Montag, 4. September 2017

Offshoren, nearshoren, inshoren

Ich habe schon einmal über den Sharing-Trend geschrieben. Es gibt auch den Shoring-Trend:

Jedes Unternehmen, welches Dienstleistungen und Produkte in einem Hochlohnland anbietet, überlegt sich irgendwann, ob es sich lohnt, Sublieferanten zu beauftragen, um die Produktionskosten bei gleichem Umsatz zu senken und damit den Gewinn zu erhöhen.

Unbeantwortete bleibt die Frage, warum es in manchen Ländern höhere Gehälter gibt. Vielleicht ist ein Gehaltsniveau höher wegen der hohen Ausgaben in dem jeweilgen Land. Oder vielleicht weil die Personen besonders qualifiziert und ausgebildet sind, vielleicht weil sie extrem kreativ und leistungsfähig sind.

Es dauert jedenfalls nicht lange bis irgendjemand im Unternehmen auf die Idee kommt, dass "Offshoring" das Unternehmen in die Lage versetzen würde, günstiger zu produzieren. Eine schöne Vorstellung für das Management und naive Projektleiter ist: Wir Dienstleister machen die kreative Arbeit und stellen Anforderungen, werden selbst zu Kunden (=König), ein Anderer setzt unsere Wünsche um, und wir bezahlen ihn mit ein paar müden Euros. Einmal ausgesprochen, brennt sich die Idee ins Hirn. Einfacher könne man den Gewinn nicht erhöhen.

In der Praxis stellt die inzwischen ausgetauschte Führungsspitze des Unternehmens dann ernüchtert  fest, dass der Koordinationsaufwand, die Reisetätigkeit, die kulturellen Unterschiede, die Anzahl der Missverständnisse und die Sprachhürden entschieden zu hoch waren.

Nach Outsourcing kommt dann meist die Idee "Nearshoring". Hier wird ein die Produktion/Entwicklung in Unternehmen benachbarter Länder verlagert. Als Konsequenz ergeben sich Know how Verlust, Abwerbungen von Mitarbeitern, Qualitätseinbußen, Akzeptanzprobleme bei eigenen Entwicklern, lange Anlaufphase, Engpässe in der Fremdfirma.

Warum wollen wir uns auf andere verlassen, fragt dann einer. Persönlich greifbare Kollegen sind angenehmer. Dies wären eigene Mitarbeiter, welche für den Erfolg unserer Kunden Tag für Tag ihr Bestes geben und die sich als Team kontinuierlich Verbesserungen überlegen und umsetzen. Eine erfolgreiche betriebliche Entwicklung hänge ganz entscheidend an der Entwicklung der eigenen Mitarbeiter. Sind die Mitarbeiter stolz auf Ihren Betrieb, dann würden sie produktiver sein als ein Haufen halbstarker Near- und Offshorler.

Deswegen kommt nach "Nearshoring", dann die Idee "Inshoring", was auch standortübergreifend sein kann. Hier wird auf das Kapital im Haus gesetzt - die Mitarbeiter. Motivationsmultiplikatoren werden identifiziert und gefördert. Mitarbeiter werden zu Unternehmern im Unternehmen und am Erfolg des Arbeitgebers beteiligt. Freiräume werden den Mitarbeitern eingeräumt zur Akquise, Qualifizierung, Regeneration, Vernetzung, Kreativität, kontinuierlichen Verbesserung - das volle Programm.

Und was kommt nach "Inshoring". Na klar, dann kommt wieder eine Person auf Idee "Offshoring" einzuführen. Das wir die Strategie schon hatten, merken nur die alten Mitarbeiter, aber die wissen ja stets alles besser.

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