Samstag, 18. März 2017

Wie wächst ein Läufer-Kind heute auf?

Früher hatten wir selbstgefaltete Papierflieger und eine Wasserspritzpistole.
Heute können die Kids Drohnen mit einer hochauflösenden Kamera und schnellfeuernder Erbsenbordkanone bauen. Erstellt wird das Ganze nicht als Attrappe mit Lego wie früher, sondern funktionstüchtig im 3D-Druckverfahren. Die Vorlage wurde aus dem Internet heruntgeladenen und durch ein paar Geheimwaffen ergänzt, die Mütter und Väter noch kennenlernen werden.
Kommuniziert wird in der Familie mit den Kinden überwiegend über Textnachrichten. Früher hat die Mutter durchs ganze Haus geschriehen und zum Essen gerufen. Heute versucht man es mit einer Textnachricht aufs Smartphone des Sprößlings. Die Nachricht wird dann in die Liste der ebenfalls gerade eingehenden 40 Nachrichten von Freunden, die man nie gesehen hat, eingereiht.
Irgendwann ist dann die Zeit, wo das Kind darüber nachdenkt, was es einmal werden will.
Früher war Feuerwehrmann, Lokomotivführer oder mir doch egal sehr angesagt. Heute ist klar entweder "etwas mit Computern". Alle anderen Jobs werden bereits von Robotern und künstlichen Intelligenzen ausgeführt.
Deswegen seniert Papa auch: "Früher war alles irgendwie anders.".
Und doch ist aus jeder Generation etwas geworden.
Während unsere Generation an autonomen Fahrzeugen baut, lernen unsere Kinder auf einem schnellen eBike zu fahren, welches den Radweg zum Rad-Highway werden lässt.
Gerade, was sportliche Aktivitäten anbelangt hat sich vieles geändert.
Früher haben wir nicht jederzeit gewusst wie schnell wir liefen, wie hoch unser Pulsschlag ist und unser momentaner Schweiß- und Mineralverlust. Wir sind ganz einfach mit unserem Netzhemdchen gelaufen und man hat gesehen, ob die Energie am Ende gereicht hat. Heute ist es wichtiger, dass wir während des Laufes immer genügend Batteriestrom haben, um die unzähligen Messinstrumente am Leben zu halten. Welch ein Jammer, wenn der Lauf nicht bei Runtastic aufgezeichnet würde und wir keine Punkte dafür erhalten und damit unser nächstes Gadget zu bekommen.
Apropo Runtastic früher hat ein menschlicher Trainer immer in der Mitte von einem Lauf ein paar Gymastikeinheiten eingeschoben. Die Übungen wurden mal mehr und mal weniger präzise ausgeführt. Manchmal waren es Übungen, die man aus heutiger Sicht lieber sein lassen sollte.
Gestern habe ich mir die Runtastic Results App heruntergeladen. Dort ist ein durchtrainerter Athlet zu sehen, der präzise die Ausführung der Übungen in einem Video erläutert.
Die erste Übung war Walking High-Knees. Nach exakt 5:22 Miunten im Storchenschritt habe ich dann festgestellt, dass ich die nächste Übungen selbst weiterblättern muss und eigentlich genau nach selbstgezählten 40 Schritten. Als ob die Übungen nicht schon anspruchsvoll genug sind, jetzt muss ich auch noch zählen.
Das ist gar nicht so einfach, denn beim Sport bin ich schnell geneigt auch einmal abzuschalten. Wor war ich doch gleich? Bei 20 oder schon 30 Schritten?
Eigentlich ist die App ganz brauchbar, wenn man das Bedienkozept versteht. Sie ist allerdings auf 6 Einzelworkouts beschränkt. Will man einen Zwölfwochen-Plan oder weitere Workouts kostet das wieder Geld. Wieviel? Keine Ahnung, kein Hinweis...
Ich bin ja für viele Dinge bereit, Geld zu zahlen, aber dann habe ich es auch im Besitz. Heute heißt es "Pay-as-you-use". Wir müssen nur zahlen, wenn wir den Service oder das Produkt auch nutzen.
Für Untenehmen ist es wichtig, einen stetigen und planbaren Geldfluss durch ihre Geschäftsmodelle zu realisieren. Nicht nur einmal ein Gerät zu verkaufen und alle damit verbunden Services für einen Garantiezeitraum anbieten zu können.
Früher konnten Hersteller dem Kunden eine Blackbox durch geschickte Werbung und Verkaufsgespräche aufschwätzen. Heute kann der Kunde kostenfrei einen Teilumfang des Produkts testen und selbst entscheiden, ob er keine, alle oder nur ein Teil der angebotenen Funktionen nutzt.
Über die Zeit ist kar, dass der Kunde mit dem immer kleinen Beträgen und seinem hoffentlich langen Leben eine irre Summe bezahlt.
Sport sollte keine Frage des Geldbeutels sein. Früher gab es ehrenamtliche Trainer, die ganz uneigennützig ein Team anleiteten. Heute können wir für jeden Ratschlag und jede Übung zahlen.
Die gute Nachricht ist, wir müssen nicht. Es gibt immer etwas unbequemere Alternativen, aber dafür kostenfrei. Meinem Geldbeutel tut es jedenfalls gut, wenn ich die Erfahrung aus der vergangenen alten Welt mit der neuen heutigen Welt kombiniere. Das ist der Vorteil am älter werden.

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