Das Buch "Billiardcafé" von M. Pastore ist eine besondere Art von Dystopie. Warum?
Gewalt ist in der Stadt an der Tagesordnung und selbstverständlich. Die Gesellschaft ist nach wie vor hochtechnisiert und scheint aus allen Fehlern der Vergangenheit nichts gelernt zu haben. Gelbe Pollenwolken ziehen übers Land und spezielle Einsatzkräfte entwickeln ein Eigenleben. Wer führt was im Schilde und weshalb ist ausgerechnet das Billiardcafé ein Ziel des Anschlags?
Unser unscheinbarer Held Fred Lichtenberger ist mitten drin in dem Café und agiert in dem Chaos unbewusst richtig mit mehr Glück als Verstand. Wobei man sollte ihn wirklich nicht unterschätzen. Er hat so technische Fähigkeiten, die ihm helfen, dem Überwachungsstaat durch die Lappen zu gehen. Fred ist mit einem Mal unfreiwillig ein gesuchter Mann.
Amüsant im ersten Kapitel war der Erzählstil. Es schlug mir eine wilde Paarung aus belanglos außergewöhnlich bis brisant unaufgeregt im Erzählstil entgegen. Aber keine Angst, dass setzt sich so nicht fort. Der wortgewandte Autor wechselt sehr bald den Erzählstil.
Ich fühle mich später im Verlauf des Buches ein wenig an Assange, Snowden, PRISM und Wikileaks erinnert. Aber Ähnlichkeiten sind rein zufällig, denn das Buch wurde vor dieser Zeit angefangen.
Ich finde die Szenen mit Fred unterhaltsamer als die Szenen mit seinen Gegenspielern. Bei den Schusswechseln fühle ich mich an Quentin Tarantino Filme erinnert.
Das Buch ist definitiv für eine Leserschaft, die offen für etwas skurille Typen ist.
Fred ist ein galanter Rentner, Glückspilz, waffenkundig, aber eigentlich Pazifist mit besonderen Geheimdienst-Fähigkeiten. Er wird hundsgefährlich, wenn er bedrängt wird.
Und da ist auch noch Anita besonders herauszustellen, die ebenfalls hart, aber herzlich ist und stets noch einen Peilsender im Ärmel hat.
Der Humor kommt trotz aller Spannung nicht zu kurz. Ich habe Seite um Seite genossen.
Großartig inszeniert finde ich die Bunte Bundesrepublik-Kulisse: Vollständige Überwachung, Hochtechnologie,
Störsender, Hacks, Agentenorganisationen, Geheimnisse, Pollenflug, und andere Umweltprobleme - quasi eine Welt auf die wir schnurstracks zusteuern.
Gleichzeitig ist es ein Buch, was Mut macht, sich nicht alles gefallen zu lassen. Es gibt immer Chancen, das System auszuspielen und die Kugeln ins Rollen zu bringen.
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