Sonntag, 28. März 2021

Eisige Fehde (Der weiße Kristall 1) von Florian Clever

Fiese Fremde fördern frostige Fehden

Unsere Geschichte beginnt mit einer blutigen Schlacht. Beide Seiten, die borakischen Truppen aus dem Norden und die südlichen aus Sirak, kämpfen erbittert. Das ist eigentlich nichts Neues, denn das tun sie schon seit Generationen. In dieser Schlacht hat der Norden einen entscheidenden Vorteil. Der Magier Spero brennt für seine Sache und entzündet so manchen seiner Gegner aus der Distanz. Die besten Krieger sind auf einmal Feuer und Flamme und kippen um. Es sieht alles danach aus, dass aschfahlen Siraker sich zurückziehen müssen.

Alles steht auf Utgar Eisfingers Messers Schneide. Er ist ein Söldner, der von Herzog Alvar Einarm aus Sirak angeheuert wurde. Er ist ein begnadeter Schwertkämpfer und handelt in einer Mission für die Siraker, wofür es mehr Glück als Verstand braucht. Doch es gelingt ihm, den Magier aus dem Spiel zu nehmen.

Was sich für ihn und uns auf den ersten Blick als Erfolg darstellt und einen sauberen Abschluss des Auftrags vermuten lässt, ist erst der Anfang eines neuen Lebensabschnitt mit Freud und Leid. Wobei der Leser vermutlich mehr Freud als Leid mit dem Buch haben wird.

Der Magier Spero von Flawen, bekannt als die "Boraker Fackel", wird von Utgar, der eigentlich Molovin von Turda heißt, entführt. Beide sind verletzt und werden von den verbitterten Borakern verfolgt.

Für Molovin stellt sich immer mehr die Frage, was er vom Leben will. Ist es wert, für eine Sache zu kämpfen, die ihm fragwürdig vorkommt?

Der Autor Florian Clever nutzt keine Perspektivenwechsel aus Sicht von anderen Personen. Die gesamte Handlung wird aus dem Blickwinkel von Molovin erzählt. Damit stellt sich das Lesen des Buches als sehr einfach und unkompliziert dar. Es baut sich jedoch im Verlauf der Geschichte eine Verflechtung auf zwischen Magie, Sternendeutung, einer alten Sage vom starren König, untergegangene Gegebenheiten, Veränderungen über die Zeit, sowie menschlicher Gier.

Ab und zu träumt Molovin von seiner Frau. Es ist dann stets ein zeitlicher Rückblick auf vergangene Gespräche mit ihr. Wie stark ist ihre Liebe? Würde sie sein eigenmächtiges Handeln verstehen? Würde sie ihn immer noch lieben können, wenn er den Auftrag nicht erfüllt und gegen Regeln seines Volkes verstieß? Und wie würde sich der Rat verhalten? Wie sähe die Bestrafung aus?

Molovin handelt intuitiv nach seinem Herzen, aber macht sich dadurch mächtige herzlose Feinde. Sogar die gastfreundlichen Dan-Roque sind ihm gegenüber skeptisch. Ist er eine Bedrohung oder wird er sich nützlich erweisen?

Es gibt genug Gründe, um Trübsal zu blasen. Zum Glück gehört zu seiner Reisegruppe nicht nur eine eigensinnige übergroße Flugechse Klein-Askja und ein bemitleidenswerten Rest von einem übel gelaunten Magiers Spero, sondern auch die Schnelle Skadi. Diese Frau hat immer einen flotten Spruch auf Lage und bringt gerne neue Bälle ins Spiel. Geschickt nutzt sie jede Gelegenheit, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und wird damit bekannt wie ein bunter Hund. Weiterhin gibt es noch die stillen, aber herzensguten Helden wie Herdis und Tian, die alle wieder zusammenflicken, aber wenig Verständnis für die Reibereien aufbringen.

So ein Krieger hat es schon gut in dieser Zeit. Mir scheint es, dass so ein Tiefländer-Krieger aus den Sümpfen ein echter Frauenmagnet ist. So fliegen viele Frauen auf ihn, seine Frau, Thyvia, die Schnelle Skadi und Herdis. Wobei letztere doppelt zählt.

Bei allen fünf Göttern es ist im wahrsten Sinne des Wortes eine sagenhafte Geschichte voller Spannung, Humor, weißer und schwarzer Magie. Wobei mir die erste Hälfte des Buches besser gefallen hat. In der zweiten Hälfte dominiert der Kampf. Gut beschrieben, aber für eher ein Kampf.

Komisch fand ich, dass eingangs ausgesagt wird, dass die Flugechsen nicht für Kriegszwecke genutzt werden, da sie sehr kostbar seien. Daher also für den Transport und die Nachrichtenübermittlung eingesetzt würden. Wir lesen jedoch dann im zweiten Teil des Buches über famose Luftkämpfe mit Flugechsen, die mich an den roten Baron bzw. Manfred von Richthofen erinnern, nur mit Armbrust und Wurfspeer.

Es ist schon verrückt. Der Norden kämpft gegen den Süden und umgekehrt. Der starre König will berechtigt aus seinem Gefängnis raus. Andere knallen ihm die handbreit geöffnete Tür vor der Nase zu. Die einen kämpfen aus der Luft, die anderen am Boden. Nebenfiguren kämpfen darum, um den Absatz ihrer Ware zu steigern, andere mit Schneebällen. Es gibt diejenigen die zerstören und die, die alles wieder zusammensetzen. Es ist eine Fantasiewelt der Gegensätze.

Das Ende des Buches kommt für mich etwas plötzlich und willkürlich. Eigentlich hat der erste Teil nicht viele Fragen beantwortet, sondern diese erst aufgeworfen. Ich hätte mir eine andere Stelle gewünscht, wo der erste das Buch aufhört. Nämlich nach der Rückkehr vom eisigen Berg und dem anschließenden Fest (mit oder ohne Wildschweinen). Doch der Autor ist eiskalt und hört einfach an anderer Stelle auf und das tue ich jetzt auch, damit ihr mehr Zeit fürs Lesen habt.

Keine Kommentare: