Mittwoch, 30. August 2017

Social Feedback

"Menschen zu finden, die mit uns fühlen und empfinden, ist wohl das schönste Glück auf Erden."
C. Spitteler

Danach sehnen sich viele Benutzer von sozialen Medien.


Unternehmen schauen in erster Regel auf Benutzeraccounts, die eine große Gefolgschaft haben, um sie für ihre Zwecke einzuspannen. Sie schauen nicht, wie die Anzahl der Follower zustandegekommen sind.

Viele Follower entstehen durch Ringtausch mit anderen Accounts (teilweise eigenen) oder ganz banal, indem sie andere für das Folgen bezahlen. Ringtausch erkennen wir daran, dass der Account beinahe genauso vielen Accounts folgt, wie er von diesen gefolgt wird. Einen Zukauf von Followern sehen wir daran, wenn ein Account mit 100 Beiträgen schon tausende Follower hat oder wenn die Follower so gar nichts mit dem Autoren gemein haben. Nichtsdestotrotz stürzt sich die zahlenverliebte Industrie genau auf diese Kennzahl und versucht diese Mitstreiter für ihr Produktmarketing zu gewinnen. Sind solche hochgeschätzten Accounts überhaupt unter diesen Voraussetzungen in der Lage, irgendjemand zu beeinflussen? Würden wir die Beeinflussung überhaupt wahrnehmen?

Ein typischer Influencer, Marken Botschafter oder Ambassador ist in der Regel eine Person, die "Gute Laune" Bilder postet und coole Sprüche von sich gibt. In den Beiträgen dieser Person werden häufig Bezüge zu Produkten einer oder gleich mehrerer Firmen hergestellt. Die Influencer bekommen im Gegenzug irgendwelche kleinen Aufmerksamkeiten vom Unternehmen. Diese Art der Werbung ist für die Unternehmen sehr billig und daher sehr verbreitet.

Die meisten Accounts finde ich irrsinnig langweilig und nicht besonders informativ. Trotzdem habe ich mir erlaubt einige Beiträge zu kommentieren und es ist etwas Überraschendes passiert. Auf einmal bekomme ich eine nie dagewesene Interaktion mit meinem Account hin. Ich gewinne Follower, bekomme "Gefällt mir" und der Traffic steigt.

Offenbar ist in den sozialen Medien weniger der Informationsgehalt von Bedeutung für die Leserschaft, sondern die Interaktion.

Was mich wundert, dass viele Unternehmen nur Influencer für Social Marketing suchen und nicht Tester und Ideenlieferer. Die Community, die Produkte tagtäglich nutzt, könnte viele Ideen, Fehler, Wünsche und Stellen zur weiteren Verbesserung aufzeigen. Sie haben einen viel weiteren Blick, der über die Produkte hinaus geht. Sie kennen nicht nur die Produkte einer Marke, sondern sie kennen den Markt.

Die Community kann vom Kauf im Geschäft, dem Einsatz im Alltag, dem Kundendienst, die Rückmeldungen aus dem Freundeskreis und vieles mehr berichten und in ihre Bewertungen einfließen lassen. Dieser Schatz ist von den meisten Unternehmen noch ungehoben. Sie bauen lieber  auf eigene Testkapazitäten, vergessen jedoch, dass die eigenen Mitarbeiter möglicherweise befangen und betriebsblind sind. Selbst, wenn gezielt Profianwender gefragt werden, dann ist das nicht die Zielgruppe an die die Produkte vordringlich verkauft werden.

Die meisten Unternehmen bevorzugen Social Marketing mit Leuten, die die rosarote Brille aufhaben und die Produkte im besten Licht darstellen. Hierbei helfen Metriken, um die Fülle an Accounts für Marketingleuten zu sortieren.
Als Unternehmen würde ich weniger auf Social Marketing setzen, sondern auf Social Feedback.

Siehe auch:
10kmlauf.blogspot.com - Ambassadoren im Visier
twitter.com - ChatWMatt - Statistik
Tredigital.com - Tweet like a pro
10kmlauf.blogspot.com - Faktoren zur Vermarktbarkeit von Athleten

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