Freitag, 19. Februar 2021

"Die Wüstenpflanze" von Thomas Sailer

Ein Forscher auf der Überholspur

Ein Laborassistent namens Akira Takeishi gelingt ein wissenschaftlicher Durchbruch. Er kann mit einem selbstgeschriebenden Computerprogramm eine modifizierte DNA so verändern, dass er neue Arten schaffen kann. Er muss sich nur die Eigenschaften überlegen und dann entwickelt sich eine neue Lebensform. Als er seine ersten Forschungsergebnisse seinem Dekan und Mentor vorstellt, warnt dieser vor den Folgen. Was passiert, wenn diese Technologie in falsche Hände gerät? Er gibt seinem geschätzten Mitarbeiter die Aufgabe, darüber nachzudenken zu was seine Erfindung nützlich sein könnte.

Hmm, was würde ich mir erschaffen? Eine Putzfrau? Einen neuen Follower? Einen Avatar, der für mich dann Rezensionen schreibt? ... Nein, Akira denkt in eine andere Richtung. Er möchte eine Wüstenpflanze schaffen, die mit den schwierigen Bedingungen klar kommt. Das wäre in der Tat einen Artikel in einer Gartenzeitschrift wert "Mein schöner Wüstengarten!". Doch das wäre von mir zu einfach gedacht, denn hier handelt es sich um Cyborg Botanik. Die Pflanzen werden durch den Computer gesteuert, sodass der Mensch die Verbreitung gezielt beeinflussen kann. Jede unerwünschte Pflanze kann auf Knopfdruck eliminiert werden.

Für mich ist dies eine erschreckende Vorstellung, denn nach wie vor steht die offene Frage im Raum. Was kann außer diesem edlen Anliegen des Wissenschaftlers das Klima verbessern, noch mit der Technik angestellt werden? Können die Pflanzen gehackt werden? Können auch fleischfressende, krankheitsverbreitende Lebensformen gezüchtet werden? Was unterscheidet den Mensch noch von einem Gott?

Ja, ja genau diesen Fragen muss sich Akira Takeishi stellen. Doch gibt er eine souveräne Antwort: Wir machen uns diese Gedanken nicht, wenn wir die Welt zerstören durch Abholzung, Schaffung von Asphaltwüsten, Wegwerfprodukten etc.. Was also gibt uns das Recht bei einer nachhaltigen und gut gemeinten Aktion Bedenken zu hegen?

Ach, was ist schon Recht, denken sich manche seiner Gegenspieler. Geld ist das was zählt. Genau die machen Akira wirklich das Leben schwer. Kann der risikobewusste junge Mann dennoch seine Idee verfolgen?

Für mich war das Buch interessant und spannend zu lesen, denn ein Forscher hat es stets nicht leicht. Schon allein, um einen Doktortitel zu erhalten, muss er seine jahrelange Arbeit verteidigen. Dabei sitzen wir intelligenten Akademikern gegenüber. Aber ein Wissenschaftler muss sich auch gegenüber der Öffentlichkeit beweisen. Oft gleicht es einen Spießrutenlauf von Neidern, Kritikern, Skeptikern, Gläubigen, Politikern, Konzernen und Rezensenten wie mich.

Was mich in dem Buch genervt hat, das waren die japanischen Freundlichkeiten, die bei jedem Dialog auftraten. Ich weiß, das verhält sich genauso in Japanischen Kultur. Doch als Deutscher, der gerne aufs Gaspedal beim Lesen drückt und aus einem Land kommt, wo es streckenweise kein Tempolimit gibt, tue ich mich hart. Eine Abwertung des Buches erfolgt jedoch nicht von mir, weil es authentisch vom Autor in Szene gesetzt wurde. Ich muss da durch.

Zusammenfassend kann ich Euch bestätigen, dass es ein Mut-mach-Buch ist. Wenn Ihr an eine Sache glaubt, dann lasst Euch nicht von mir oder anderen entmutigen. Zieht es durch! Oder lest zumindest, wie es andere durchziehen.

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