Der zweite Band des Hörbuch "Ohne Strom" ist sehr vielseitig. Das Hörbuch enthält ein kriminelle Handlungen, Diskussionen um verschiedene Gesinnungen, Meinungsfreiheit, Andersartigkeit, Gleichmacherei und Toleranz, sowie jede Menge zwischenmenschliche Beziehungen bis hin zum philosophischen Gespräch.
Manche gehen bei der Bewältigung der Energiekrise sehr konstruktiv vor, andere destruktiv. Alle versuchen zu überleben. Meist setzt eine Verrohung bis hin zu Radikalisierung ein. Mitunter habe ich das Gefühl, das Mittelalter mit Feuerwaffen ist zurück. Abgründe? Oder Erdung? Auf einmal bekommen lebensnotwendige Dinge einen Wert und bislang liebgewonne Technik ist plötzlich nutzlos. Vieles hängt vom Strom ab.
Mehrmals frage ich mich, warum es keine Versuche gibt, den Strom durch eine andere Technik zu ersetzen.
Schließlich gibt es Stromimpulse im menschlichen Körper, die offenbar nicht betroffen sind.
Bricht wirklich eine Gesellschaft so schnell zusammen? Die Geschichte zeigt, dass unter Druck, Not, Gefahr oder Mangel es in kürzester Zeit Erfindungen gibt, die ein Problem lösen. Ich denke daher, man kann ohne Strom leben, doch nicht alle Menschen sind wie bisher zu ernähren. Verluste gäbe es. Wie immer in der Natur. Neue Regeln zum Zusammenwirken sind sicherlich notwendig.
Das Hörbuch kommt mir als Gedankenexperiment vor, was wäre wenn... Es versucht nicht zu erklären, warum es zu dem Stromausfall gekommen ist, auch nicht, wodurch das kam. Wer steckt dahinter? Funkstille! Genauso hätte alles Wasser der Erde weg sein können, oder eine Eiszeit. Es geht im Kern nicht darum, die Ursache der Katastrophe zu erörtnern, sondern darzustellen, wie abhängig bis hin süchtig wir sind, und wie wir unter Strom auch ohne Strom stehen.
Die beschriebenen Zustände sind nur für in hochtechnisierten Gesellschaften ein Problem. In 25 Ländern herrschen diese Zustände bereits seit Jahren. Wie erschreckend oder verkehrt etwas ist, ist letztlich von der Wahrnehmung und Gewohnheit abhängig.
Der Sprecher wirkt emotionslos. Er liest einfach vor, ohne die Stimmung der Charaktere herüberzubringen. Er hat eine angenehme Stimme und ich kann ihn gut verstehen, doch ein wenig mehr Textgefühl und Empathie wäre schon hilfreich.
Mir fehlt der Spannungsbogen. Oft habe ich den Eindruck, dass ein Kapitel - gehört oder nicht - keine weiteren Erkenntnisse bringt.
Das Hörbuch hat kein abschließendes Ende. Es scheint eher Seriencharakter zu haben, ähnlich wie die TV-Serie Lindenstraße. Wer den Stil mag, ist hier richtig.
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