Samstag, 7. Oktober 2017

Würdet Ihr für eine Schnalle in die Wüste laufen?

Die meisten Läufer schicken vermutlich ihre Schnalle in die Wüste. Beim Badwater Ultra müssen die Teilnehmer 217 Kilometer durch die Wüste rennen. Tagsüber sind 50 Grad, nachts im krassen Gegensatz -20 Grad und nebenbei 4000m Höhenunterschiede.

"Die Sonne lehrt alle Lebewesen die Sehnsucht nach dem Licht. Doch es ist die Nacht, die uns alle zu den Sternen erhebt."
Khalil Gibran

Ein Preisgeld gibt es nicht für den ersten Läufer, aber ein Zeitlimit von 48 Stunden für alle. Länger hält man das vermutlich eh nicht aus. Diejenigen, die es lebend schaffen, erhalten eine Schnalle für ihren Gürtel. Das ist durchdacht, denn nach den Strapazen braucht jede Hose des Läufers einen Gürtel.

Ich schwanke bei einem solchen Sportereignis  zwischen dem Gefühl der Verwunderung über solche Leistungsfähigkeit von Menschen und dem Gefühl der Bedauerung, wie die Läufer unerbittlich ihren Körper zugrunde richten. Der menschliche Körper steckt einiges weg, aber ich bin mir sicher, eine solche Herausforderung zeichnet fürs Leben.

Für mich ist es in etwa so, wie wenn jemand rasant mit einer Edelsportkarosse auf einem 217km langen Schotterweg fährt. Es ist zwar möglich aufgrund der Qualität des Autos anzukommen, aber der Weg hat Spuren an dem Wagen hinterlassen, die sich nicht mehr beseitigen lassen, sondern nur kaschiert werden können. Den Wagen können wir verkaufen und unseren Körper? Der ist vermutlich auch verkauft an irgendeinen Sponsor. Dann wird ein Buch geschrieben, ein Film gedreht, ein Vortrag gehalten und schon ist aus einer Wahnsinnsleistung eine Einnahmequelle geschaffen.

Das ist wie im Amphitheater des alten Roms. Der Sponsor sagt am Ende Daumen hoch oder runter, was den Untergang oder das Weiterkommen des Athleten bestimmt. Wir als Zuschauer fühlen uns unterhalten, egal wie das Ergebnis ausfällt.

Manchmal frage ich mich, ob sich die Gesellschaft überhaupt geistig mit Jahrtausenden  weiterentwickelt hat.

Nun, wir reden hier über sehr wenige Läufer, die bei einem solchen Ultramarathon starten. Es sind Extremsportler. Es wäre falsch, nur ein Bruchteil davon auf die heutige Gesellschaft zu übertragen. Die große Masse der Läufer ist sicherlich froh, wenn sie überhaupt mal in der Woche zum Laufen kommt. Nicht wenige kommen am Ende Jahre insgesamt auf 217 Kilometer Wegstrecke. Dies ist im Übrigen genauso schädlich, wie die Teilnahme an diesem Ultramarathon.

Also, die Kunst für mich ist, seinen Körper zu fordern, aber nicht zu überfordern. Verkaufen würde ich ihn nie, da hätte ich andere Ideen, wie ich an Geld komme.

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