Zukunft trifft auf Vergangenheit
Der Prolog erzählt das Gefühl eines Attentäters vor seinem Attentat. Scheinbar war es nicht das erste Mal. Oha, was wird wohl jetzt passieren?
Dieser Krimi spielt im Saarland und thematisiert den Aufbau der Firma DynamoCars. Diese will selbstfahrende Autos produzieren und vertreiben. Diese Fahrzeugklasse muss ausgiebigen Audits, Assessments und Testfahren bestehen bevor dies wirklich zugelassen werden kann.
Es passieren Morde, wie soll es auch anders sein, und die Polizeibeamten ermitteln. Doch kommt ihnen die ganze Sache mehr und mehr komisch vor. Der Täter ist entweder irre, dreist oder verzweifelt. Oder sind es mehrere?
Der Leser ist gegenüber den Beamten in Vorteil, denn die Gedankengänge des Täters werden ab und zu eingeblendet. Dieser hält offenbar seinen Plan für perfekt. Anfangs denke ich, dass ich ihm gerne einmal erklären würde dass Pläne, die nicht ständig an die Entwicklungen angepasst werden, scheitern. Das müsste ein offenbar begnadeter Programmierer doch wissen. Die sind doch heutzutage alle "agil" unterwegs und erklären "Änderungen" als heiligen Akt.
Unabhängig davon freut sich Täter diebisch. Ach, wie gut, dass niemand weiß, wer hinter all dem steckt. Die Presse freut die eigenen reißerischen Schlagzeilen. Und die Polizei muss erst einmal die Messerstiche verdauen.
Wobei ich auch vermutet habe, dass der Täter gar nicht menschlich ist, sondern eine künstliche Intelligenz. So würde auch der Titel und das Coverbild gut zusammenpassen. Vielleicht bin ich jedoch von zuviel Science Fiction Lektüre bereits über den Straßenrand herausgeschossen.
Das Buch habe ich in schneller Durchfahrt gelesen. Es behandelt zwar automome Fahrzeuge, also ein modernes Thema und nennt ein paar technische Besonderheiten, aber allzu detailliert wird es nicht. Es soll ja nicht nur Autoliebhaber und Branchenangehörige erfreuen.
Was gut im Buch rüber kommt, ist die Begeisterung für den neuen Komfort, die die Technik der selbstfahrenden Autos bietet. Daher wird ja derzeit sehr viel von seitens der Hersteller in den Aufbau von Cybersecurity und Informationsecurity investiert. Gesetzgeber rüsten ebenfalls ihre Regulierungen nach, sodass solche Produkte sicher sind, wie der Tod. Andererseits spüren die Testfahrer auch, dass sie der Technik vertrauen müssen, damit sich ihre Fingernägel nicht dauerhaft in die Kunststoffarmatur einarbeiten. Der Teufel steckt manchmal in unvorhersehbaren Details. Ein Flüchtigkeitsfehler bei der Programmierung oder eine ungetestete Konstellation kann fatale Folgen haben. Es ist halt ein Unterschied, ob unser Smartphone einen Hänger hat oder ein Auto in dem wir sitzen.
Trotz aller Zukunftstechnik, lohnt es sich bei der Ermittlung in die Vergangenheit zurück zu schalten.
Von der Autorin Elke Schwab werden die Personen ganz liebevoll beschrieben. Deren Dialoge sind locker und authentisch, nicht immer beruflich, zielführend und so vergeht Seite um Seite, ohne wirklichen Ermittlungserfolg. Nein, es ist kein lustiger Krimi und ich habe ihn auch nicht wirklich brutal oder thrillermäßig empfunden. Cosy war er allerdings auch nicht. Ich musste Geduld haben, denn Rumpelstilzchen blieb lange versteckt. Erst auf den letzten Seiten werden die Hintergründe zur Tat und Täter vollständig offenbart.
Ich hätte mir etwas mehr kriminelle Intelligenz erhofft, bzw. Raffinesse bei der Krimihandlung. Das Buch ist nett zu lesen, sauber geschrieben, durch das Fahrzeug-Thema hochaktuell, aber zugleich auch klassisch aufgebaut, wie die meisten Krimis. Ja, so läuft es halt. Was will der Leser anderes erwarten?
Bei mir hat jedenfalls der Airbag nicht gezündet und ich habe nur vier Sterne gesehen.
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