Sonntag, 27. Februar 2022

Rezension zu Pyramidenspiel von Juan Arte

Ohne Chips wär ich kein Mensch
... denkt sich so manche Couchpotatoe und greift in Schüssel. Doch in dem Buch "Pyramidenspiel" geht es um schwerverdauliche Computerchips.

Das eigene Denken und Bewegen ersetzt der im Körper implantierte hochverfügbare Chip durch mundgerechte Information.

Die Bequemlichkeit hat ihren Preis. Ohne Chip geht ja gesellschaftlich gar nichts in dieser fernen Zukunft. Oder doch?

Gerade habe ich den rasanten Prolog gelesen. Wir erleben einen Versuch, Kontrolle durch unkontrollierte Aktionen zu begegnen. Ob der Prolog Gegenwart oder Vergangenheit ist, wird sich wohl im Verlauf noch klären. 100 Jahre nach Orwells 1984, sieht die Welt scheinbar ähnlich aus. Je mehr wir etwas zu vermeiden versuchen, desto sicherer werden wir es tun.

Im Buch finden sich mehrere Meinungen, Erkenntnisse und Weisheiten, die durchaus anregend sind, die eigene Position und Wahrnehmung in unserer Gesellschaft zu reflektieren.

Bei aller Sympathie für den Widerstand, gefällt mir der Spruch von George Savile, egal wie sehr wir kämpfen, am Ende gibt es neue Herren. Immerhin!

Doch auch weitere gehaltvolle Sprüche sind inhaltsbezogen zu Beginn eines Kapitels platziert, die neutral betrachtet zeigen, dass das zwischenmenschliche Verhalten durchaus komplex ist. Ein Grund mehr, diesem Chaos mit einem hochtechnischen Kontroll- und Überwachungsapparat zu begegnen, um die Menschen für regelkonformes Verhalten zu belohnen. Doch die Menschheit wäre nicht sie selbst, wenn es nicht Kritiker geben würde.

Die Optimierer von Theresa Hannig und Qualiy Land von Marc-Uwe Kling hatten mir ähnlich wie in diesem Werk schon eindrucksvoll gezeigt, dass Sozialpunkte eine Klassengesellschaft verstärken und es Situationen gibt, wo sich Einzelschicksale ganz schnell ins Abseits manövrieren.

Also wirklich neu ist die Buchidee nicht, aber muss es ja auch nicht. Es geht ja für mich als glücklicher Sklave auch haupsächlich um Unterhaltung und das schafft das Buch auf sehr durchdachte Weise mit überraschenden Wendungen.

Dieser Tage ist viel von Kampf um Freiheit die Rede. Das macht das Buch empfehlenswert und brandaktuell.

Ich merke, dass der Autor Juan Arte wirklich viel Zeit investiert hat, um das Werk abzurunden. Es kommt daher auf mein sechs Sterne Regel gleich neben den ausrangierten Computerchips.

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