Berufsgruppen und Hobbys durch den Kakao ziehen. Luzifer hätte seine wahre Freude an den Unzulänglichkeiten der Menschen. Doch wir finden sie hingegen erheiternd. Was wäre wir nur ohne diese? Langweiler! Langweilig ist zum Beispiel das Finanzamt. Immer wieder holen sie unser Geld und kommen einen mit Spaghetti-Paragraphen. Selbst der eigene Tod ist nicht umsonst, wie der von Hansi im Käfig. Doch es geschehen auch Wunder. Aus Wundern entsteht Wissen. Wissen ist Macht. Macht zieht viele ungebetene Gäste und Rezensenten an.

Nun, nicht jede dieser Geschichten im Buch, die ich stichpunktartig verkettet habe, fand ich brilliant und erzählenswert, doch der überwiegende Teil bietet Denkanstöße, Satire und Vorurteile, die ich so sehr liebe. Oft sind die Geschichten nur zwei Seiten lang und können daher wie ein Pausengedankensnack konsumiert werden. Dass sie zu kurz sind, kann ich ihnen nicht anlasten. Manchmal bedarf es eben nicht vieler Worte.

Dienstag, 23. März 2021

Tul: Stadt der Gefallenen von Benjamin Keck

Richtig zu leben, ist oft nicht einfach

Zu Beginn des Buches "Tul" gibt es eine Karte von der berüchtigten Stadt Tul zur Orientierung. Die Stadt sieht schon recht voll aus aus der Vogelperspektive und spätestens nach der ersten Stadtbeschreibung von Tul des ersten Kapitels ist klar, dass Tul aus ziemlich üblen Vierteln, engen dunklen Gassen mit garantierten Überfällen, stinkendem Hafen, einem Marktplatz zur diebischen Erleichterung und viel zu viel fragwürdigen Behausungen mit verruchten Bewohnern besteht.

Jeder Lebenstag in Tul will verdient sein. Dazu geht man am besten den anderen aus dem Weg oder noch besser man bestielt sie. Reich und arm, gibt es auch in Tul. Evva und Toto beobachten eine Hinrichtung. Die beiden sogenannten "Hafenratten" handeln im Auftrag der fetten Ratte Bers, ihres Bandenführers. Sie sollen unerwünschte, fremde Diebe (sog. Spinnen) ausfindig zu machen. Doch dabei sehen sie erschrocken zu, wie Kelldred Alard dem Henker überstellt wird. Er ist eine Legende unter den Dieben. Eine Art Robin Hood, den man hängen lässt.

Zu dieser Zeit wissen sie noch nicht, dass es bereits vielversprechenden und vielfluchenden Nachwuchs gibt - sie selbst. Die Straße der Diebe verläuft über die Dächer von Tul, wenn man nicht gerade durch die maroden Dächer bricht und unvermittelt in einem fremden Schlafzimmer landet. Zudem gibt es eine düstere Unterwelt, die beispielsweise die Kinder der Sonne nutzen. Diese fallen in Tul unangenehm auf. Wenn Diebe eines hassen, dann ist es, wenn ihre Opfer fremd bestohlen werden.

Der geschichtliche Hintergrund warum Tul ein Ballungszentrum der Krimineller ist, beruht darauf, dass Tul als eine Gefängnisstadt konzipiert war. Die Inhaftierten bildeten die Stadtbevölkerung umringt von einer festen Mauer. Doch das alles wurde vergessen. Eines blieb jedoch, lebend verließ Tul keiner. Die sogenannte mordende Meute nimmt ihre Aufgabe - im Ursprung als Gefängniswärter gedacht - verdammt ernst und bewacht das einzige Stadttor.

Sehr skurrile Anführer haben sich herausgebildet, von verklärten Priestern, gutmütigen Ausbeutern, einem Zehen Sammelwütigen bis zum wohlbetuchten Nacktem, sind sämtliche Schattierungen dabei. Jeder hat seinen gefährlichen Ruf zu verlieren.

Und doch gibt es hier und da unter dem Deckmantel Hilfe und so etwas wie einen Gaunerkodex. Sich nicht immer daran zu halten, ist Ehrensache.

Ein Highlight sind die Eventveranstaltungen in Tul. Als Läufer, der mit Hunden auf Kriegsfuß steht, war das Kapitel "Hundelauf" gewohnte Praxis. Macht absolut Sinn die Köter auch bei Wettkämpfen einzusetzen. Da wären sicher wieder neue Weltrekorde fällig.

