Samstag, 22. Januar 2022

"Sonnenkind und Schattenkrieger" von Bodo Staudacher

 Die Lebensgeschichte liest sich wie ein Plausch unter Freunden - total persönlich und berührend. 

Wir können sogar Chatnachrichten lesen. Ist in diesem Fall ja nicht verwerflich, weil der Autor ganz offen mit all seinen Dialogen umgeht. Er schrieb das Buch, um die Dinge zu verarbeiten. Krebs, Corona und die Auswirkungen, aber auch auf der anderen Seite schöne Reisen und viele andere positive Dinge in seinem Leben. Wenn man alles liest, dann ist das Leben gar nicht so schlimm, trotz allem. 

Dadurch, dass das Buch in einem Rutsch heruntergeschrieben wurde, springt der Autor im Zeitstrahl vor und zurück. Doch ich habe mit den Zeitsprüngen keine Probleme gehabt.

Der Schreibstil ist so gewählt, dass die Ausführungen flüssig und lebendig herüberkommen und das Buch insgesamt einfach und schnell zu lesen ist.

Ich habe nun den Eindruck, über die schwierigen Umstände einer Krankheit und den Umgang damit informiert zu sein. Doch was nehme ich mit, was ist die Botschaft? Was macht das Bucht wertvoll und lesenswert? 


Jeder, der sich bester Gesundheit erfreut,  kann es jeden Tag treffen. Trotz gesunder Lebensweise. Es ist auch gut zu wissen, wie andere mit den Dingen des täglichen Ablaufs umgehen, zum Bespiel Nahrung. Essen macht glücklich. Ja, wenn es was Gescheites ist. Und dafür kann man ja sorgen. Es kommt sogar ein Rezept vor mit heller Sojasoße. Sowas hört sich gut an, bis auf den Knoblauch und den Chili, den immer Köche benutzen, die nicht würzen können.

Reisen können diesbezüglich ja bereichernd oder auch ernüchternd sein.

Reiseberichte machen einen Großteil des Buches aus. Hinzu kommt Corona und die eigene Gesundheit.


Layouttechnisch hätte ich den Strich der Kapitelüberschrift nicht bis zum Rand gezogen. Dies hinterlässt drucktechnisch bedingt einen häßlich Streifen, der fast wie ein Mängelexemplar aussieht. Wie die Narbe, die die Operation am Autor hinterließ. Was ist eine Narbe gegenüber verlängerte Lebenszeit. Der Autor nahm die Krankheit so, wie sie ist und reichte ihr die Hand. Hut ab, genauso und nicht andes macht man es. Ein Sonnenkind, was den Schatten bekriegt. Was nicht tötet, härtet ab. Zum Glück kann die Chemo bedingt den inneren Feind töten mit den üblichen Kollateralschäden. Wenn die Ärtzte zu einem Krebspatient sagen, da haben sie ja noch mal Glück gehabt, dann sollte man es auch so sehen, denn wie immer im Leben sind immer noch schwarze Peter im Umlauf, die einen vom Stuhl hauen können.

Zurück zu der eingangs gestellten Frage, was vermittelt der Autor. Was ist wichtig im Leben? Die Zeit zu haben nachzudenken. Die Krankheit hat ihm nicht Zeit genommen, sondern Zeit verschafft, die er sonst für Arbeitsleben aufgewendet hätte. Humor hilft. Keine Angst vor Veränderung, offen sein. Genau das umschreibt es gut, was wir als Wink mit der Sense aus dem Buch herausziehen können. Erwartet nichts Spektakuläres oder Großartiges. Es sind die einfachen Dinge, die zufrieden machen können. Die Krankheitszeit nutzen, um die Dinge im Leben zu sortieren.

Ich konnte dieses Gedankengut nachvollziehen. Nicht sicher, wie ich reagiere, wenn ich selbst aus der Umlaufbahn geworfen werde. Aber wenn es geschieht, dann erinnere ich mich an meine starke Frau, die alles wegsteckt als wäre es ein saurer Drops. Hut ab vor solchen Menschen und danke für den offenen Umgang mit dem Thema. Ich kann das Buch bedenkenlos empfehlen.

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