Sonntag, 18. Dezember 2016

Wenn Bots texten...

Besteht in Zukunft ein Unterschied zwischen von Menschen geschriebenen Texten und denen von Texter-Bots?

Bots werden einen Teil der Arbeit von Journalisten gänzlich übernehmen können.
Humor, Spitzfindigkeiten, Wortschöpfung, Persönlichkeit, Emotionen, Satire wird jedoch nach wie vor ein Mensch in dem vom Roboter vorformulierten Text würfeln müssen.
Aber wird das nicht überbewertet?  Sollten wir uns aus Rücksicht auf die Bots auf rein sachliche Inhalte beschränken?

Grundsätzlich denke ich, dass mir ein Roboter für meine Beiträge bei miCoach keine große Hilfe wäre.
Ist ein Werk bereits in sich geschlossen vorformuliert und stringend, ist es ungemein schwerer, den Text mit lauter I-Tüpfelchen zu würzen.

Man stelle sich einen Rembrandt vor, der das Werk von Rubin auf seiner Leinwand vorfindet und die Aufgabe hat, das Gemälde noch zu verfeinern.
Er würde es komplett übermalen und aus Trotz ein vollkommen anderes Bild auf die Leinwand pinseln.

Die Ideen für Beiträge entwickeln sich bei mir beim Schreiben.
Es fließt förmlich aus dem Kopf in die Finger, je mehr ich mich mit einer Sache beschäftige.
Es braucht keinen vordefinierten Text eines Bots, sondern nur eine Inspiration.

Zudem, wer würde die Verantwortung für einen Text tragen?
Den Bot können wir nach einem Vergehen deaktivieren, aber das wäre sicherlich eine milde Strafe, wenn durch dessen Texte in der Gesellschaft ein signifikanter Schaden entsteht.

Nach "Kick it like Beckham" kommt jetzt Post-it-like Til Schweiger. Mit diesem Beitragsgenerator könnt Ihr tolle inhaltslose Beiträge in Blogger, Twitter und Google+ schreiben.

Wenn Texte per Algorithmus verfasst werden und viele diese Programme einsetzen, sind dann nicht vermehrt Copyrightverletzungen denkbar, wo ein artverwandter Roboter zu einem
bereits veröffentlichten Beitrag sehr ähnliche generierte Textpassagen veröffentlicht.

Der Stand der Technik zu den Texter-Bots wird aktuell in vielen Foren diskutiert. Folgende Beiträge kann ich zum Einstieg empfehlen:

http://www.mediummagazin.de/archiv/2012-2/ausgabe-092012/roboter-als-reporter/
Journalist: Warum sich Journalisten auf Text-Roboter einstellen müssen
Roboterjournalismus - Maschinen ohne Moral
https://www.newscientist.com/article/dn25273-rise-of-robot-reporters-when-software-writes-the-news/
Google patent Algorithmus verfasst Kommentare in sozialen Medien
metamind.io - Model for abstractive summarization

Bei den olympischen Spielen 2016 in Rio wurden zwei Bots eingesetzt, die News veröffentlichen. Sie kamen insbesondere bei längeren Berichterstattungen nicht so gut an.

Xiaomingbot hieß der chinesische Bot, der sich auch an längeren Nachrichten mit rund hundert Wörtern versuchte und innerhalb 15 Tagen 450 Artikeln verfasste. Das schaffe ich nur in fünf Monaten. Die Leser fanden den roboterartigen Schreibstil unangenehm. Grundsätzlich konnte der Bot jedoch zwischen 243 und 50.000 Aufrufe je nach Beitrag erreichen. Davon kann ich nur träumen. Mein Beitrag hier hat momentan deutlich unter 100 Zugriffe.

Die Washington Post setzte auf kürzere Nachrichten per Twitter. Der Bot veröffentlichte Sportergebnisse und Statistiken. Das ist in der Tat eine einfache Aufgabe.

Was Bots gut können, ist kopieren. Daher können si aus verschiedenen Quellen neue Literatur zusammenmixen. Dies meint auch Adrain Lobe in spektrum.de: Schreiben Roboter bald Romane.

Wir stehen am Anfang einer Entwicklung, die den Journalismus der Zukunft prägen wird. Die Beiträge von Menschenhand geschrieben werden zukünftig ausgezeichnet mit Labeln wie "Botfrei", "Natürlicher Text", "Handgemacht", "Frei von Robotertext". Bei der Auszeichnung von Bio-Lebensmitteln gegenüber genetisch veränderten und unkonventionellen Lebensmitteln ist es ja bereits üblich, den Käufer auf den Unterschied hinzuweisen.

Siehe auch:
Rio Olympics 2016: A Chinese news outlet used an "robot reporter"
The Washington Post experiments with automated storytelling to help power 2016 Rio Olympics coverage
Google Brain: GENERATING WIKIPEDIA BY SUMMARIZING LONG SEQUENCES

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