Non ci sono problemi
2008 beginnt die Auswanderungsgeschichte aus den Niederlanden nach Italien.
Das es in einem fremden Land etwas anders zugehen kann ist klar - in Italien vor allem Dolce vita - und das klingt doch für Auswanderer attraktiv. Probleme, hmm, das sehen wohl nur Holländer. Es gibt keine Probleme, deswegen versucht man gar nicht erst Probleme zu vermeiden, sondern sie mit entsprechender Bezahlung zu lösen. Mit dem Makler steht der Autor beim Hauskauf in Italien auf Kriegsfuss. Nun, ich weiß nicht, wie hoch die Erwartungshaltung an diesen Berufszweig ist, meine ist auf dem Niveau, dass der zukünftige Hausherr schon an alles selbst denken muss. Oder eben der Haushund. Die Aufregung kann ich nur zum Teil nachvollziehen.
Ich mag es, über das Buch ein paar authentische Eindrücke in den Lebensalltag zu gewinnen, zudem Land und Leute, Theater, Behörden und Versorger, Toiletten, Handwerker, Gesundheitssystem, Auto und Politik.
Das klingt sehr vielseitig, doch unsere Helden beschäftigt vor allem der Hausbau mit allem drum und dran. Im Grunde macht das den Hauptteil des Buches aus und ich frage mich, ob es so oder so ähnlich nicht jeder Bauherr erlebt. Wer also eine klassische Auswandergeschichte erwartet, mag enttäuscht werden. Es geht eher um "Schaffe, schaffe, Häusle baue".
Bis auf den Cent genau, wird uns vorgerechnet, was jeder Handgriff, jeder Beleg kostet. Wir können die Fortschritte am Haus verfolgen. Ein bisschen fühlt es sich so an, wie ein Fotoalbum, was jemand einem begeistert zeigt, zu dem ich keinen Bezug habe. Doch ist es nicht das Entscheidende am Auswandern, einen neuen und schönen Rückzugsort aufzubauen nachdem alle Brücken nach Hause abgerissen wurden? Setzt das Buch nicht den entscheidenden Schwerpunkt: Trautes Heim ist Glück allein? Jedem sollte klar sein, wer auswandert für den wird es nicht billig. Alles geht voran mit Geld und die Höhe ist Verhandlungssache und abhängig von den Rahmenbedingungen. Der Autor beschreibt es im Buch so "wir sind nun mal misstrauischer Holländer, die immer die Hände am Geldbeutel haben".
So kommt es auch, dass in Formulierungen die deutsche Wortwahl nicht hundertprozentig passt:
"Wir mussten aufpassen! Unbewusst meiner Arglist fuhr Olita mit voller Geschwindigkeit weiter."
Arglist, besser Argwohn.
Im Grunde ist das Buch auch eine geschickt verpackte Werbebroschüre für das Feriendomizil.
Das Cover verspricht eine wilde Achterbahnfahrt, jedoch rasant geht es nicht zu, mein Puls bleibt flach und im Kreis wird auch nicht gefahren. Es geht eher von Punkt zu Punkt. Humorvoll? Vieles wird mit Augenzwinkern kommentiert und für uns festgehalten.
Grundsätzlich würde ich das Buch als aus dem Leben gegriffen sehen. Ehrlich, authentisch und mit nicht übersteigerten effekthaschenden Überraschungen für die Leserschaft. Für den ein oder anderen Italienliebhaber mag das Buch interessant sein, denn wir lernen ganz nebenbei typische italienische Redewendungen. Jede Kapitelüberschriften ist in italienisch. Zum Schluss gibt es auch ein Verzeichnis mit ausgewählten Begriffen.
Leser, die sich positiv an die Fernsehserie "Goodbye, Deutschland" erinnern, mögen durch dieses Buch unterhalten werden.
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