Donnerstag, 13. Juli 2017

IT Dienstleistung wie beim Bäcker

In vielen Firmen erfolgen alle Beauftragungen über die Einkaufsabteilung. Diese bekommt die Zielvorgabe, möglichst den angebotenen Preis zu drücken und einen günstigen Leistungserbringer auszuwählen. Der Fachbereich, der die Leistung braucht, kann zwar einen Vergabevorschlag aus seiner fachlichen Sicht machen, aber die Versuchung ist letztlich für alle häufig so groß, den günstigeren Anbieter zu bevorzugen.

Der Auftraggeber vertraut auf sein Lastenheft, welches lückenhaft ist, wie ein Schweizer Käse. Er bekommt darauf bezogene Angebote, die alle sehr unterschiedlich sind. Eine Analyse kostet Zeit - Zeit, die der Auftraggeber nicht erübrigen kann. Einzig erkennbar als vermeintliche Vergleichsgröße ist der Angebotspreis.

Da die Anbieter dies wissen, versuchen sie mit Kampfpreisen möglichst auch der Günstigere zu sein. Bei der gesamten Preisverhandlung wird 90% über den Preis und nur 10% über den angebotenen Leistungsumfang gesprochen. Dabei ist keine Firma mit einer anderen vergleichbar. Mich verwundert das blinde Vertrauen, dass der Interessent in der Regel denkt, dass alle Anbieter kompetent für die Aufgabe seien.

Ganz außen vor bleiben Entscheidungskriterien wie Ideen- und Konzeptreichtum, Engagement, Offenheit, Loyalität, der Einsatz von gut ausgebildeten Mitarbeitern, eine unproblematische Projektabarbeitung, hohe Qualität der Ergebnisse in der Vergangenheit, etc.
Wie kommen wir aus der Preisabwärtsspirale heraus? Ist die Wertschätzung für IT-Dienstleistung seitens des Interessenten zu gering, dann sollten wir uns anderen Geschäftoptionen zuwenden. Die Handwerksbranche in Deutschland hat dies bereits seit langer Zeit gelernt. Die Nachfrage ist häufig so groß, dass der Handwerker sich die Rosinen herauspicken kann. Wenn der Interessent den Bogen der Preisverhandlung überspannt, dann wird es eben nichts aus dem Geschäft, oder er muss weit hinten anstehen als Lückenfüller. Die IT-Branche hat sicherlich eine ungünstigere Verhandlungsposition aus Marktsicht. Dennoch sollten wir uns bei vorhandenen Alternativen nicht unter Wert verkaufen, oder die eigenen Qualitätsmaßstäbe senken. Ein Projekt, welches bereits zu Beginn auf Messers Schneide balanciert, ist für alle Beteiligten kein Vergnügen und wenig motivierend. Manche Interessenten haben es nicht anders verdient, als sich hier und da die Finger zu verbrennen. Ich habe jedoch auch genügend Großprojekte gesehen, die seit Jahren lichterloh brennen, aber kein Anbieterwechsel gewagt wird. Beide Seiten drohen, eine Eskalation jagt die andere, die Stimmung ist im Keller, die Motivation auch, einzig und allein hoch ist die Fluktuation der Mitarbeiter. Dies ist eine Loose-Loose-Situation.

Wie bereits ausgeführt sind Auftragsvergabe und Preisverhandlungen bildlich nicht weit weg von dem Gebahren auf einem türkischen Basar, wo alle das ungute Gefühl haben, voll übers Ohr gehauen zu werden. Ich wünsche mir, dass das Geschäft ähnlich abläuft, wie beim Bäcker. Kein Herumgefeilsche, um ein Brötchen. Ein Brötchen kostet nun mal soviel. Die Konkurrenz mag ein paar Cent drunter liegen. Aber bei meinem Lieblingsbäcker, weiß ich, dass hier noch selbst gebacken wird, ohne Triebmittel, ohne viel Luft, mit vollem Korn. Einfach lecker und frisch.

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