Wenn die Welt ein Tollhaus ist, dann ist die Natur ein Rückzugsort
Die Autorin Birgit Arnold hat die geschichtlichen Evidenzen zum Waldpropheten Mühlhiasl - oder möglicherweise Stormberger genannt, recherchiert und daraus eine unterhaltsame Erzählung zusammengestellt.Matthäus Lang, der Müller aus Apoig, alias Mühlhiasl von der oberen Klostermühle konnte bisher seine Pacht nicht bezahlen, sodass sein Pachtvertrag gekündigt wurde. Diesbezüglich hat sich damals wie heute in rund 200 Jahren nichts an der Kredit- und Finanzwirtschaft geändert. Die Optionen sind, die Schulden zu erlassen, weiter zu investieren, oder die Insolvenz, aber dann verliert man die Person fürs weitere Geschäft. Stets geht es um Geld, welches noch gar nicht verdient wurde, aber welches bereits in den Schuldbüchern vermerkt ist.
Der Müller muss gehen, da erfolgt seine Weissagung oder war es ein Fluch?
Die Geschichte wird zunächst aus der Sicht von Abt Ignaz Breu erzählt, der mit Sorge die Zukunft des Klosters betrachtet. Er hat viel zu verlieren. Später können wir die Sicht des ehemaligen Müllers Matthäus Lang wahrnehmen. Als Tagelöhner verdient er sich ein paar Kreuzer und macht ab und zu rätselhaften Weissagungen mit seinem Lieblingsspruch. Das Buch wurde danach benannt. Seine Freiheit ist ihm wichtiger als Ansehen und Geld. Er weiß um die Kräfte der Natur, die sich zur Heilung einsetzen lassen.
Diese Fertigkeit gepaart mit seinen düsteren Vorahnungen stellt sich dar wie ein Hexer? Er kann sehr einfach im Wald leben und ist sehr begabt, um gut mit Tieren umzugehen. Durch seine Besonderheit wird er gerne engagiert oder mit einem Leiden aufgesucht. Die Mischung aus Eigenbrötelei und unheimlichen Vorhersehungen stempelt ihn zum Außenseiter. Und ihm scheint das nur recht und gut zu sein. Er ist schließlich gerne in der Natur. Und Natur ist dort, wo keine Menschen sind.
Neben der persönlichen Geschichte von dem kauzigen Waldpropheten bekommen wir auch noch die politische Lage und Wirtschaft erklärt.
Es ist eine bewegte Zeit, wo morgen schon etwas Schlimmes passieren. Heute schauen wir auf die Wettervorhersage, damals ging man zum Waldprophet, der die wirklich bedeutsamen Ereignisse vorhersagen konnte.
Das Buch erzählt authentisch von den bewegenden Ereignissen zur Lebzeit von Mühlhiasl. Ich kam mit vor, als hätte mich das Buch selbst in die Vergangenheit versetzt. Das Buch ist schnell und einfach mit 140 Seiten zu lesen. Für mich war es gut nachzuvollziehen, dass manche Dinge sich nie ändern, wie Menschen mit Menschen umgehen, der Andersartigkeit und mit Recht, Vermögen, Macht umgehen. In den Augen von Mühlhiasl ist alles unbedeutend. Wie recht er hat, aber kein Mensch will's glauben.
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