Montag, 17. Oktober 2022

"Das Ziel im Blick" von Alex Schwazer

Als Ultraläufer interessieren mich natürlich Sportlergeschichten, wie "Das Ziel im Blick" von Alex Schwazer.

Zu Beginn heißt es, einn iedriger Puls sei Anzeichen für gute Regenerationsfähigkeit. Meine Auffassung dazu ist, dass das Herz ein Muskel ist. Es ist ganz natürlich, dass das Herz nach einer langen Distanz mit hoher Intensität fühlbar ruhiger schlägt. Es hat nicht mit einer guten Regenerationsfähigkeit zu tun. Der Muskel ist einfach ausgepowert. Regeneration ist soviel mehr als nur Wiederherstellung des normalen Herz-Kreislaufsystems durch das Herz. Es laufen Reparaturprozesse im Körper ab, die unterschiedlich lang sind. Die wenigsten sind für den Sportler spürbar. Daher ist eine medizinische Betreuung, Blutproben, Physiotherapie, Eisbäder, gezielte Ernährung, Schlaf etc. bei Profiathleten entscheidend.
Dies wird im Buch weniger thematisiert. Es geht vordringlich um sprtliche Entwicklungen, Diäten, Pulswerte, Trainingsumfang, Disziplin, Emotion, Höhen und Tiefen. Profisport ist soviel mehr.
Wahr ist die Erkenntnis im Buch, dass alle nur den Sieger sehen, aber nicht den Mensch. Sieger sind nur Namen verbunden mit einer Momentaufnahme.

Es heißt, bei einem Wettkampf wurden ihm die Werte anderer Sportler auf seiner Uhr angezeigt und Alex konnte dadurch den Fitnesszustand beurteilen. Ich hätte gerne mehr darüber erfahren, wie das gehen soll.

Ebenso interessant, aber nicht weiter ausgeführt, finde ich, wie die Walking Schuhe selbst zusammen geklebt werden. Was für ein Superkleber ist das denn, der die ständige Bewegung aushält?

Im Grunde erfahren wir nur sehr wenig über das Training für den merkwürdigen Gehsport, der sich immer am Übergang an Gehen zu Laufen. Aber ein Autor kann auch nicht alles in einem Buch erklären und die meisten Menschen interessiert bedauerlicherweise Komplott, Betrug, Siege und Niederlagen mehr.

Anfangs im Buch, dort wo das Thema Doping-Überführung aufkommt, vermute ich, dass der Autor nach dem Motto "Ist der Ruf einmal ruiniert, schreibt es sich darüber ganz ungeniert" berichtet. Ist die Reue ehrlich oder geht es jetzt darum Kasse aus der Story zu machen? Ist das vorgetragenene Argument mit gleichen Waffen der vorderen Wettbewerber kämpfen zu wollen rational nachvollziehbar? Ist es wie Rauchen, welches klar der eigenen Gesundheit schadet, aber zusätzliche Pausenzeiten beschert?
Überrascht hat mich die Höhe der zu zahlenden Strafe, die aus meiner Sicht nicht wirklich Athleten abhält, eine derartige Betrugs-Straftat zu begehen. Immerhin bekommen Doper noch eine zweite Rechnung, die eigene Gesundheit, die sie Stück für Stück zerstört und zudem die ständige Angst, entdeckt zu werden. Ein freier, unbeschwerter Kopf ist beim Gehsport wichtig, wie der Autor auch selbst erlebt.
Das Buch thematisiert in den letzten Abschnitten eine Verschwörungstheorie. Die ist interessant beschrieben und auch scheinbar belegt. Organisationen, können ganz schön durchtrieben sein, aber geht es soweit, dass Blutproben von Athleten gefälscht werden?
Eine solche Entwicklung hätte ich nicht erwartet und macht das Buch zu einem besonderen Werk. Es gibt tiefe private Einblicke in ein bewegtes Leben eines Profiathleten und die Organisationen um sie, wo es nicht immer professionell und sportlich zuzugehen scheint.



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