Kriegt Molovin sie oder nicht?
Der Buchtitel "Eisige Kriege" ist die Fortführung und Abschluss einer Buchreihe "Der weiße Kristall" mit insgesamt zwei Bänden. Für Quer- und Wiedereinsteiger gibt es zu Beginn eine Zusammenfassung des ersten Bandes. Die bereits aus dem ersten Band bekannten Charaktere tauchen hier wieder auf. Molovin ist nach wie vor der Mann der Tat und agiert wie die Axt im Walde.
Spero, der Magier gibt wie immer alles und wir erfahren, dass sein Bruder gerne alles haben will - vor allem die Macht. Vertritt er wirklich die Interessen des gefallenen Gotts oder handelt er auf eigene Rechnung? Der Hexer mit dem Gesichtspeeling macht das Buch spannend. Alles steht auf Messer's Schneide, kann jedoch nicht allein mit Messern gelöst werden. Magie gegen Magie, Magie gegen Schwert, fair oder unfair, alles ist im eisigen Krieg erlaubt. Nur keine Diplomaten. Die würden bei einer Annäherung an das feindliche Lager gleich einen Pfeil riskieren.
Manch andere bekannte Charaktere sind in diesem zweiten Buch der Reihe nicht so present. Vor allem fällt mir das bei der schnellen Skadi auf. Sie hat zwar ab und zu Auftritte, aber selbst Molovin verfolgt diese nur halb. Im zweiten Inhaltsteil des Buches ändert sich das ein wenig.
Der Autor Florian Clever sorgt dafür, dass die Handlung unaufhörlich voran schreitet. Mir kommt der Schreibstil wie ein Dominospiel vor - ist ein Kapitel gefallen, entsteht quasi Neugier, wie es weitergeht. Gibt es ein Entrinnen aus dieser Fehde zwischen dem Norden und den Süden? Ist der einzige Weg, den anderen zu besiegen?
Molovin hat mittlerweile alle Stämme kennengelernt, und weiß um die Stärken und die Schwächen jedes einzelnen. Er denkt immer einen Schritt weiter als seine Mitstreiter. Doch auch die Schildfrauen, die Molovin begleiten, führen etwas im Schilde.
Für Schildbürgerstreiche wäre Skadi zu begeistern. Sie ist eine Frau, die lieber Spaß macht, als Spaß verträgt. Mit Spaßverderbern macht sie kurzen Prozess, denn sie kann nicht nur Bälle jonglieren, sondern auch mit Wurfmessern den großen Wurf machen. Mag sie eigentlich Molovin? Ist das mehr, oder alles nur Schauspiel?
Zum Leidwesen der Herrscher lässt sich Molovin nicht so einfach in eine Schublade zwängen. Zugegeben, es stellt sich für Außenstehende schwer dar, sich zu vergewissern, ob er gerade als Freund oder Feind handelt. Er neigt zu diese unglaublichen Aktionen und führt alles maximal kompliziert aus. Es mutet nachträglich erzählt schon absurd an, dabei ist es die Wahrheit - so wahr, wie Fiktion nun einmal wahr sein kann.
Wenn wir denken im Berg aus Eis schlummert die größte Gefahr für die Boraker, dann ist das nicht der Fall. Schlimmer geht immer. Beziehungsweise schwärzer. Nicht der Humor, sondern die Magie.
In dem Buch ist die Sterberate größer als die der Genesenden. Molovin ist der ausschlagende Punkt, den Norden zu stützen, wie bereits die Deutung des Südsterns prophezeit hat. Ich glaube, Söldner zu sein, ist für Molovin immer weniger ein Beruf, sondern vielmehr eine Berufung. Er kämpft aus Überzeugung und nicht gegen Geld. Aber es gibt noch ein Problem, Skadi's Stiefel drücken. Das geht natürlich nicht.
Im Buch kommen viele Gefechte vor. Die Magie vermag den Kampffortschritt zu beschleunigen. Manchmal frage ich mich, ob Spero überhaupt noch gehen kann mit all dem Gewicht der magischen Artefakte, die er im Verlauf der Handlung zugesteckt bekommt. Wird er das Zünglein an der Waage im Kampf gegen seinen ebenso schwergewichtigen Bruder sein?
Magie hin oder her, nicht zu stoppen sind unterschiedliche Sippen, die an einem Strang ziehen. Gerade deren Diversität macht sie machtvoll und siegreich. Der bunte Mix an Fortbewegungsmittel, Waffen und Ideen würde allenfalls noch durch Skadis bunte Kleidung zu toppen sein und ihr entwaffnendes Auftreten.
Was mir gefällt, selbst Einzelgänger bekommen einen geschätzten Platz in dieser Gesellschaft. Während manche sich über eine Ratte zum Frühstück freuen, gibt es andere, die ordentlich Wind machen können, oder mit ihren Gedanken andere entflammen können. Der Fantasie oder Magie sind keine Grenzen gesetzt.
Auch ich bin Feuer und Flamme angesichts der Geschichte, doch kann sie nicht ganz mit der Unvorhersehbarkeit im ersten Band mithalten. Der zweite Band macht das Halbe zum Ganzen und das gilt auch für den erste Band. Der erste Band sollte unbedingt gelesen werden - trotz "Was bisher geschah" Kapitel, damit alle Charaktere mit all ihren Facetten in unserem Kopf lebendig werden. Diese machen die Besonderheit der gesamte Geschichte aus - eine Geschichte, die noch spätere Generationen beschäftigen wird.
Bleibt die Frage offen, ob Molovin Skadi nun kriegt oder eine eisige Abfuhr erhält. Der Epilog klärt diesbezüglich auf.
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