Mit dem Wissen um die vielen netten Flüchen im Buch muss ich nun an mich halten, dass ich nicht auch noch über dieses schreckliche Tul wettere. Besonders hervorzuheben ist, dass es dem Autor Benjamin Keck gelingt, eine durch und durch nicht liebenswerte Stadt mit seinen noch weniger liebreizenden Einwohnern, so humorvoll zu beschreiben, dass alles seinen Schrecken verliert. Faszinierend ist das Werk dadurch, dass der Humor die Abgründe der Menschheit weniger tief erscheinen lässt.

Ich kann sogar einige Lebensweisheiten für mein dreckiges Loch dem Buch entnehmen. So erzählt ein Narr unserem todgeweihten Kelldred Alard, er hätte auch ein schlechteres Leben führen können. Ja, in der Tat, wir Menschen neigen dazu auf hohem Niveau zu jammern. Und damit nicht genug der Weisheiten: Selbst wenn uns Türen verschlossen bleiben, kann jede geöffnet werden, wenn wir uns nur intensiv mit dem Hintergründen auseinandersetzen. Gleich getoppt von der Aussage, ein Meisterdieb ist der, der den Menschen dazu bringt, aus Dankbarkeit freiwillig zu geben. Auf diesem Prinzip sind die kleinsten Softwareschmieden richtig groß geworden. Größer als Kawa, wohlgemerkt!

Was man hier in Tul lernt, ist, sich nicht unterkriegen zu lassen, denn das würde man nur einmal im Leben tun.

Zum Ereuf, was für eine verflucht gute Geschichte. Ich frage mich, in wie weit wir bereits in Tuls Mauern leben. Merken wir es überhaupt? Kennen wir überhaupt alternative Lebensweisen und machen wir uns damit vertraut, oder akzeptieren wir unser Schicksal?

Das Buch ist wie das Bannschloss, es erzählt und erzählt. Manche hören zu und fühlen sich unterhalten, doch nur wenige vermögen eine Parallele zu unserer Erdentwicklung zu ziehen. Tul ist menschengemacht und kann nur durch Menschen verändert werden von innen nach außen, bzw. von ganz unten als Hafenratte nach ganz oben zur Elster durch verflucht viele Taten und unglaubliche Hartnäckigkeit. Wieviel Einsatz sind wir bereit zu geben? 3 Stunden? 16 Stunden? Ohne garantierte Aussicht auf Erfolg?

Wenn wir das Buch anpacken, bietet es stundenlang überraschende Momente, neue Flüche und neue Räume hinter unsichtbaren Türen. In unserem Umfeld gibt es mehr Schätze und Geheimnisse als wir vermuten. Das Wissen darum, wird Euch etwas kosten. Möglicherweise müsst ihr Euch verschulden, um davon zu profitieren, aber miteinander sprechen, zuhören, lesen bringt uns weiter auf dem Weg zur fetten Elster. Die magische Tür schnaubt "Du erzählst mehr als ich.". Ja, tut mir leid, aber bei Matuns kalten Zehen, das Buch ist fürwahr einzigartig und kommt bei mir auf mein persönliches 6 Sterne Regal. Ich hoffe, es bleibt da.

Montag, 22. März 2021

Eisige Wellen Teil 2 der Grisha-Trilogie von Leigh Bardugo

Alina und Mal sind auf der Flucht vor dem Dunklen. Die Ungewissheit nagt an ihnen, ob Alina den Dunklen getötet hat, oder ob er den Kampf überlebt hat.
Während Mal kräftiger wird, verliert Alina an Energie. Sie muss ihre Lichtmagie verstecken und unterdrücken. Sie dürfen auf keinen Fall Aufsehen erregen.
Zusätzlich muss Alina das Hirschgeweih um ihren Hals verstecken. Noch ist es kühl, doch wenn der Sommer kommt, wird der Schal zum Problem.
Durch ein Buch erfahren Alina und Mal, es gibt noch einen Kräftemehrer. Den gilt es zu finden und sich zu nutzen zu machen.
Auf ihrer nervenaufreibenden Reise, müssen sie aufeinander achten und für einander da sein. Nur gemeinsam können sie den Weg gehen und meistern.
Die Armee der Grisha anzuführen wäre das große Ziel. Doch bis dahin ist es ein gefährlicher Weg, der unmöglich scheint und kaum zu schaffen.

Der 2. Teil der Grisha-Trilogie begann für mich zunächst etwas zäh. Ich habe mich an den ersten Band erinnert und auf den gleichen Schwung gehofft. Einige Seiten musste ich durchhalten, dann wurde ich mit einer gewaltigen Spannung belohnt.
Alina und Mal sind mir sehr ans Herz gewachsen. Ich habe mit ihnen gezittert und gelitten.
Die Reise zurück zum Kleinen Palast gestaltet sich schwierig und zwischen Alina und Mal wird es genauso schwierig.
Die Macht wächst in der Sonnenkriegerin, was auch ihr Inneres verändert.

Mir hat es gut gefallen, dass nicht alles perfekt ist und auch Differenzen auftauchen.
Alina muss Entscheidungen treffen, die sie schnell reifen lassen. Sie hat sich zu einer starken Frau entwickelt, die nichts mehr mit dem jungen unscheinbaren Ding zu Beginn der Grisha-Teile gemeinsam hat.
Es ist ein sehr spannendes Erlebnis dieser 2. Teil. Ich denke im 3. Band wird es zu einem großartigen Ende kommen.

Zurück bleibe ich nach diesem fulminanten Fantasie-Spektakel mit großer Aufregung auf den letzten Teil der Trilogie.
Das Herz klopft schneller und die Erwartung wächst. Lodernde Schwingen erwarten mich und ich kann es schon sehen, das Licht, welches Alina in den Himmel schickt.

Von Gustenfelden nach Feucht

Der Himmel über den Menschen von Thomas Imre

Ein zweites himmlisches Leben auf Knopfdruck gefällig?

Prof. Steven Thaillor hat schon seit Kind einen besonderen Bezug zum Sternenhimmel. Oft sitz er einfach da und beobachtet den nächtlichen Himmel. Was mögen die Sterne alles sehen, wenn ihr Licht tief in die Galaxie leuchtet. In der Schulzeit belächelt und vermöbelt, ist er nun ein gern gesehener Wissenschaftler und Herausgeber von wertgeschätzten Publikationen, sowie an der Universität von Washington mit Fachgebiet "Astronomie" beschäftigt. Zudem widmet er sein Leben als Mitentwickler von Spiel- und Lebenssimulationen. Eine Sternschnuppe hat er sogar zu verdanken, dass er eine Frau finden konnte, die ebenfalls nachtaktiv war und der er nicht schnuppe ist. So entstand eine typische Familie mit gesundem Nachwuchs. Und toll, dass seine Frau eine Anstellung bei der NASA gelang. Damit kann sie und er mit modernster Teleskoptechnik tief in Weltall blicken. Die Suche nach dem Ungewöhnlichen kann beginnen. Aber ist das die einzige Motivation?

Der Himmel kann viel über den Sinn des Lebens verraten. Viele Menschen glauben an etwas Höheres. Eventuell leben wir in einer Matrix, meinte Prof. Thaillor. Klar, für jemanden, der nur Simulationen kennt, sieht alles wie eine Simulation aus.

Vieles ist denkbar und beweisbar, vieles ist vorstellbar, aber unbelegt, und vieles ist möglich, was wir nicht für möglich halten.

Der Leser muss sich durch viel Sachlichkeit und Familiengespräche wälzen, bevor sich eine Art Spannung auftut. Ein Objekt aus dem Weltall bewegt sich auf die Erde zu. Wobei was für ein Objekt ist das denn? Eine wissenschaftliche Sensation! Doch bei genaueren Hinsehen sind Zweifel angebracht. Vielleicht ist es doch nicht so gut, was da kommt. Es sendet Signale aus und es ist eher eine Ansammlung von Objekten. Es ist ein Objektschwarm, der insgesamt an Geschwindigkeit verliert, um genau bei der Erde zu parken. Vieles deutet auf eine außerirdische Intelligenz hin.

Prof. Thaillor flüchtet sich in seine Software. Die Software modelliert eine Erlebniswelt auf Basis der Vorstellungen und Wünsche der Nutzer. Das Leben dort erinnert ihn daran, dass seine wahrgenommene Welt womöglich nicht real ist und er nur eine Projektion ist.

Die Software lernt Interessen kennen und misst Gehirnströme um den Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Es lässt sich ein zweites Leben leben. Doch dieses virtuelle Leben verändert das reale Leben. Das zweite Leben wird zur Sucht. Es würde ein Wort reichen, um aus der Simulation auszusteigen. Es genüge einfach "Stopp" rufen.

Das zweite Leben hat seinen Preis. Unangenehme Träume in der Nacht des richtigen Lebens sind die Folge. Was liegt also näher, als die verbrachte Zeit in der Simulation zu verlängern. Ein Kindheitstraum geht in Erfüllung, nun zu den Sternen reisen zu können - körperlos. Es eröffnet unbegrenzte Möglichkeiten. Alles spielt sich im Kopf des Spielers ab. Der Spieler ist Teil der Handlung, aber die KI hat es entworfen.

Er erfährt in dieser Situation, den wahrscheinlichen Grund für das Objekt, das sich der Erde nähert.

Ich rufe "Stopp", aber es ist kein Ausstieg möglich.

