Sonntag, 30. April 2017

Erwartung und Sorgen bei der Digitalisierung des Gesundheitsbereichs

Nach einer Studie von Studienband Meinungspuls im Jahr 2017 sehen 82% die Digitalisierung als Antrieb für die medizinische Forschung.
59% sind beunruhigt, wenn es um ihre eigenen Daten geht. Sie glauben, dass ihre Daten durch die Digitalisierung weniger gut geschützt sind.
52% vermuten, dass der Kontakt zwischen Arzt und Mensch leidet.

Aus meiner Sicht, sind die Sorgen berechtigt.
Bei der Digitalisierung geht es immer auch um Rationalisierung.
Werden die Algorithmen, die unsere Gesundheitsdaten auswerten effizienter werden, dann braucht es schlicht keine Ärzte mehr.

Wieviel vertrauen legen wir in die elektronischen Diagnosen?

Diskutieren wir mal ein Beispiel aus dem Sportportal Runtastic:
Nehmen wir einmal an, dass ein Mensch wissen will, ob seine Ernährung zu seinem Kalorienverbrauch passt. Hierzu ermittelt Runtastic den BMI des Anwenders aus dessen Workouts, Alter, Gewicht und Größe.

Als Resultat erhält der Anwender, wieviel Kalorien er am Tag aufnehmen darf.
Würde der Anwender diesen Wert nciht hinterfragen, dann würde er die falschen Schlüsse daraus ziehen. Eine Berechnung kann nur so gut sein, wie die Qualität seiner hochgeladenen Daten.
Hat er wirklich 24 Stunden seine Aktivität gemessen, um berechnen zu können, wieviel Zeit er in Ruhe war und wieviel in Bewegung?
Die wenigsten Menschen werden einen Activitytracker Tag und Nacht tragen wollen.
Selbst, wenn die Activitytracker Tag und Nacht getragen würden, dann können wir davon ausgehen, dass ein Großteil der Messungen falsch und medizinisch nicht verwendbar ist.

Die Aktivität Fahrradfahren beispielsweise ist sehr schwer für die Beschleunigungssensoren des Activitytrackers erkennbar. Die Hände sind nicht in Bewegung und wenn keine GPS Spur dabei ist, wissen wir nicht exakt, ob der Mensch gerade auf dem Sofa sitzt oder mit 30 km/h mit dem Rennrad über eine Landstraße fährt.

Wenn wir über Digitalisierung reden, dann müssen wir ganz vorne bei der Datenerfassung  und Konsolidierung dieser Daten anfangen.

78% würden laut der genannten Studie ihre Daten zur Diagnose schwerer Krankheiten zur Verfügung stellen.

Wenn die Krankenkassen damit rechnen, dass sie weniger Geld in Zukunft ausgeben müssen, dann muss ich sie enttäuschen. Wenn die Mehrheit Menschen täglich ihre Daten zur Früherkennung zur Verfügung stellt, dann muss auch mehr analysiert werden. Das bedeutet, es gibt auch mehr Befunde gegenüber heute.
Diejenigen, die früher Arztbesuche aufgrund des Aufwands vermieden, still vor sich hin gelitten und sich selbst verarztet haben, erzeugen nun Behandlungskosten. Die Zahl der notwendigen Behandlungen wird ansteigen, denn bei jedem Menschen gibt es Verbesserungspotential.

Aktuell sind wir nur Patient, wenn wir selber feststellen, dass etwas nicht stimmt. Mit der Digitalisierung sind wir permanent Patient.

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