Wenn eine junge Familie so nah an der Natur lebt, dann sind die Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde wieder wichtig. So gegensätzlich, wie diese sind, sie bedingen sich. Die Kapitel des Buchs sind diesen
Elementen gewidmet.
Die Autorin hatte viel erlebt weltweit und fühlte sich trotzdem nicht angekommen. Das hatte sie oft gehindert sesshaft zu werden. Ihre Freiheit zu erhalten, ist ihr bestreben, reisen und trotzdem da zu bleiben. Kann das gelingen?
Die Autorin beschreibt anschaulich, wie sie von der Natur profitiert, aber auch wie sie von ihr abhängig ist. Auch, wenn sie den Kopf gerade woanders hat, wird sie andernorts gebraucht. Das Feilen an der beruflichen Existenz kann dazu führen, dass andere Existenzen leiden. Die Beispiele, wie die Natur das Leben bestimmt und umgekehrt, sowie auch Verantwortung notwendig ist, wurden sehr schön eingeflochten. Das Buch hat schon philosophische bis lebensberatende Züge.
Meine Frau hat übrigens auch so ein im Buch beschriebenes Schwarzes Loch im Bauch, da passt alles mögliche rein und verpufft. Es hat keine Auswirkung auf ihren Körper. Ich hingegen muss 15km laufen, um die Kalorien wieder loszuwerden.
Gefallen hat mir auch die Stelle mit den Plänen. Schmunzeln musste, denn in der Softwarebranche werden ja Pläne verteufelt, weil sie nie stimmen. Die Schlussfolgerung, die viele ziehen, dann eben planlos zu arbeiten. Das gibt zwar Freiheiten, aber nach meiner Erfahrung kommt nur die Hälfte von dem raus, was man in einem Projekt mit Planung erzielt wurde. Zudem bin ich der Meinung, Pläne muss man laufend anpassen. Das wird jedoch wiederum auch gerne nicht gemacht. Daraus zu schließen, nichts ist planbar, ist fatal.
Das zweite Kapitel ist eher ein Reisebericht. Krassere und gefährlichere Länder für eine Radtour könnte man sich kaum aussuchen. Die Autorin meint, die Abenteuer sind nicht in dem Moment, wo sie sie durchlebt bereichernd, sondern danach.
Eine weitere wichtige Botschaft in diesem Abschnitt: Innere und äussere Bewegung, wer stehen bleibt hat schon verloren. Sie wählt den Begriff "Flow" und Lebensfluss, der stetige Veränderung mit sich brächte.
Dann kommt im dritten Kapitel ein Ereignis, wo ich denke, oohhh neiinnn. Krass, mir bleibt die Luft weg.
Ist das überstanden, geht es zum letzten Kapitel. Fertig sind wir nie, heißt es. Die Doppeldeutigkeit mag ich.
Nun, man sagt so, dort auf dem Land leben die einfachen Leute. Dabei ist das Leben nicht einfach. Es ist anders und auch wieder nicht. Ich überlege, ob es freier ist. Ich arbeite ja fremdbestimmt. Dafür bekomme ich Geld. Auf dem Land bestimmen vor allem die Tiere und der eigene Anbau, den Tagesablauf. Dafür gibt es Produkte. Ist Freiheit des Menschen ein Mythos?
Nein, wie können wählen, verändern, neuanfangen, ankommen. Wo? Waldwärts!
Ankommen und Wachsen in der Natur heisst der Untertitel auf dem Cover des Buches "Waldwärts".
Es ist ein abgerundetes Buch, welches erdet, ohne den feurigen Antrieb zu verlieren und mit dem Fluss der Zeit schwimmend, ständig nach Luft schnappend, ein minimalistisches alternatives Leben schmackhaft macht. Für wahr elementar fürs eigene Bücherregal.
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