Wir erfahren zum Ende mehr über den Titel des Buches. Der Begriff "Himmel" ist gemeint als Simulation. Unser Leben mag eine Simulation sein. Das Buch ist eine Simulation, die eine Simulation beschreibt und wird von uns gelesen, von Lesern, die ebenfalls in einer ganz individuell abgestimmten Simulation leben. Jeder Mensch, der in dem Himmel blickt, sieht von seinem Standort unterschiedliche Dinge und doch leben wir alle unter dem gleichen Himmel.

Nicht umsonst ruft Obelix oft: "Beim Teutates, der Himmel fällt uns auf dem Kopf.".

Die Menschheit in dem Buch muss sich auf Grundwerte zurückbesinnen, sich quasi neu erden. Ich denke, für dies bedarf es mehr als eine Rede eines Wissenschaftler über mehr Nächstenliebe und Nachhaltigkeit. Interessant finde ich die Herleitung, wo die Menschheit an einem Strang ziehen könnte. Egal ob wir Glaubenskrieger oder Wissenschaftler sind, etwas Außerirdisches bzw. Überirdisches mag bestehen. Und egal, wie wir uns auf der Erde entscheiden. Jemand programmiert die Simulation in der wir leben.

Ich drücke STRG-ALT-ENTFERNEN. Auch das nützt nichts, um die Simulation anzuhalten.

Das Buch wirft zum Ende implizit Fragen auf: Leben wir ein Leben, was wir im Innersten nicht wollen? Oder wollen wir es, weil wir uns zu gerne ablenken lassen, uns mit wichtigeren Dingen zu beschäftigen. Werden wir manipuliert und sind Marionetten in einem perfiden Spiel? Gibt es etwas Überirdisches, was uns resettet, wenn wir im Universum unangenehm auffallen?

Für meinen Geschmack hätte das Buch etwas gekürzt werden können, damit die Handlung bzw. die Weltanschauung etwas mehr Gewicht bekäme. Das Potential bezüglich Plot ist jedenfalls da, alle 5 Sterne zu erreichen.

Durch die Nacht und alle Zeiten von Eva Völler

Bei einem historischen Festival spaziert Lori gelangweilt davon. Als sie im Wald ist, steht ein junger Mann vor ihr, der sich sehr höflich als Thomas Wakefield vorstellt.
Während des Gesprächs mit ihm, stellt Lori fest, er stammt nicht von ihrer Gegend. Seine Aussprache ist sehr gewählt und überaus freundlich.
Thomas kommt aus der Vergangenheit und hat eine wichtige Aufgabe zu erledigen. Wovon eine Menge abhängt, diese Aufgabe muss gelingen, sonst verändert sich die Gegenwart und Loris Familie könnte verschwinden.
Lori und Thomas müssen einen Weg finden, wie er zurück nach 1813 kehren kann.

Bei Eva Völler habe ich die Garantie, dass es nicht langweilig wird. Die Geschichten von ihr legen sofort los. Ohne Umschweife lande ich im Geschehen des Abenteuers.
So auch bei "Durch die Nacht und alle Zeiten" mit zwei sehr sympathischen Hauptfiguren.
Worum es geht, erfährt man im Klappentext, der mich an die "Zeitenzauber" und "Time School" Bücher erinnert.
Damit hat dieses Buch um Lori und Thomas nur ein bisschen gemeinsam.
Es ist ein wunderbares Abenteuer mit Geschichtshintergrund.

Lori mochte ich von Anfang an, sie ist ein aufgeweckter Teenager mit einer romantischen Ader.
Das Abenteuer wird kunterbunt erzählt, es kommt zu keiner Eintönigkeit.
Zum Luftholen bleibt auch kaum Zeit, es geht Schlag auf Schlag durch die Seiten.

Ich habe mich sofort wohlgefühlt mit dem Buch. Schon das Cover ist wunderschön gestaltet.

Die Autorin hat ein Händchen für romantische Abenteuergeschichten mit jugendlichen Charakteren. Bei ihr weiß ich, der Unterhaltungswert ist sehr hoch.
Auch die anderen Figuren bieten große Spannung und sind perfekt eingefügt.
Herrlich bekloppte Franzosen, die Lori und Thomas gefährlich werden. Thomas beschützt Lori wo er kann. Er ist ein überaus charmanter Bursche. Da schlägt Loris Herz doppelt höher.
Ein Hauch Romantik, viel Spaß und Spannung runden dieses Abenteuer ab.

Ich habe mich rundum gut amüsiert und mit gefiebert, wenn es brenzlig wurde.Es gab keine Momente, die ich für überflüssig halte, das Buch liest sich wunderbar leicht.Nicht ohne Grund zählt Eva Völler zu meinen Lieblingsautorinnen.

Diese Geschichte kommt als Einzelband daher, eine Fortsetzung wird es voraussichtlich nicht geben.