Es wäre schlau, wenn alle Menschen schlafen
Der Titel des Buches ist für mich ungewöhnlich und macht mich sogleich hellwach. Schlaf als Elexier des Lebens? Ich muss an einen Zaubertrank denken. Einfach trinken und weg schlummern. Doch so einfach ist es nicht. Selbst bei der gesündesten Nebensache des Tages gibt es einige Tipps zu beachten. Allen voran, Schlaf ist keine Nebensache.
So folgen auch schon gleich auf der Coverrückseite 10 Tipps, aber der Trunk ist nicht dabei. Den müssen wir uns selber mixen.
Die Autoren beginnen mit ihrer Ausführung bei der Entwicklung und Wertschätzung von Schlafgewohnheiten, -zeiten und Plätzen. Gefallen haben mir die anschließend recht anschaulich beschriebenen Aktionen des Körpers während des Schlafs. Hier geht eine Menge vor, von dem wir nie was mitbekommen. Ursache der Magie sei wieder der Schlaf-Zaubertrank - das Elexier des Lebens.
Auch die Buchinhalte samt Visualisierungen sind einfach zu schlucken. Wissenschaft wurde im Buch aufbereitet, dass selbst eine Schlafmütze diese versteht. Ich meine nicht, dass das vermittelte Wissen banal wäre, sondern eher einen oder mehrere Augenaufschläge erzeugt, wie z.B. wie welcher Charakter im Bett liegt. Ein Tipp fehlt, dieses Buch nicht vor dem Einschlafen lesen.
Beim Geschlechtervergleich fände ich auch interessant, ob es eine Studie gibt, die besagt, dass Männer gerne kühler schlafen als Frauen und wie sich konkret Schlafzimmertemperatur auswirkt.
Im Buch fällt mir auf, dass überwiegend über historische, gesellschaftliche Entwicklung, innere und äußere Einflüsse, doch sehr wenig im Vergleich der Buchanteile zu einer Eigen- oder Fremdtherapie. Ein Arzt würde sagen, die Fälle sind individuell zu bewerten. Somit ist dieses Ratgeber-Buch, ein Buch, wo wir Hinweise bekommen und selbst raten müssen. Erst das letzte Kapitel des Buches enthält eine Schlafformel. Die Autoren wollten wohl mit den 119 Buchseiten zuvor erst noch ein paar Grundlagen bei den Lesern legen und auch den Gedanken streuen, dass Schlaflosigkeit durchaus in manchen Fällen vorprogrammiert ist, aber auch verschiedene vermeidbare Ursachen haben kann.
Unerwähnt bleiben Details zu Bettdeckengewicht, funktionale Kopfkissenbezüge, konkrete Apps wie Calm. Es gibt zwar eine Liste mit ausgesuchten exemplarischen APPs, aber offenbar hat diese Liste nicht den Anspruch komplett zu sein, oder aus ärztlicher Sicht bewertet zu werden. Das Kapitel mit dem Placebo Effekt offenbart das Mindset der Autoren dazu. Wenn es keine anerkannte Studie gibt, ist es Placebo. Ich bin der Meinung, dass die Auswertung von Schlaftrackern auch ohne ärztlichen Beistand zu bewältigen wäre. Das Thema wird quasi nur angerissen und der Buchinhalten gibt keine Einblicke bezüglich der Nutzung.
Das letzte Kapitel halte ich für ein Highlight, die Übersicht auf Seite 125 kann als Checkliste dienen für die Vorbereitung guten Schlafs. Die Punkte werden auf den darauffolgenden Seiten detailliert. Auch die Zusammenstellung von Tees auf Seite 141 ist eine praktische anwendbare Liste. Allerdings überlappt sie mit der Tabelle auf S. 154. Aus meiner Sicht hätten diese Aufstellungen zusammengeführt werden können.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es den Autoren gelungen ist, viele Erkenntnisse für die normalen Tages- und Nachtabläufe in extrem gut, verständlicherweise Form zusammenzustellen. Lediglich die Bewältigung von außergewöhnlichen Situationen, wo die Schlafformel nicht aufgeht, und dennoch klevere Strategien von Extremsportlern existieren werden nicht explizit übertragen. So hätte ich mir insgesamt bei den Buchinhalten gewünscht, dass mehr über den Tellerrand der Medizin geschaut wird. Schlafstrategien bei mehrtägigen Ultralauf oder Märschen zum Beispiel. Lediglich eine Buchseiten wird der körperlichen Aktivität am Tag gewidmet. Aus meiner Erfahrung einer der wichtigsten Einflüsse für einen perfekten Schlaf.
Das letzte Kapitel geht in die Richtung, die ich mir vorgestellt hatte und reißt kurz und knapp wichtige Selbsthilfetipps an. Auf der Buchrückseite steht "Schlafwissen kompakt" und das wird von den Autoren konsequent umgesetzt. Der Ansatz ist, mehr breites Wissen auf 167 Buchseiten zusammenzustellen, ohne, dass der Leser hier einschläft und in die Tiefe des Schlafthemen eintaucht. Jetzt heißt es für mich abwarten und beruhigenden Tee trinken, ob die Autoren Prof. Dr. med. Heiser und Sommer noch weitere heiße und sommerliche Tipps in einem vertiefenden Ratgeber herausbringen. Das wär ein Traum von mir.
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