Unterwegs in Franken locken die Bauern gerne mit Produkten direkt am Hof. Ich nutze diese Gelegenheiten gerne, denn frischer und regionaler geht es kaum. Zudem unterstütze ich mit meinem Einkauf direkt die, die mit der Produkterzeugung am meisten Arbeit haben.
Es lebe die Landwirtschaft in Deutschland!
Mit meinem Auto fuhr in also in die Hofeinfahrt, sprang zur Haustür und klingelte erwartungsvoll. Keiner da.
Egal, dann zum nächsten Schild.
Ebenfalls geklingelt. Nichts tut sich. Gerade in dem Moment, wo ich auf dem Absatz kehrt machen wollte, öffnet sich die Tür. Ein alter Mann schaut uns an. Wir erklären unser Anliegen, dass wir Kartoffeln kaufen wollen.
Es dauert eine Weile, bis sich eine Regung des Verständnis im faltigen Gesicht zeigt und dann setzt der Mann sich kaum merklich in Bewegung. Sein Ziel scheint die Scheune zu sein. Ich habe noch nie jemand so langsam gehen sehen. Wir hatten fast ein schlechtes Gewissen, den alten Mann hochgescheucht zu haben.
Nach einer Ewigkeit kamen wir nach fünf Metern Wegstrecke an der Scheune mit den Kartoffeln an. Er suchte uns eine Tüte raus. Einen Kartoffelsack hatte er nicht, dafür waren sie in einer Plastiktüte. Dabei wollen wir ja Plastik vermeiden. Wir drücken ihm 2,50 Euro in Hand für die 5 Kilo Kartoffeln. Ein guter Preis.
Während der Bauer wieder Richtung Haus schleicht, mache ich mir Gedanken, was es doch für eine Gabe ist, flink unterwegs sein zu können. Doch wenn es irgendwann im Alter nicht mehr so geschmeidig liefe, dann wäre das auch nicht tragisch, denn der Besuch ist ja noch jung und kann warten. Geduld und Entschleunigung sind eine Tugend, die wir beim Kartoffelkauf lernen können.
"Das alles seine Zeit hat, heißt auch, dass alles seine Zeit braucht."
E. Ferstl
"Geduld ist eine gute Eigenschaft. Aber nicht, wenn es um die Beseitigung von Missständen geht."
Margaret Thatcher
Siehe auch:
10kmlauf.blogspot.de - Mobility help for a sloth
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