Mittwoch, 18. Oktober 2023

Run, Run, Run von Marco Linke

Beim Lesen der ersten Seiten von 'Run, Run, Run', der Autobiographie von Marco Linke, kann ich nachvollziehen, wie die Abwärtspirale im persönlichen Werdegang im Buch anfangs verläuft. Unbeantwortet bleibt der Eintrittspunkt für diese Negativentwicklung, die mit mit einem Schuldenberg an Forderungen einherging? War es die geistige Unterforderung, war es der Wunsch auszubrechen aus einem verkorksten politischen System? Zuviel Alkohol? Die Erziehung? Alles zusammen? Für mich wird es nicht klar, ist jedoch auch unbedeutend.

Ich vermutete, das Buch entwickelt sich in die Richtung, dass Laufen bestimmt die Heilung ist. Ein Allzweckmittel zur Reinigung von Körper und Geist. Auch ein Suchtmittel, denn es schüttet Endorphine aus. Es bringt vorwärts, schneller, weiter.

Der Titel und das Cover verspricht eine Laufgeschichte, oder eine Geschichte, die zumindest Laufen als verbindendes Glied hat, doch das Buch ist vielmehr ein Lebenslauf, wo das Laufen eher nur am Rande vorkommt. Ich fand es schade, dass der 4.000-Kilometer-Sommer von der Ostsee bis Bayern nur angerissen wurde.

Weiteres unerklärtes Mysterium im Buch ist, wie kann jemand Parties finanzieren, Autos kaufen und halten ohne offizielle Einkünfte. Nun, wer gut vernetzt ist, der weiß, wie, wo und durch wen sich günstig etwas abstauben lässt. Zudem lässt sich offenbar, gewusst wie, einiges beantragen und verhandeln für den, der nichts hat.

Interessant ist, dass es quasi kein schlechtes Gewissen gibt, Nutznießer eines Sozialstaates zu sein, sondern lediglich die Haltung, es könnte auch besser laufen.

Aber wie? Durch Laufen, Leistung erbringen, aus eigener Kraft, ohne Hilfe?

Das ist kein Thema des Buches.

In einem Satz heißt es, dass es Untergrund Kontakte und Aktionen gab, die man lieber nicht vollzogen hätte. Dies wäre sicherlich ein eigenes Buch wert, möglichweise als Roman und nicht verknüpft mit der eigenen Person.

Was nehme ich aus dem Buch mit?

Viele geschilderte Probleme, Rosenkriege sind hausgemacht. Was bei Essen gut ist, ist im eigenen Leben uncool. Jeder ist seines Glückes Schmied. Jeder kann Problemmachern, Teufeln und Teufelskreisen aus dem Weg gehen. Manchmal geht das durch Veränderung, manchmal durch Vermeidung.

Was mir gefallen hat, ist, dass der Autor ganz offen und authentisch erzählt. Dennoch mag die Definition, was 'cool' ist und was nicht, bei Lesern unterschiedlich ausfallen.

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