Sonntag, 21. November 2021

Rue de Paris von Alexander Oetker

Das Hörspiel "Rue de Paris" ist eigentlich ein Krimi, aber es passiert lange Zeit nichts Besonderes und doch wird die Erzählzeit genutzt. Es werden unauffällig alle Charaktere eingeführt. Die Aufgabe "Überzeugung von widerspenstigen Inselbewohnung" und zudem das unstete Wetter sind die ersten Schwierigkeiten für den Kommissar Luc. Dabei bleibt es nicht.

Ich fühle mich unterhalten. Aber Humor ist es nicht. Das Hörspiel enthält nichts lustiges, eher ab und zu lächerliches. Bei Verzweiflung wirkt die Sprecher-Stimme eines Manns, der eine Frau nachahmt, etwas gestellt und nervig. Auch bei Aufregung in Dialogen wird der Sprecher lauter, aber nicht emphatisch.

Ansonsten ist die Stimme sehr angenehm. Optimal fänd ich, wenn er einen französischen Akzent haben würde.

Dreh- und Angelpunkt ist eine Dorfgemeinschaft, die direkt am Wasser gebaut ist und zwangsweise umgesiedelt werden soll. 

Okay deja vu, Zwergenaufstand. Doch wartet es ab, es wird noch etwas vielschichtiger.

Ingesamt ist es ein typischer Cosy Crime mit zwischenmenschlichen Beziehungen und inkompetentem Chef. Macht aber nichts, denn alter Wein verkauft sich gut an die, die auf dem Schlauch stehen.

Alle möglichen Inselbewohner werden uns im Laufe der Geschichte präsentiert, doch die Aufklärung wird zunächst durch wilde Schlüsse gezogen, sodass ein Anwohner die fehlenden Fakten ergänzt. Ob die aber richtig sind? Ob dies wirklich bereits der Abschluss eines Fall ist? Jetzt erst wird es spannender.

Knisternd ist diese Atmosphäre alle sitzen auf dem Trockenen in einem Raum, ringsherum Wasser, und eine Leiche ist quasi im Keller bzw. Kühlraum. Der Täter ist unter den Anwesenden. 

Was ich komisch fand, als alle in einem Raum waren und quasi zugeschaut haben, wie  ein potentiell Tatverdächtiger die Beine in die Hand nahm und dann ja erstmal sich beraten wurde wie sie die Suchaktion machen, anstelle direkt hinterherzustürmen. Echt merkwürdiges Polizeiverhalten, kein Polizeiinstinkte erst einen Suchtrupp für Düne 1 und Düne 2 organisieren.

Die Instinkte sind offenbar nicht sportlicher Natur, aber dafür Kombinationsfähigkeit.

Immer wenn der Kommissar einen Verdacht hat, kommt zunächst eine Einleitung, wie "Ich habe zunächst nicht weiter darüber nachgedacht, aber dann ist mir aufgefallen ...". 

Zudem gibt es einige "Rückblendungen", wo einzelne Szenen aus der Vergangenheit eingespielt werden. Das ist ein eher ungewöhnlicher Stil in einem Krimi. Ich fand diese wenig zielführend, schließlich ergeben sich dadurch nicht wirklich neue Zusammenhänge. Sie dienen wohl dazu, um in epischer Breite Motive und Vorgänge nochmals  nachvollziehen zu können.

Insgesamt fand ich das ganze Hörspiel ganz unterhaltsam und auch informativ. So werden doch viele Details über Land, Leute und Kultur deutlich. Französisches c'est la vie und ich finde, die Geburt ist hier mit ein paar Wehen geglückt.

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