Donnerstag, 25. März 2021

Zukurzgeschichten von Frank-Thomas Mitschke

In der Kürze liegt die satirische Würze

Was sind Zukurzgeschichten? Sind es Geschichten, die zu kurz sind, weil sie ein offenes Ende haben, oder sind sie ein zu kurzes Lesevergnügen. Es erfolgt keine Erklärung, also muss ich es selbst herausfinden.

Auf dem Cover ist Schmitz Katze vom Buchverlag abgebildet. Erst dann sehe ich das Pärchen, welches sich gegenseitig im Gleichgewicht hält. Ob das gut geht? Die Frau hat lange Arme, aber dafür kurze Beine. Der Mann scheint mit seiner Nase zu tief ins Glas geschaut zu haben. Das scheint mir passend für den Buchinhalt.

Bei der ersten Geschichte musste ich schon schmunzeln wie ein Osterhase. Ich frage mich ebenfalls, warum manches 'n Appel und 'n Ei kostet und wenn ich das dann an der Kasse entrichte, dann werde ich groß angesehen. Veräppelt und vergackeiert werden, will keiner, aber darüber lesen, das wollen wir schon.

Die zweite Geschichte erzählt von einem Beruf, wo wir ganz offiziell eigene Interessen verfolgen können. Dicht gefolgt von einer Geschichte, die vergleichsweise lang und für die dünne Pointe eher etwas hochgestapelt daher kommt. Dafür ist in der nächste Geschichte die Pointe plattgefahren. Kategorie Nicht-Lustig. Es wird mal wieder Zeit für ein Feuerwerk, denke ich und siehe da, es ist Silvester in der nächsten Geschichte. Hier geht es um superlativen Supermarkt Unfug. In einer weiteren Abhandlung geht es um ein Wetterphänomen. Alle Dorfbewohner haben eine Schokoladenseite und einen dunkel gebräunten Bäcker, der sich nicht mehr aus dem Ofen hervorlocken lässt. Dann geht es um eine Pfeife als Lehrer. Die nächste Story begraben wir mal. Mit der darauf folgenden Geschichte bin ich an einer Zweigstelle - ein gutes Drittel des Buches ist geschafft.

Es kommt, wie es kommen muss. Ein weitere Geschichte, diesmal mit einem Handwerker. Es ist schön, wenn man gute Handwerker kennt, die auch kommen, aber noch besser ist es, wenn sie gehen. Dann können wir wieder mit den Wölfen zu heulen oder uns unserer Kunst widmen. Das führt mich zu der Frage, ist es Kunst was wir sehen, oder ist es das, was wir daraus machen?

Jeweils zum Ende einer Geschichtsschreibung gibt es einen amüsanten Nachschlag aus dem Mitschkipedia in Anspielung auf das Wikipedia einer Internet- Enzyklopädie des Weltwissens vermixt mit der Lebenserfahrung des Autors Frank-Thomas Mitschke. So wird in dieser Mitschkipedia neben vielen anderen Begriffen auch das Netz mit all seinen Wehwehchen erklärt.

Und wieder ist Silvester. Wie die Zeit vergeht - die Zeit für gute Vorsätze, die das zeitliche segnen. Wir lernen im Buch den Unterschied zwischen Vorsager und Grabredner kennen. Erzählt wird dies von einem Menschen mit zuviel Zeit. In der Zeit können könnten wir zum Beispiel Schnäppchen jagen. Ich frage mich, ob wir nicht alle Schnäppchenjäger sind, die Dinge kaufen, die sie nicht zwingend brauchen. In der Tat erscheint es besser, einen persönlichen Rekord zu erzielen. Doch was für einen? Rekord im Faulenzen? Schlafen? Im Grunde verschlafen wir ja schon das halbe Leben. Und in der anderen Hälfte sind wir auf den Brettern, die die Welt bedeuten und gönnen uns Jauchs Wein oder lassen die Kugel rollen. Aber Obacht, wo wir unsere Finger reinstecken. Vor allem, wenn es sich uns kryptisch darstellt, dann sind wir vermutlich nicht diejenige Person, die Einblick erhalten soll. Insbesondere Geschäftsideen sind oftmals streng behütet. Unternehmer und Manager widmen diesen viel Arbeitszeit, aber ist das ein sinnvoller Zeitinvest? Wäre es nicht besser, wenn sie Golf spielen? Eine Idee muss schon etwas mit Pfiff haben. Für den Fall, dass wir verpfiffen wurden, hätten wir ja noch die Notfall-App oder alternativ die Notfallpraxis. Leben retten kann natürlich eine Transplantation, insbesondere dann, wenn das Herz nicht am rechten Fleck sitzt. Genauso viele Menschen gibt es, die Farbenblind sind. Was manchmal auch wirklich egal ist, so zum Beispiel beim Angeln. Farbenblinde Angler fangen die größten Fische. Da gibt's bestimmt eine Statistik im Netz zu. Zu Hause freut sich dann die Katze über den Fisch oder Frau mit der Bratpfanne. Fisch hält jung und schützt vor Krankheiten dank Omega3-Fettsäuren, nicht zu verwechseln mit der Butter bei die Fische!

Nach dieser zu kurzen Zusammenfassung der Buchinhalte die Komplimente: Das Buch stellt eine osterbunte Mischung von (Zu-)Kurzgeschichten dar, die jeweils bestimmte Berufsgruppen und Hobbys durch den Kakao ziehen. Luzifer hätte seine wahre Freude an den Unzulänglichkeiten der Menschen. Doch wir finden sie hingegen erheiternd. Was wäre wir nur ohne diese? Langweiler! Langweilig ist zum Beispiel das Finanzamt. Immer wieder holen sie unser Geld und kommen einen mit Spaghetti-Paragraphen. Selbst der eigene Tod ist nicht umsonst, wie der von Hansi im Käfig. Doch es geschehen auch Wunder. Aus Wundern entsteht Wissen. Wissen ist Macht. Macht zieht viele ungebetene Gäste und Rezensenten an.

Nun, nicht jede dieser Geschichten im Buch, die ich stichpunktartig verkettet habe, fand ich brilliant und erzählenswert, doch der überwiegende Teil bietet Denkanstöße, Satire und Vorurteile, die ich so sehr liebe. Oft sind die Geschichten nur zwei Seiten lang und können daher wie ein Pausengedankensnack konsumiert werden. Dass sie zu kurz sind, kann ich ihnen nicht anlasten. Manchmal bedarf es eben nicht vieler Worte.

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