Samstag, 10. August 2024

Die Hinrichtung des Zweihundertjährigen von Carsten Knittel

Den Tod als natürlich zu betrachten, mag jeder in unserer heutigen Zeit verstehen. Aber den Tod unnatürlich herbeizuführen erscheint widersinnig, wenn derjenige lebenslustig ist. Wir müssen uns bei dem Buch folgendes vor Augen führen: Was, wenn die Bevölkerung dank Verjüngungsmedizinischer Behandlung doppelt so alt werden kann, also 200 Jahre, oder länger und damit theoretisch ein langes Leben garantiert würde? Ist es dann nicht gesellschaftlich notwendig, ein Limit zu setzen, damit es nicht zu einer Überbevölkerung kommt? In so einer Zukunftswelt spielt das Buch. Eine perfekte Welt? Und wenn nicht, kann man sich ihr entziehen? Nur mit Risiken! Und genau das macht die Spannung in diesem Buch aus. Auf diese gehe ich etwas später im Text ein.


Das Szenario kam mir mit dem Film "Flucht ins 23. Jahrhundert" durchaus bekannt vor. Ich möchte den Film, daher auch mein Interesse für diese Buch-Geschichte. Zugegeben, es ist ein sehr nachdenklich machendes Buch und vermutlich daher nicht für sehr viele Leser ratsam. Auch wenn es Science-Fiction ist, es lassen sich doch Aspekte in unserer Gegenwart wiederfinden. Das Buch macht dies indirekt sichtbar. Ressourcenausbeutung, Arm und Reich, Klimawandel sind uns durchaus geläufig. Eine Frage mit der wir uns im Buch beschäftigen müssen ist, ob das Gemeinwohl schwerer als das Wohl des Einzelnen wiegt. Und wer kann sich Ausnahmen leisten? Ist ein längeres Leben mit Gewalt und Kriminalität besser? Oder ist ein befristetes Leben, in dem man sich gut gefühlt hat, besser? 

Antworten darauf hat das Buch nicht, sondern am Ende können wir nur die Entscheidungen der Protagonisten nachvollziehen.

Der Autor beweist mal wieder seine Vielseitigkeit. Mich persönlich freut es, dass er sich in letzter Zeit auf das Science-Fiction Genre eingeschossen hat und nun auch ein paar Ausblicke gibt, auf was für Gesellschaftsformen wir geradewegs zusteuern. Auch, wenn diese Gedanken wissenschaftlich nicht neu sind, ist die Verpackung in einen Roman zur Unterhaltung und spannenden Szenen neuartig.

Die Szenen mit der Tochter waren hingegen wenig ergiebig. Hier fühlte ich mich ein wenig gelangweilt gegenüber den Szenen im Ödland. Ich mag nicht sonderlich Menschen, die sich nur darauf verlassen, was andere denken. Daher bildet Eure eigene Meinung und lest dieses Buch. Es ist sehr kurzweilig geschrieben und hat keine komplexe Erzählstruktur. Das Buch beißt nicht, es will nur mit Euren Gedanken spielen. Würdet Ihr Leine ziehen, hundsgemein frei leben, oder zum Herrchen zurückkommen? Oder geht es gar nicht darum, was Ihr wollt, sondern, ob andere, die Euch etwas bedeuten, besser und weiter leben können?

Das Buch spielt ein Szenario durch und ich fand es spannend, wie sich die Hauptfigur entscheidet. Daumen hoch für die Hinrichtung eines 200jährigen.

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