Dividende oder dividiert Ihr noch?
Das Buch "Risikolos in Aktien investieren" sorgt mit einem Widerspruch im Titel für Aufsehen. Aktien sind doch immer mit einem Risiko verbunden. Wie kann ein Autor schreiben, dass es risikolos wäre? Das war für mich der Grund, einen tieferen Blick in das Buch zu investieren. Ja, Zeit ist auch ein Invest und eine Erkenntnis aus dem Buch ist ein Ertrag. Was habe ich also vermittelt bekommen?
Der Autor empfiehlt ein Aktienportfolio, dass sich vor allem aus Aktien mit angemessener Dividende zusammensetzt. Oft lässt sich eine bessere Verzinsung erzielen als mit festverzinsliche Papieren. Eine Stärke des Autors ist, dies ohne Fachchinesisch zu verargumentieren. Unerfahrene in der Finanzwirtschaft bekommen somit kumpelhaft erklärt, was es zu beachten gibt und wo mögliche Fallstricke liegen. Komplexeres Fachjargon wie thesaurierend, billigst, Baisse, etc. wird vermieden, was ich persönlich etwas schade finde. Denn hier sind viele Autoren der Bankseiten nicht gerade die begnadetsten Lehrer. Mit dem Sprachstil von Uwe Riegel könnte ich mir vorstellen, dass er dies hinbekäme. Das ist jedoch nicht Thema des Buches.
Das Buch richtet sich eher an Börseneinsteiger, die mittlerweile gemerkt haben, dass die Rente weder sicher, noch ausreichend ist. Die Verzinsung von Erspartem, sowie Lebensversicherung lässt zudem zu wünschen übrig. Der Staat macht den Anlegern oft kurz vor Auszahlung das Leben schwer.
Der Autor zeigt somit eine Alternative auf, die eine passable Rendite hervorbringen soll, wenn wir uns an ein paar Grundregeln halten.
Hervorzuheben dabei ist das azyklische Invest. Es ist prima, wenn den Börsianern die Knie weich werden und sie anfangen zu schlottern. Dann heißt es kaufen. In guten Zeiten, wenn alles super läuft und wir in der Gewinnzone sind, verkaufen. Neben den Kursgewinnen können wir auch noch bei ausgesuchten Papieren die Dividende einstreichen.
Was der Autor außer acht lässt in seinen Berechnungsbeispielen, sind die angefallenen Depotkosten, Provisionen, Ausgabeaufschläge und Händlergebühren, Spekulationssteuer, die nicht zu vernachlässigen sind und kleine Renditen auffressen. Viele verdienen bei unserem Invest mit und das alleinige Risiko trägt der Geldgeber. Meist rutschen wir bereits am ersten Tag ins Minus und wir werden nervös. Täglich schauen wir gespannt ins Depot und erleben die Schwankungen unserer Aktie im Takt mit unserem Herzschlag. Hier empfiehlt der Autor ruhig Blut und vor allem sich mit dem Unternehmensausblick zu beschäftigen. Ein Aktienpapier sei kein Handelsobjekt, sondern eher wie ein Huhn, dass jährlich ein Ei gibt oder eben nicht. Der Autor spricht hier nicht von Huhn, aber von Ertragsquellen und ertragsorientierter Anlage.
Zusammenfassend finden wir Leser Hinweise vom Autor bezüglich Altersvorsorge, Rente, Risikoeinschätzung, Anlagestrategien, Rendite, Aktienhandel, Index, Erkennung von Underperformern, Menschenverstand und Emotionen an der Börse.
Zum Buchende gibt es eine Zusammenfassung des Autors mit den wichtigsten Erkenntnissen. Vermisst habe solche Merksätze oder hervorgehobene Tipps in jedem einzelnen Kapitel. Wichtige Aussagen gehen somit in der Textwüste verloren und erschweren die nachträgliche Recherche.
Wer hingegen das Buch am Stück liest, findet einfache (vielleicht zu einfache) Formulierungen und Beispiele, die uns das Risiko und die Chancen des Wertpapiergeschäfts verdeutlichen. Viel Glück bei ihren Entscheidungen. Zu Bedenken gilt, dass nur ein kleiner Teil eines Anlageerfolgs auf das angewandte Wissen und die jeweilige Strategie privater Anleger beruht Es bedarf jede Menge Glück, aber auch dafür gibt es lesenswerte Bücher.
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