Montag, 14. März 2022

Der Bornholm-Code von Thorsten Oliver Rehm

Schmunzeln musste ich bei der Feststellung im Buch, dass die alten Germanen "Schönheit und Gebrauchswert" von römischen Artefakten nicht beachteten. Heute muss das Gemüse oder die Verpackung schön sein und es wird gekauft ohne den Gebrauchswert zu beachten. Nährwert, die Qualität oder der Geschmack sind egal, hauptsache billig.

Steckt also noch etwas Germanentum in den Deutschen. Die Industrie freut sich und trägt weiter zur Verdummung und Verdickung dieser bei.

Gewundert hatte mich ein wenig die Aufgeregtheit bei den römischen Münzen im Wikingerschiff. Ist es nicht verständlich, dass Wikinger Münzen sammeln, egal ob sie was wert sind? Also ich habe im Garten auch eine alte Zink-Münze gefunden. Ist nichts wert, aber ich mache doch sowas nicht weg und wenn es ein Haufen solcher Münzen wäre, würde ich die mitnehmen. Mein Schatz!

Schatz ist ein guter Stichpunkt, denn es besteht eine gedankliche Verbindung zwischen Römern, Germanen, einem Mann mit vier Namen, Nibelungen und Schatz.

Wunderbar, wie die Symbolik im Nibelungenlied vom Autor hergeleitet wird. Für mich fühlt es sich so an wie die Romane um Symboliker Robert Langdon von Dan Brown.

Gestrauchelt bin ich bei der Maske, wieso erhält der Finder die geklaute Maske wieder zurück und gibt dafür eine Maske, Schwert und einen Ring. Wieviel Masken sind denn im Spiel? Ich musste zurückblättern, es sind offenbar zwei im Spiel.

Krass, übrigens für Freunde des Germanentums gibt es in Nürnberg das Germanische Nationalmuseum. Eigentlich müsste es ja nationales Germanenmuseum heißen, aber Barbaren haben es nicht so mit Korrektheit.

Ich merke, dass der Autor nicht nur geschichtliche Hintergründe zu vermitteln versteht, sondern auch sonst tief abtaucht. Die Unterwasserszenen zeugen von nautischer Erfahrung, die der Autor praktisch erworben hat.

Die Recherche, die dem Buch vorausgegangen sein muss, hat letztlich zu vielen lehrreichen Seiten geführt. Nibelungen war in meiner Schulzeit kein Thema. Die Deutsche Geschichte schien erst 1930 anzufangen. Im Buch wird eine Geschichte in Bezug zur Geschichte durch eine Geschichte vermittelt. Häh?

Nun Nibelungen mit Bezügen zu historischen Fakten innerhalb eines fiktiven Romans. Wir entschlüsseln den Code, der alles verbindet und logisch erscheinen lässt.

Ich find die Mischung im Buch zwischen historischer Fiktion und fiktiver Historik gut. Dramaturgisch hätte ich nur den Schatz zu finden später im Verlauf eingebaut. Gleich zu Beginn des Buches beim Schatz anzufangen und dann zu ermitteln, wie er dahin gekommen ist, ist ungewöhnlich.

Von anderen Lesern bemängelnde "Längen" im Buch kann ich lediglich in Form von inhaltlichen Wiederholungen bei den Schlussfolgerungen aus dem Nibelungenlied und den etwas lamg geratenen Monologen von den Akteuren erkennen. Ich lese darüber hinweg.

Ich lese die Kurzzusammenfassung zum Nibelungenlied mit Interesse. Es weckt Erinnerungen. Ich kannte die Handlung, aber sie war nicht abrufbar. Verschollen wie der Nibelungenschatz in den Tiefen meiner Gehirnwindungen. Damals habe ich die Symbolik nicht erkannt. Das Buch lässt meine Augen größer werden als sie schon sind.

Eigentlich hatte das Buch schon im ersten Drittel gefesselt. Es passiert immer etwas Überraschendes. So wie jetzt, denn ich vergebe 6 Sterne für das Buch "Der Bornholm-Code" von Thorsten Oliver Rehm.

Keine Kommentare: