Samstag, 20. April 2024

Jenseits des Algorithmus von Nils Bäumer

Künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde. Viele Menschen haben bereits eine Meinung, ohne eines der intelligenten Tools auch nur ansatzweise getestet zu haben. Nicht so der Autor, der mehrfach demonstriert und darstellt, wie die KI ihm geholfen hat, die Buchinhalte zu überarbeiten, Entwürfe zusammenzufassen, und Bildmaterial zu generieren. Das Buch ist sehr lebendig und mit gut formulierten Text geschrieben. Von wem der Text stammt wurde kenntlich gemacht.

Der Leser erfährt viele Hintergründe zur Buchentstehung und der Leidenschaft des Autors für das Thema Kreativität. Das ist nett zu lesen, nimmt jedoch auch viele Seiten im Buch ein. 

In das Buch bin ich aufgrund des neugierig machenden Titels mit etwas anderer Erwartung an die Buchinhalte eingestiegen. Ich empfehle den Klappentext zu lesen, denn wenn dem Leser die dort angerissenen Themen und Fragen nicht so tangieren und dieser eher Tipps, Methoden und Tools zum kreativen Einsatz von KI sucht, wird mit diesem Buch nicht glücklich. Es gibt zwar einen Anhang mit 7 Seiten für den Einsatz von KI im Kreativprozess, der für mich in die erhoffte Schwerpunksetzung geht, aber führt ein Schattendasein. 

Eine interessante Buchidee war, 11 Experten zu befragen und deren Antworten im Buch zu diskutieren.

Das Buch enthält die Ansichten dieser Experten, die mit uns ihre Auffassung zum Thema Kreativität und künstliche Intelligenz teilen. Ich denke allerdings beim Lesen, dass die Einstellung dieser Menschen eher eine Momentaufnahme darstellt und vermutlich sehr schnell veraltet. KI entwickelt sich schnell fort, wie auch die zeitliche Abfolge von Ereignissen zum Ende des Buches zeigt. Noch würde ich nicht von Ära von KI sprechen. Da steht uns noch etwas bevor. Bestimmt werden einige der 11 Experten schon sehr bald einige ihre Überlegungen anpassen und revidieren. Aufgrund des noch nicht voll entfalteten KI-Potenzials hätte ich mir weniger Meinungen und Einschätzungen, sondern eher technische Fakten, wodurch KI kreativ wird und wie sie unsere Kreativität anwendbar unterstützt, gewünscht. Doch wir bewegen uns eher jenseits des Algorithmus.

Für mich konnte ich leider keine neuen Erkenntnisse und Einblicke gewinnen. Das Buch stellt klar kein Fachbuch und Ratgeber zur Anwendung von KI-Tools zu sein, und macht auch keine Einführung in Prompt Design. Ebenso finden wir keine tieferen Einblicke in Kreativitäts- metoden und -techniken. Der Fokus liegt ferner auf ethischen Fragen, ob KI dem Menschen eine Hilfe sein kann, ihn ersetzen, oder dessen Fähigkeiten erweitern 

In fände es hilfreich, wenn die Kernthesen und Schlüsse der Experten in einer Zusammenfassung herausgestellt würden, oder alle zusammen in eine Stichwort-Gesamtliste im Anhang. In dem persönlichen Fazit des Autors wir zwar ein Teil wieder aufgegegriffen, jedoch mit einem ebenso langen Text wie das Interview selbst vermischt.

Das Buchlayout hat meines Erachtens Schwächen aus kreativen Textpassagen, die wesentlichen Inhalte zu präsentieren.

An vielen Stellen wird thematisiert, dass es mehrere Anläufe gebraucht hat, um die KI Ergebnisse zielführend zu verwenden. Ist es wichtig zu vermitteln, dass es mitunter mühsam war, oder zählt für den Leser nur das Ergebnis, um das Buch geldwertig anzusehen? Wenn der Weg zum Ziel dem Autor wichtig wäre, sollte er diesen detailliert darstellen. Was nicht geschieht, und die Ergebnisse aus Gesprächen werden verwässert und gehen für mich unter, sodass das Buch wenig dazu dient, schnell ein bestimmtes Thema später nachzuschlagen.


Lustig fand ich, dass ein Experte auf eine Frage so antwortete, dass es sich um eine blöde Frage handele. Auch der Autor scheint zu spüren, dass er etwas kreativ sein muss, wenn er schreibt, er greife nun auf Falschaussagen zurück, damit das Buch interessanter wird.

Der Podcast, der im Buch erwähnt wird. "Der Weckruf für Ihre Kreativität" ist witzigerweise 2018 selbst eingeschlafen. 

Ich hätte trotzdem noch einen Link dazu platziert, wie das bei den Interviews auch angewendet wurde. Durch die Links wird der Leser auf spannende weitere Informationsquellen zum Thema KI gebracht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Buch abwechslungsreiche, wie unterhaltsame Textpassagen enthält, flüssig und schnell zu lesen ist. Auf einen wissenschaftlichen oder technischen Anspruch wurde verzichtet. Der Autor schreibt auf Seite 240, das KI so programmiert werden sollte, dass es gute Antworten produziert. Den gleichen Anspruch habe ich an sein Buch.

Der Autor schließt mit dem Resümee: A fool with tool is still a fool.

Was bedeuten kann: ein unkreativer User mit einem kreativen Tool bleibt unkreativ. Oder auch ein unkreativer Leser mit einem kreativen Buch bleibt unkreativ. Eine KI würde hingegen sagen: 

Ein Leser, gar nicht kreativ,

hält in Händen das Buch, so aktiv.

Doch trotz der Seiten, voll Fantasie,

bleibt er ohne Magie.


Das Buch, es sprüht vor Kreativität,

der Leser bleibt in seiner Realität.

Kein Funke springt, kein Geist erwacht,

die Kreativität bleibt unbedacht.


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