Am Anfang hatte ich den Höreindruck, dass das Hörspiel "Ohne Strom" nur daraus besteht, darzustellen durch lose Szenen, was alles nicht mehr geht, ohne omnipräsente Elektronik.
Ohne Strom funktionieren große bis kleine alltägliche Dinge nicht mehr. Es gibt verschiedene Handlungsstränge. In jedem baut sich eine Handlung auf. Am besten gefallen hat mir die taffe, besonnene, krisenfeste Simone. Solche Frauen kenne ich eigentlich nicht, dafür einige ebensolche Männer.
Vom Strom hängt vieles ab, das wird durch die vielen Szenen deutlich. Noch dazu erschreckend ist, wie schnell Chaos, Gewalt, Kriminalität durch das Fehlen von adequaten Notfallplänen einkehrt.
Das Buch bringt es auf den Punkt, wir Leben in einer "on Demand" Gesellschaft. Alles ist stets bei Bedarf verfügbar, aber alles hängt auch ab vom Strom. Oder vom Gas. Oder von Wasser und Nahrung. Ohne Energie ist nichts mehr los.
Ich überlege, warum der menschliche Körper vom Energieausfall nicht betroffen ist. Das Nervensystem im menschlichen Körper sendet ständig elektrische Signale. Zumindest die Herzschrittmacher würden ausfallen.
Einige Geräte im Militärischen Bereich sind EMP geschützt. Es ist im Buch unklar, ob diese auch ausgefallen sind.
Oldtimer würden auch noch fahren können. Aber nun ja, wir wissen ja nicht was genau passiert ist.
Gegenden mit viel Zivilisation und keinem Strom sind gefährlicher als ländliche Gegenden. Vorteile von Bequemlichkeit verkehren sich ins Gegenteil.
Es bilden sich selbstorganisoerte dezentrale Strukturen, die ganz gut funktionieren solange sich alle einen Vorteil davon erhoffen.
Markus Mattzik gelingt es, ausgewogen die jeweiligen Verhalten der Figuren zu beschreiben, nicht mit erhobenen Zeigefinger, sondern verständnisvoll für die außergewöhnliche bedrohliche Situation, die die menschlichen Wesenszüge und ihr Verhalten ganz unterschiedlich verändert. Stabil scheinen nur diejenigen zu sein, die zuvor schon eine selbstlose oder unerschütterliche Ader hatten.
Es gibt nicht wirklich eine empfohlene Strategie oder goldenen Weg, außer Großstädte zu vermeiden, Ruhe und Humor zu bewahren, und zurück zu den Wurzeln zu finden, lernen mit der Sense zu schwingen und Kühe zu melken.
Das Ende ist unkreativ. Das Buch hört einfach auf, ohne einen sauberen Abschluss zu finden, Stecker gezogen aus.
Nun, es gibt noch einen weiteren Band, der bestimmt nahtlos an Band 1 anknüpft. Vermutlich ist der zweite Band sogar noch interessanter, da klar wird, was die Katastrophe ausgelöst hat. War es überhaupt eine Katastrophe oder ist es eine Chance für einen Neuanfang?
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