Sonntag, 23. Juni 2024

"Secrets in the Deep" von Celeste Ealain

Cleaner, Putzfische und Meerjungmann-Potenz

"Secrets in the Deep" von Celeste Ealain entführt Leserinnen und Leser in die Tiefen des Südpazifiks, wo sie eine faszinierende Unterwasserwelt voller Geheimnisse und Gefahren erwartet. Die Protagonistin, die junge Journalistin Linnéa, gerät bei Recherchen für einen Artikel angelschnurstracks in die Fänge eines unbekannten Volkes. Nein, es ist nicht ein kleines gallisches Dorf.

Die Autorin eröffnet uns Einblicke in eine besondere Unterwasserwelt und lässt die Leserinnen und Leser in die Gedanken und Gefühle von Linnéa eintauchen. Was wäre, wenn wir unter Wasser ohne Hilfsgerät atmen könnten? 

Im Buch wird besonders die Beziehung zwischen Linnéa und ihrem nah am Wasser gebauten Entführer entwickelt. Es erinnert mich zunächt an das Stockholm-Syndrom, wo das Opfer in der Gefangenschaft positive Gefühle zu ihrem Entführer entwickeln. Die Opfer sind von den Entführern abhängig, zum Beispiel weil sie Informationen besitzen, die sie brauchen. Der Roman will aber eher auf das Stockfisch-Syndrom heraus und versucht eine Mischung aus Fantasy und Romantik herzustellen. So richtig warm ums Herz wurde mir dabei nicht, obwohl sehr viel Wärme ausgetauscht wurde. Die Liebesgeschichte entwickelt sich etwas schnell. Liebe auf den ersten Trick.

Mehr gefallen haben mir hingegen die Ausführungen der Unterwasserwelt.

Die aufgebaute Geschichte war auch gewürzt mit Geheimnissen und Gefahren, wo ich an einigen Stellen Fragezeichen auf der Stirn hatte und einfach weiter lesen wollte. Sobald ich dachte, so schwimmt der Seehase, kam es zu überraschenden Kurswendungen und neuen Erkenntnissen. Interessant fand ich, dass es mehrere Charaktere gab, die alle auf ihre Weise den Verlauf der Geschichte beeinflussen und zu steuern versuchen. Ein richtiger Seemannsknoten hat sich da entwickelt als am Ende alle Fäden zusammen waren. Wobei die Männer mir etwas dümmlich vokamen, so wie der ins Deutsche übertragene Titel "Geheimnisse in den Deppen" andeutet. Doch ein wenig Übertreibung sind wir bei Seemannsgarn gewohnt.

Gefallen hat mir die Neugier, und die Bereitschaft von Linnéa ihr altes geradliniges Leben an den Mantastachel zu hängen, und gegen ein Brokkoli-Bett zu tauschen. Ja, die noch sehr unerforschte und unüberwachte Unterwasserwelt, wer weiß, was da so im Verborgenen lebt, oder durch äußere Einwirkung mutiert. Die Autorin ist leidenschaftliche Schnorchlerin und Taucherin, vielleicht hat das ein oder andere erspähte putzige Tierchen, hier seinen Platz gefunden. 

Ob es allerdings der Erde gut tun würde, wenn sich auch noch unter Wasser Milliarden von Menschen entwickeln, mag sich jeder selbst überlegen. Meine Begeisterung für das Unterwasservolk hielt sich in Grenzen. Aber die Romantiker unter uns mögen die Sache durch das bunte Mikroplastik im Meer und die schummrigen Lichtverhältnissen verzückt radioaktiv verstrahlt sehen. 

Positiv anzumerken ist die Vielseitigkeit der Autorin, die mit ihren bisherigen Büchern immer wieder neue Kulissen bietet und in diesem Werk hier Lust auf Meer macht.

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