Montag, 1. Mai 2023

"Goldberg und die Tränen der Madonna" von Thomas Lang

Der neue Auftrag an Minkin, dem biersinnigen Privatdetektiv, hört sich eigentlich ganz machbar an. Hauptauftrag ist klar. Was springt für Minkin heraus? Die beiden reden zunächst gar nicht übers Geld. Dann aber geht es mehr als nur einen Kasten Bier. Wie immer ist das zu ergattern Objekt skurill. Diesmal sogar ein Wunder.

Ich finde es gut, dass das Personenverzeichnis voran gestellt ist. Da kommt man schnell wieder gedanklich rein in die Bierkrimiszene mit allem was kreucht und fleucht. Es geht schon gleich unterhaltsam los. Ich mag die eingestreuten Bezüge zu realen Gewerbenamen, Wissenschaftlern, Politikern, Orte, Songs etc. und die Schlussfolgerungen.

Bisher alles ganz einleuchtend - auch ohne einen Krug Bier vorher geleert zu haben. Ich vermute, der Roman kommt ganz ohne Mord und Todschlag aus. Wobei der Braune vielleicht die Ausnahme ist. Die Ermittlung ist eher direkt und besteht aus sehr vielen Dialogen und Gedankenergüssen. Es wirkt ein wenig wie eine Theateraufführung, ohne es despiktierlich zu meinen. Komisch, dass der Baptist auf einmal so zugänglich war. Hat wohl so seine Tage, wo er an der Willkommenskultur arbeitet.

Bei meiner Lieblingsformulierung im Buch geht es darum, dass sich die schlechten Eigenschaften im Alter perpetuieren, häufig mit Verbohrtheit und Bosheit. 

Im Studentenwohnheim ist das Thema Goethe, jedoch fängt das nächste Kapitel mit einem Shakespeare Zitat an. Bei diesem Übergang passt das Schild: "Hier kotzte Goethe". "Junge, wie Du wieder aussiehst", meinen die Ärzte. Einleitende Zitate in den Überschriften werden sehr sparsam verwendet, denn alles was mal wichtig war, steht falsch auf Wikipedia.

Eine Anmerkung zum Cover: Sollte der Biertropfen in den Augen nicht rötlicher sein? Schließlich ist Rotbier dunkler. Insgesamt wirkt das Bild nicht wie aus einem Guss. Wenn es witziger wirken soll, hätte ich in die Hand der Madonna noch einen Knödel gelegt.

Zum Ende des Buches wird deutlich, dass ein paar wahre herbe Begebenheiten in die Geschichte eingeflossen sind. Das war sicherlich auf der einen Seite des Bierdeckels inspirierend für den Autor dies einzubauen, jedoch auch andererseits einengend, da Übertreibungen und viel Schaum die Wiedererkennung und die Drinkability verwässert hätten.

So ein wenig mehr Würze hätte dem Bierkrimi gut gestanden. 

Sehr viel Bamberglokalkolorit erwartet die Leser, zu dem ich mehr Hintergrund hätte erfahren wollen. Meistens wurde es nur benannt, aber weder für die Handlung noch für den eigenen Stammtisch braute sich Wissen auf. Minkin ist klar die zentrale und alles dominierende Figur. Ein zweiter Charakter, bei dem noch nicht Hopfen und Malz verloren ist, würde dem Sud aus meiner Sicht im Abgang besser schmecken.

Insgesamt passt das Werk gut ins Sortiment, und ist eine besondere Sorte für durstige Liebhaber der Buchreihe.


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