Montag, 25. Dezember 2017

Endlich frei (-beruflich)?

Angestellte sind oft voller Neid gegenüber Freiberuflern. Diese sind ihr eigener Chef, können volle Stundensätze selbst einkassieren ohne Firmen-Wasserkopf, letztlich alles selbst organisieren und verantworten, arbeiten wann und wo sie wollen - ein Traum?
Bevor wir vorschnell urteilen, würzen wir die vorherige Aussage mit ein paar Fakten. Ein Freiberufler nimmt nur Geld ein, wenn er auch arbeitet. Daher kann er in einem Jahr mit 365 Tagen jede Menge Tage für Urlaub, Weiterbildung, Krankheit, Arztbesuche, Administration, Akquisition etc. abziehen. Gehen wir von 143 Tagen aus, die er für einen Auftraggeber arbeiten kann.
Machen wir die Rechnung auf: 8o €/h * 8 h / Tag * 143 Tage = 91.520 € auf der Einnahmenseite.
Auch ein Kleinunternehmen mit einer Person kann nicht ohne Wasserkopf auskommen. Wir brauchen einen Steuerberater, müssen vorgeschriebene Beiträge zur Berufsgenossenschaft, IHK oder zu sonstigen Berufsverbänden entrichten, zahlen Berufshaftpflicht und Versicherungen, brauchen Rechtsberatung oder ab und zu einen Anwalt, müssen eigenes Marketing betreiben und haben Kosten für Reise, Auto / Bahn, Vertrieb / Akquisition, Werbung, PC, Software, Bürobedarf, Miete, Telefon, Handy, Internet, Webseite, Schulungen, Fachliteratur, nicht zuvergessen die anfallenden Beiträge Sozialversicherung, Solidaritätszuschlag, Krankenversicherung. Dies sind abgeschätzt Kosten von 12 * 3000 € / Monat + (91.520 € * 19,275/100) = 53.640 €/Jahr.
Abzüglich der Kosten bleibt ein Bruttojahresgehalt von 37.880 €.
Es stellt sich Frage, ob sich ein solches Gehalt mit der gewonnenen Freiheit und dem verbundenen Risiko lohnt. Wir sollten berücksichtigen, dass manche Firmen klein angefangen haben. Meine Firma wurde mit drei Leuten gegründet und legte zwischen 1998-2003 jährlich ein Wachstum von durchschnittlich 25% hin. Heute sind über 2.000 Mitarbeiter weltweit. Die ursprünglichen Gründer konnten sich bereits weit vor dem Renteneintrittsalter aus dem Berufsleben zurückziehen mit ein paar Millionen die hohe Kante legen. Wir sind aber nicht neidisch, oder?

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