Planeten-Monopoly
Die Menschen kommen mit einem klapprigen Raumschiff. Eine
Schreckensnachricht für die Marsianer. Ja, der Mars ist bewohnt. Nur
weiß das auf der Erde niemand - außer vielleicht in der Area51 und
diejenigen, die vor dem Zaun die Plakate hochhalten.
Eine Expedition der Menschen will auf dem Mars ein kleine Kolonie gründen.
Das
echsenähnliches Mars-Volk ist gar nicht begeistert, denn der Mensch ist
hier bekannt als kriegerisches Volk. Sie verfolgen wohlgemerkt das TV
Programm und machen mobil.
Bandu nennt sich die
Marsbewohner-Spezies. Bisher konnten Bandu sich verstecken mittels
Tarntechnologie und Hacks. Rund 600.000 Tekoarianer sind auf dem Mars,
und haben sich so nach ihrem Heimatplaneten benannt. Sie sind
technologisch dem Menschen überlegen, aber sie wollen keinen Krieg - wie
auch ohne Waffen. Ja, Waffen wurden angeschafft als sinnlose
Ressourcenverschwendung. Wobei das offiziell die Bekundung war. Es gibt
noch geheime Waffen und auch eine versteckte L-Bombe. Das ist insofern
absonderlich, denn unter dem Volk gibt es eigentlich keine Geheimnisse.
Sie
kamen einst vom Planeten Tekoa, der unbewohnbar geworden war durch eine
L-Bombe. Sie haben auf dem Mars eine vorübergehende Heimat gefunden und
streben danach, eines Tages klüger auf ihren mittlerweile regenerierten
Planeten zurückkehren zu können.
Die außerirdischen Charaktere, deren Hintergrund und Organisationsform werden nach und nach eingeführt.
Diesmal
landen die Erdlinge so nah an der erdbodengleichen durch Illusion
getarnten Kuppel auf dem Mars, dass sie vermutlich den Standort der
Bandu entdecken werden.
Was können sie in sechs Monaten zum Zeitpunkt der Landung der Menschen vorbereiten?
Die Hektik kann ich nur bedingt verstehen.
Erstens:
Anderssein ist viel gewöhnlicher, als wir uns oft eingestehen. Zweitens
hängt die Kontakt-Reaktion ab von der Kultur und den sozioökonomischen
Zusammenhängen der Begegnung. Die UN hatte einen Vier-Säulen-Plan:
Drohen, verhandeln, integrieren, ignorieren.
Drittens: Meistens ging es dem Menschen um Handel, wenn sie neue menschliche Lebensformen auf der Erde entdeckt haben.
Außerirdische,
die versuchen die Erde auslöschen würden andere Außerirdische auf sich
aufmerksam machen! Es könnte somit sein, dass ein Gegenschlag aus einer
ganz anderen Ecke des Universums erfolgen würde.
Dieses Risiko würden intelligente Außerirdische nicht eingehen. Aber wer sagt eigentlich, dass Außerirdische rational handeln?
Nasu
weiß von seinem Ausbilder, dass er verhungern würde, wenn man Logik
essen könnte. Der Rat entscheidet, die Bombe soll platzen. Die
Menschheit hätte damit ein Problem weniger - sie selbst.
Aber nunja,
so ist das mit Plänen, sie werden nicht immer Realität, nicht? Es gibt
auch Erdliebhaber unter den Außerirdischen und die schmieden auch einen
Plan. Die Erde muss gerettet werden, und wenn eine Impossible Mission
nötig wäre. Doch auch dieser Plan ist nur ein Plan. Erstens kommt es
anders und zweitens als wir Leser denken. Völlig neue Spitzohren und
anderer Spieler werden auf den Plan gerufen.
Frischer Wind zieht auf.
Sandsturm. Da lebt man auf dem Mars und kein Meteorologe ist zur Hand
mit einer treffsicheren Prognose: Ist der August am Anfang heiß, wird
der Winter streng und weiß, stellen sich Sandstürme ein, wird’s bis Ende
auch so sein. Es ist die Ruhe vor dem Sturm, hörte ich Nar Bell sagen.
Erwartet
ihr Humor? Hmm, ist in dem Buch eher selten zu finden. "Halt die
Klappe", schallt es von Kale Pork aus dem Hintergrund. Richtig, wir sind
ja beim Militär und außerdem habt ihr schon einmal eine humorvolle
Echse gesehen?
Plötzlich rannte ich davon, ein dringendes
Bedürfnis..... Einen Augenblick später, wo waren wir? Ach, ja, Auge in
Auge mit einer humorvollen Echse! Unvorstellbar, deswegen gibt es auf
dem Mars auch keine Lieder. Doch, Augenlider auf! Es gibt stellenweise
Lyrik: Wir bringen die Roboter nicht hinaus. Marek geht langsam die Luft
aus.
Irgendetwas stinkt hier gewaltig, meinte Fren Ko. Stück für
Stück kommen weitere Geheimnisse ans Licht. Ich mag diese
unvorhersehbaren Entwicklungen und Enthüllungen. Es macht jedes Kapitel
spannend und ich habe das Buch verschlungen.
Zum Ende gibt es ein
ausführliches Glossar, da die Namen und Ausdrücke doch recht schwierig
zu merken sind. Die darin enthaltenen Schimpfwörter kann ich nicht auf
dieses Buch anwenden. Eher Lob ist angebracht. Bei dem Buch fühle ich
die Schuppen der Freude. Rund 380 Taschenbuch-Seiten Weltraumabenteuer -
teilweise ohne Absätze und speicherintensiver Gefühlsduselei erwarten
Euch.
Jede Figur, deren Perspektiven, Gesetze, Kultur, Politik,
Technik, Mars-Unter- und -Oberfläche, künstliche Intelligenz werden vom
Autor Qualbertus liebevoll ausgearbeitet.
Und immer wenn ich im Buch
denke "jetzt wäre ein schöner Abschluss", geht es weiter spannend in die
nächste Runde. Eigentlich war diese Rezension auch kürzer und hätte
früher enden können, aber nein, eine abschließende Meinung, ist nur mit
einer abgeschlossenen Handlung und dem Erreichen der letzten Seite im
Buch möglich.
Und hier bin ich jetzt: 5+ Sterne, quasi als Ausdruck meiner platonischen Liebe für diesen bombigen SF-Mythos.
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