Samstag, 13. Februar 2021

Tartaros Stock 58: Hochzeitsflug von R. B. Frank

Ein Stock voller Narren (und einem Querleser)

Die Natur als Vorbild führt letztlich zu einem Zurück zu den Wurzeln. Es gibt immer jemand, der über die Wabe hinausblickt. Süßes oder Saures, oder brauchen wir Menschen beides? R. B. Frank, die Autorin des wundersamen Romans "Stock 58 Tartaros - Hochzeitsflug" hält für uns implizit die Antwort bereit.

Das Buch sticht durch eine honigsüße Geschichte zur Wiederentdeckung von Liebe und Menschlichkeit, wie wir sie heute kennen hervor. In dieser Erzählung, wo sich die Menschheit bereits an den Abgrund manövriert hatte, gab es einst einen Versuch zum Neuanfang auf einem Planeten namens Tartaros und zwar in einer völlig neuartigen Gesellschafts- und Staatsordnung. Dabei nahmen die Projektleiter die Natur zum Vorbild. Vieles in der Natur erscheint offenbar besser geregelt als die künstlichen Systeme des Menschen. Wie wäre es also, wenn wir wie in einem Ameisenstaat funktionieren. Iih, Ameisen, kein Mensch möchte eine Ameise sein. Okay, verstanden, neuer Versuch, also wie wäre es wie Maja und Willi zu leben. Oja, da werden Kindheitserinnerungen wahr.

Bienen sind uns bekannt als fleißiges arbeitsteiliges Volk mit einer weisen Königin, die für das Wohl und den Nachwuchs verantwortlich ist. Die Arbeiterinnen nehmen verschiedene Aufgaben wahr und arbeiten bis an ihr Lebensende. Alle für den Staat, der Staat sorgt für alle. Es gibt keine Not, keine Kriminalität, weil es in die Wiege gelegt wird, dass sich alle an die Regeln halten. Für flüssiges Gold machen Menschen alles. Zugegeben, die Vorzüge einer solchen Gesellschaft, sind schon überwältigend, wenn alle an einem Strang ziehen und es für alle eine berufliche Vorbestimmung gibt. Wer besonders positiv auffällt, genießt weitere Vorzüge in Form von Belohnungen, die das Leben versüßen.

Doch bereits nach den ersten Seiten des Buches wird klar, dass der Mensch gewisse Eigenschaften aufgeben muss, damit ein menschliches Bienenvolk in Eintracht und Frieden wirtschaften kann.

Wir Leser bekommen ebenfalls jede Menge Honigbonbons mit jedem Kapitel angeboten. Somit ist gewährleistet, dass wir immer mehr davon wollen und richtig süchtig nach den nächsten Kapiteln werden. Auf ca. 450 ebook Seiten muss sich der Leser einstellen. Viel Platz, um einen Vergleich dieses Systems zu dem uns bekannten zu führen. Die Autorin vermag unsere Gedanken zu beflügeln und macht es in diesem ersten Teil der Buchreihe spannend. Es ist eine besondere Spannung, die nicht dadurch zustande kommt, dass hier ein Verbrechen aufgeklärt werden muss, oder wilde Schlachten mit Hornissen stattfinden. Nein, es geht darum Sachverhalte zu hinterfragen und verschiedene Quellen heranzuziehen. Die Drohne mit Rufnamen "Monty" ist sehr belesen und neugierig. So kommt es, dass Monty unerwünschterweise Dinge erfährt. Als eines seiner besonders geliebten Bücher konfisziert wird, weiß er mit Sicherheit, dass etwas an dem System nicht stimmt. Zugegeben es ist nie eine gute politische Entwicklung, wenn Literatur und Personen unbegründet verschwinden oder mundtot gemacht werden. Zusammen mit seinem Freund bringt er mehr und mehr in Erfahrung, nicht ohne ihr Leben in Gefahr zu bringen. Aber was soll er tun, er ist eine gute Drohne. In manchen Augen allerdings auch eine Teufelsdrohne.

Seite für Seite entdecken wir eine ganz völlig neue Art des Zusammenlebens, die Gesellschaftsordnungshüter, die Gebäude, die Wirtschaft und die Gebräuche. Jeder Mensch ist beschäftigt, jeder Mensch hat, was er benötigt, jeder hat eine Aufgabe und u.U. eine begrenzte Lebenszeit. Was heißt hier unter Umständen? Nun schließlich muss das Wachstum der Art kontrolliert ablaufen und nicht ungezügelt wie einst auf dem Blauen Planeten, der mittlerweile grau ist.

Viele Geheimnisse gilt es in dem Buch aufzuklären. Selbst sein bester Freund Troy hat ein Geheimnis. Dabei kennen sie sich schon seit ihrer frühen Kindheit.

Das Buch hat viele Dimensionen. So gibt es Bücher in dem Buch, deren Inhalt wir nach und nach erfahren und schon allein für sich genommen lesenswert sind. Selbst Monty schreibt ein Buch und lässt uns am Inhalt teilhaben. In meinem Kopf summt und brummt es. Unser Vertrauen in den Staat sollte stets kritisch hinterfragt werden. Leuten mit Honig im Kopf fällt das schwer, zumal wenn ihnen Honig ums Maul geschmiert wird.

Wichtig ist, dass unsere Gedanken in alle Richtungen gehen können. Träume können in dieser Hinsicht helfen, Wahrnehmungen zu verarbeiten und zu verstärken. Lebenswichtige Entscheidungen werden fällig. Weiter so oder sollten wir versuchen etwas zu ändern, wohlwissend, dass es das eigene Leben vorzeitig beenden wird. Wie wird sich "Monty" entscheiden, wie würden wir uns entscheiden? Wären wir bereit, ein guter Mensch zu sein?

Besonders Interessant an dem Buch fand ich, dass ich eine neue Perspektive einnehmen konnte und aus dieser Flughöhe, die Welt nun anders sehe. Nicht alles an der Menschheit ist schlecht. Diversität ist wichtig. Nicht zuletzt deswegen gibt es solche Bücher über den "Stock 58".

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