Nun gibt es den zweiten Teil. Jedes Buch kann unabhängig von einander gelesen werden, doch es gibt natürlich Bezüge insbesondere Personen, die wir und Ereignisse, die wir aus Teil 1 kennen.
Ich finde es positiv, wenn ein Autor sich genügend Zeit nimmt, ein Buch abzurunden. Ich habe den ersten Band gelesen und war begeistert. Nach den ersten Seiten in der Fortsetzung bon ich sofort in der neuen und alten Geschichte drin. Die vielen Details, die im Buch vorkommen, erforderten sicherlich viel Recherche vom Autor und ich schätze dies sehr.
Nicht nachvollziehbar fand ich die Szene, dass bei der Notbremsung des Zugs einzelne Waggons entgleist waren. Das passiert nicht, denn dann wäre die Auslösung der Notbremsung unverhältnismäßig gefährlich.
Vielleicht in einem Nebensatz erklären, warum infrastrukturseitige Überwachungseinrichtung, Fangschienen, Sensoren im Schienenfahrzeug, Überlastungserkennung etc. versagt haben.
Oder ganz anders: ein Fahrgast zieht die Notbremse in einer Kurve und Robert fliegt durch das zerschossene Fenster nach draußen. Das erklärt dann auch, dass der Polizist nicht zweimal schießen konnte.
Das Ziel ist das Ziel. Manchmal muss man etwas Böses tun, um am Ende etwas Gutes zu erreichen.
Vielleicht lohnt es sich in die Gedankengänge von Robert folgende Rechtfertigung für seine Taten und dem Motto "Das Ziel ist das Ziel" einzubauen:
"Gott aber ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen." Matthäus 22:32
Eine gefährliche Einstellung, denn ist das Gute gut genug, um das Böse aufzuwiegen? Aus welchem Blickwinkel erfolgt die Bewertung, aus den Augen einer allüberspannenden Gottheit oder aus den Augen eines nach persönlichen Vorteil strebenden Individuums? Was ist der tolerierbaren Rahmen zur Tötung für ein höheres Ziel? Töten wir nicht auch unschuldige Tiere, um Fleisch zu genießen.
In der deutschen Übersetzung vom eliminierten Professor müsste Jacob mit k geschrieben werden, falls der biblische Jakob gemeint ist.
Die Übersetzung von der fiktiven historischen Überlieferung wirkt ziemlich frei ausgelegt. Der Satzaufbau erinnert eher an Joe Black als an einen zeitgenössigen Autor.
Wenn Robert mit dem Zeigefinger auf die Frontscheibe schreibt, dann hat die Polizei gleich die Fingerabdrücke. Theoretisch, praktisch spielt das im Buch keine Rolle.
Das Buch hält plakativ for Augen:
Jedes großartige Werk hätte auch seine Schattenseiten. Das Böse ist immer Werk des Teufels. Zumindest behaupteten dies gerne Menschen, die Böses täten. Und diese gibt es in der Geschichte viele. Das Buch zeigt auf, dass Geschichte sein kann, wo sich alle dsrauf geeinigt haben. Was nicht passt, wird von den Herrschenden passend gemacht.
In dem Buch kommen jede Menge frühmittelalterliche Überlieferungen vor. Es gleicht ein wenig einem Geschichtsbuch, einem Buch wo Fiktion und was Geleerte glauben zu wissen, sauber verwebt wurde. Ich selbst konnte und wollte mir nicht alles im Detail merken und habe die Stellen überflogen. Ich weiß, dass selbst mit intensiven Lesen, ich das meiste eine Woche später nicht mehr wiedergeben könnte. Zudem bin ich gegenüber Geschichtsdaten immer schon skeptisch eingestellt war. Je weiter zurück desto weniger sicher kann der Wahrheitsgehalt des Geschichtsverlaufs attestiert werden.
Ich muss sagen, dass ich die vielen geschichtlichen Ausflüge nur zum Teil verarbeite. Es ist einfach zuviel für meinen kleinen Kopf. Dan Brown, der auch im Buch angesprochen wird, gelingt die konsumfähige Dosis besser. Mein Tipp, es sollte die Dosis insgesamt reduziert und mehr verteilt werden. Schlussfolgerungen wären hilfreich.
Es gelingt dem Autor auf unterhaltsame Weise, historische Ausflüge ohne Anspruch auf Korrektheit in ein rätselhaftes fiktives Kunstwerk zu verpacken und zudem einen Gegenspieler zu inszenieren, der quasi über Leichen geht.
Die Reihe scheint mir jedoch nicht zu Ende, sodass wir uns auf weitere außergewöhnliche Werke von Joe Black freuen können.
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