Mittwoch, 2. November 2016

Wie sieht das Arbeitsleben in der Zukunft aus?

Ich liebe es, in die Glaskugel zuschauen. Heute habe ich dort meinen Arbeitsplatz in zehn Jahren gesehen. Da hat sich einiges getan:
 
An der Pforte werde ich von einem Roboter begrüßt, der Hausmeister wurde ebenfalls durch einen fahrenden Blechkasten ersetzt. Der tauscht gerade Leuchtmittel aus und putzt gleichzeitig den Boden.
Es gibt nur noch wenige echte menschliche Kollegen, denen ich im Korridor begegne. Die meisten werden bei Bedarf vom Unternehmen beauftragt: Selbstständige, Zeitarbeiter und andere Kameraden aus dem Niedriglohnsektor.
Hier und da tauchen dreidimensionale Avatare in meinem Umfeld auf. Viele Dienstreisen werden erspart, weil wir mit Hilfe der Virtual Reality überall sein können.
 
Wie geht es der Wirtschaft. Schlecht, denn erstens haben viele kein Geld und zweitens sind die vielen Automatisierungen, Virtualisierungen teuer. Die Ersparnisse mit Lohnsektor, werden durch teure technische Errungenschaften aufgesogen. Die Kaufkraft der Menschen ist geschwächt.
 
Es gibt nur noch wenige große Konzerne, die sich diesen Markt aufteilen: Adidas, Google, Amazon und Continental.
 
Die Bevölkerung ist unzufrieden. Massenarbeitslosigkeit, nur wenige haben unbefristet Vollzeitstellen. Durch künstliche Intelligenz wurden viele Arbeitsplätze ersetzbar. Es gibt kaum mehr geradlinige Lebensläufe. Viele hüpfen von Jobangebot zu Jobangebot. Dabei wird jeder Angestellte und Mitarbeiter durch Wearables überwacht: Wo laufen sie herum, sind sie aktiv, bewegen sie sich genug, was macht der Herzschlag, sind sie ausgeruht, drogenfrei, etc.? All das wird verwendet, um die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Arbeitnehmer zu beurteilen. Jede Verfehlung wird protokoliiert und dokumentiert.
 
Früher hatte ich ein Büro mit echten Wänden, heute ist es ein virtueller Raum, den ich zum Teil selbst gestalten konnte. Im Raum hängen einige Apps, die ich per Gesten und Sprachsteuerung bedienen kann. Papier, Ordner, Bücher, Computer sind nicht zu finden. Alle Arbeitsmittel, Informationen und notwendiges Wissen wird aus der Cloud gezogen. Ich weiß, dass ich nichts weiß ohne die Cloud. Die Cloud hält das Unternehmen zusammen.
 
Warum bin ich überhaupt noch da? Kreativität und neue Ideen sind gefragt. Das ist der einzige Schwachpunkt der Maschinerie um mich herum. Dafür brauchen sie uns noch, denn die Unternehmensleitung hat erkannt, dass es ein paar unberechenbare Elemente im Unternehmen geben muss, die über den Tellerrand hinausdenken, Trends aufspüren, auf Gefahren hinweisen und aus einem gewohnten Umfeld gedanklich ausbrechen können.
 
Die Glaskugel wird unscharf, flackert und ich seufze. Was haben wir es aktuell gut!

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