Sonntag, 19. November 2017

Humanisierung oder Entmenschlichung?

"Die bequeme und undurchsichtige »Cyberwelt« macht uns mündig und unmündig zugleich. Einige wenige herrschen über die Technologie und horten die Daten. Statt die Technologie als Ursache des Übels zu verdammen, muss man begreifen, dass jeder für den Schutz seiner Daten selbst verantwortlich ist. Big Data, Hacktivism, Social Bots, Fake News, Roboter, Künstliche Intelligenz und Algorithmen können individuelle Freiheiten bedrohen, aber auch demokratiefördernd wirken."
Aleksandra Sowa

digihuman.org - Welche Digitalisierung wollen wir?

Digihuman stellt die Fragen, bei deren Beantwortung sich derzeit die menschlichen Geister in zwei Lager separieren. Findet eine Ermächtigung oder Entmächtigung durch Technik statt?

 Ist die Digitalisierung
…für Menschen – oder für Maschinen?
…für alle – oder nur für wenige?
…für nachhaltigen Wohlstand – oder für das schnelle Geld?

Zum Glück müssen wir diese Fragen nicht beantworten und wir haben keine Wahl. Wir werden die Antworten mit der Zeit erfahren, denn die Digitalisierung wird kommen - unaufhaltsam. Der überwiegende Teil der Menschen kennt kein Weg zurück.

Wenn die technische Entwicklung zur Humanisierung beiträgt, dann hätten wir ein gutes Gefühl, denn das ist etwas was wir heute bereits kennen. Was passiert jedoch, wenn die Humanisierung für den Mensch an Bedeutung verliert? Was, wenn die Entwicklung so schnell voranschreitet, dass wir gar nicht mehr merken, wie wir uns verändern und was uns wichtig und richtig erscheint?

Wenn wir in die Geschichte der Menschheit schauen, dann entdecken wir immer wieder einzelne Helden und Heldinnen, die den Kampf gegen die Entmenschlichung geführt haben. Ein Mensch kann ein ganzes Volk bewegen, sich gegen Unterdrückung durch eine übermächtige Minderheit zu erheben.

Doch etwas ist anders in unseren Tagen. Haben wir es mit einer Minderheit zu tun? Und verschlechtern sich die Lebensbedingungen für den Menschen nur oder verbessern sie sich auch? Wer möchte heute auf die Technik, die uns zur Verfügung steht verzichten? Ist ein HD Flachbildschirm nicht tatsächlich besser als ein Röhren-Fernseher?

Bleibt der Mensch, so wie er ist, dann gehört er vermutlich zu einer aussterbenden Art wie der Röhrenfernseher. Täglich sterben bis zu 150 Lebensformen auf der Erde aus. Die meisten dieser Pflanzen- und Tierarten sind noch größtenteils unerforscht. Warum sollte der Homo sapiens nicht auch eines Tages dazu gehören?

Der Mensch strebt seit Anbeginn danach, sich weiterzuentwickeln. Die technischen Errungenschaften sind exponentiell. Ein Mensch kann in Zukunft nur seine Existenz und sein Einkommen sichern, wenn er seine menschlichen Fähigkeiten durch Technik unterstützt oder ersetzt. Von außen betrachtet, wird es nicht leicht sein, zu unterscheiden, ob der menschliche oder technische Anteil im menschlichen Dasein überwiegt. Für mich ist es aus heutiger Sicht eine neue Art, die sich da entwickelt. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass wir den Übergang in diese neue Art gar nicht bemerken. Und vielleicht kann diese neue Art verantwortlungsvoller und nachhaltiger in diesem Universum leben als der Großteil der Menschheit in der Lage ist. Eine Art, die sich als Kollektiv versteht und sich daran erfeut, etwas zu entdecken und zu verstehen, anstelle es beherrschen und ausbeuten zu wollen. 

Neben dem schwarzen und weißen Bereich in obigen Grafik von Digihuman, sehe ich einen grauen Bereich, der für mich ein Kollektiv darstellt, vergleichbar mit einem Ameisenstaat.

Mein Gedankengang richtet sich gegen die Vorstellung, dass "Weiß" gut und erstrebenswert wäre und "Schwarz" (Enthumanisierung) schlecht sei. Vielleicht kann durch Technisierung des Menschen eine Art entstehen, die nachhaltiger agiert. Hier kommt mein Metapher "Ameisenstaat" ins Spiel, von denen wir viel abstrahieren und lernen können.

Jede Ameise ist ein Individuum und allein eingeschränkt überlebensfähig. Alle Ameisen zusammen bilden wiederum einen intelligenten Superorganismus. Der Superorganismus macht eine einzelne Ameise nicht intelligenter, mächtiger oder fähiger. Die einzelne Ameise kann überhaupt nicht die Gedankengänge des Superorganismus erahnen.

Die Menschheit ist auf dem Weg, sich die kollektive Intelligenz zu erschließen und erschafft dabei ganz unbemerkt einen Superorganismus.


Siehe auch:
10kmlauf.blogspot.com - Ameisen sind tolle Sportler
10kmlauf.blogspot.com - Roboterameise Antbo
10kmlauf.blogspot.de - Wie leben wir in 60 Jahren?
10kmlauf.blogspot.de - Generation Y wird es richten
10kmlauf.blogspot.com - Selbstlernende Systeme ohne künstlicher Intelligenz
ciokurator.com - From code to culture - Warum künstliche Intelligenz die menschliche (noch) benötigt
blog.wiwo.de - Die Psychologie der Digitalisierung: Jeder dritte Mittelständler empfindet negative Gefühle

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