Montag, 3. Oktober 2016

Wen interessiert's eigentlich?

Heute beim Internisten war das Sprechzimmer voll mit älteren Leuten. Ich war - glaube ich - der Einzige, der vom Arzt gesagt bekommen hat: "Alles perfekt bei Ihnen. Ich sehe im Ultraschall, dass sie alles richtig machen: gesunde Ernährung und viel Bewegung.". Noch vor ein paar Jahren wurde mir der Ansatz einer leichten Fettleber attestiert bei einem Gewicht von 80 kg. Das Gewicht bin ich jetzt los und meine Leber muss jetzt einen Gürtel tragen, damit sie nicht aus dem Kontext rutscht. Jeder fünfte Deutsche hat eine Fettleber.

Beim Arzt habe ich auch eine Frau im Alter von 50 getroffen, die meinte, sie wolle von sich überhaupt nichts veröffentlichen. Sie benutzt einen Schrittzähler fürs Walken, also keine GPS Sportuhr, so wie ich sie am Handgelenk hätte. Sie hätte Angst, zu transparent zu sein. Nun ja, die Haltung nützt ihr nichts. In dem Moment, wo sie mit mir redet, sind ihre Aussagen von mir in einem Beitrag im Netz veröffentlicht - anonym selbstverständlich. Ich glaube, dass es heutzutage nahezu unmöglich ist, eine breite Datenspur über sich selbst zu hinterlassen.

Wir können es den Robots und Agents im Netz nur mehr oder weniger schwer machen. Verstecken gelingt nur, wenn auf sämtlichen technischen Schnickschnack verzichtet wird. Aber um welchen Preis erkauft man sich die Privatsphäre und welche Chancen zum Kennenlernen neuer Leute weltweit, Erfahren von interessanten Hinweisen, Unterhaltungen etc. vergeben wir uns, wenn wir uns verschließen.

Siehe auch:
ndr.de - Ernährungstherapie bei Fettleber

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