Samstag, 7. Januar 2017

Der Bürger im Visir der Geheimdienste

Geheimdienste wollen Informationen geheim halten. Es ist ihnen ein Dorn im Auge, wenn mit Opendata, Google Suchmaschinen, Wikipedia, Kartendiensten, Fitness- und Gesundheitsportalen, Bewegungsprofile, soziale Vernetzungen, Finanzdaten und deutlich vieles mehr für Lieschen Sprengmichindieluft ausgelesen und verarbeitet werden könnten. Wo bleibt da der Vorsprung, den Analysten vom Geheimdienst haben (sollten)?

Geheimdienste fordern daher den Zugang zu Information für Bürger zu regulieren, um Energie-, Finanz-, Produktions-, Verkehrs-, Kommunikations- und Gesundheitssysteme zu schützen. Ein gegenläufiger und nicht aufzuhaltender Trend ist zu beobachten, wenn wir die "Connected Everything" Bewegung anschauen. Ich befürchte, Regulierungen werden Hacker nicht daran hindern, mehr und mehr Raum im Cyberspace zu gewinnen. Nicht der Bürger sollte zum Feindbild der Geheimdienste mutieren, sondern die Sicherheit unserer IT-Landschaft.

Doch das ist noch nicht alles. wenn man sich auf Personen stürzen will, dann sollten Politiker ganz oben auf der Liste mit dubiosen Figuren stehen.

Schauen wir mal auf den aktuellen Konflikt der USA mit Russland. Die USA behaupten, dass Putin die US Wahl beeinflusst hat. Wenn es wahr wäre, dann müssten wir nicht vor den Bürgern Angst haben, sondern vor den Staatslenkern. Doch was mich erstens stutzig macht, ist die Geschichte, dass die USA auch einmal behauptet hat im Irak wären Atomwaffen. Zweitens, wenn der Computerangriff beweisbar ist, warum wird er nicht bewiesen. Legt die Fakten und nicht Behauptungen auf den Tisch.

Ist der Vorwurf gegen eine andere Nation nicht wieder dazu geeignet, die Bürger von inneren Problemen abzulenken? Nochmals, wenn ich meine Computersysteme nicht absichere und Tür und Tor weit offen stehe lasse, dann muss ich mich nicht wundern, dass der eine oder andere von Neugier und Geldsorgen geplagte Informatiker ungebeten hereinspaziert.

Trump meint zwar Computersysteme ließen sich nicht absichern, aber ich würde ihn auch nicht als Experte für Computersicherheit sehen, sondern eher als Nutznießer.

Wie glaubhaft sind Regierungen und Geheimdienste? Mir ist wichtig, dass Bürger sich möglichst frei und unabhängig informieren können, selbst mit der Gefahr oder den positiven Nutzen, dass einzelne Personen dann einen Vorsprung vor Geheimdiensten hätten.

Das Bundeskanzleramt darf Information der Öffentlichkeit vorenthalten, wenn die Schriftstücke vom Bundesnachrichtendienst stammen. Damit bleibt der Geheimdienst wie der Name schon sagt geheim, es sein denn, es gibt einen kleinen Bruder von Snowden, der der Öffentlichkeit ein wenig Einblick in die Arbeit der Geheimdienste gewährt.

Auf richterliche Anordnung darf jetzt ein Bundestrojaner auf Fremdrechnern und Smartphones eingesetzt werden. Dieser kann laufende Gespräche und Chats überwachen. Bei einer Onlinedurchsuchung werden Speichermedien durchforstet. Die Bedingungen für die Bewilligung des Einsatzes sind, dass eine konkrete Gefahr etwa von Leib, Leben und Freiheit eines Menschen bestehen muss.
 
Der Witz an der Sache ist, dass es jede Menge Trittbrettfahrer geben wird. Rechner hacken und Sicherheitslücken für seine Zwecke ausnutzen können nicht nur Regierungsbeamte, sondern andere Computerspezialisten auch. Ist erst einmal eine Hintertür im Rechner eingebaut, dürfen wir nicht erwarten, dass hier nur Regierungsbeamte eindringen.
 
Ein weiterer Punkt ist, dass das Bundesinnenministerium kein Interesse daran haben dürfte, dass Privatleute Rechner absichern und schützen. Wie ist das mit der Arbeit des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik vereinbar?

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