Neulich klingelte es bei mir und Amazon stand vor der Tür. Ich habe doch gar nichts bestellt. Der Bote meinte nur: "Hier steht Ihr Name". Na schön, ich nehme es. Es war nicht das erste Mal, dass meine Daten missbraucht wurden, aber meistens kam die Lieferung dann von dubiosen Portalen, wo ich noch nie war und das will schon was heißen.
Als ich das Paket dann öffnete, fiel mir "True Crime Italy" von Katja Montejano in die Hände und mir wurde klar, da ist meine Meinung zu dem Buch gefragt. Es handelt sich um eine Autorin, die bei Amazon ihr Buch selbst veröffentlicht hat. Deswegen steht auch kein Preis aufgedruckt, da es nur an besonders harte Typen verkauft wird. Der Preis ist echt fair für solch ein Buch. Also kein Verbrechen. Die Welt ist gar nicht mal so schlecht, wie wir denken. Oder etwa doch?
Sogleich habe ich zu lesen angefangen. Die Autorin erzählt im Vorwort, was sie uns auf den folgenden Seiten schildert. Es sind ausgesuchte und bewegende Kriminalfälle aus Italien, die in der sogenannten Cronaca Nera vorkommen. Das sind italienische Verbrechens- und Unfallmeldungen. Also keine Fiktion, sondern die traurige Realität. Ich ahne und es wird mit der ersten Geschichte klar bestätigt, die Fälle sollten nicht gelesen werden, wenn ihr demnächst zu Bett gehen wollt. Das Buch wird einen beschäftigen, denn es gibt Opfer. Wir können uns vorstellen, was solche Erlebnisse und Ereignisse im Kopf eines Menschen ausrichten können. Die Autorin liefert nicht nur aus den Protokollen der Polizei, sondern auch aus medizinischen Gutachten einen Erklärungsversuch für uns. Doch auch, wenn es Hintergründe für Entwicklungen und logische wissenschaftlich begründete Meinungen für anormale Handlungen, Neigungen und Ausbrüche gibt, so fehlt mir der Verstand, wie rationell Verbrechen ausgeführt werden können ohne die Empathie für die Opfer zu entwickeln. Derartige Fälle sind ein Auszug aus der Vergangenheit, aber wir alle wissen, dass sie hier und jetzt, vielleicht sogar in dem Moment, wo ich diese Zeilen schreibe, passieren.
Das Buch bereitet uns schonungslos vor, zwar in Gedenken an die Opfer und deren Familien, aber nicht schonungslos gegenüber uns Lesern. Schaut Euch den gegenüber an. Es gibt faszinierende oder scheinbar nette Menschen, die Interesse für uns entwickeln. Dieses Interesse kann übersteigert bis krank bzw. kriminell sein. Keiner wird uns schützen, außer man selbst. Das Buch sehe ich daher als eine Warnung nicht nur Äußerlichkeiten und Äußerungen einer Person zu bewerten, sondern seinen Hintergrund. Die Autorin zeigt indirekt, wie sie vorgegangen ist. Wenn wir uns rechtzeitig mit den Hintergründen einer Person beschäftigen, dann können wir die Zukunft beeinflussen. Im ersten Fall hat der Mörder sogar ein Jahr vor seinem Verbrechen seine Überlegungen in einem Buch veröffentlicht. Lesen bildet? Ach was, Lesen kann das Überleben wahrscheinlicher machen.
Wer keine Zeit für Krimis hat und Cosy Crime zu kuschelig empfindet, der verfügt hier gleich über 10 unterschiedliche Kriminalfälle.
Ungewöhnlich ist, dass das Buch kein Inhaltsverzeichnis hat, wurde es in Polen, wo das Buch gedruckt worden ist, gestohlen?
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