Sonntag, 1. August 2021

Auf Anfang: Omegalpha von Alexandra Wiese


Neues aus dem Bunker

Eine Seuche hat die Welt heimgesucht. Es gibt Überlebende, aber die Zivilisation ist zusammengebrochen. Einzelne Gruppen scharen sich zusammen und versuchen zu überleben. Dabei sind Kämpfe und Überfälle gang und gäbe. Doch es gibt ein kleines gallisches Dorf, dass nach Sozialität, Sicherheit und Sittsamkeit strebt: SSS, wenn das kein Zufall ist. Einigkeit, Recht und Freiheit funktioniert offenbar in dieser Welt nicht. Oder doch? Tief im Inneren unseres Herzens fühlen wir, dass Freiheit mehr zählt als Sicherheit. Fragt einmal einen Gefängnisinsassen, wenn ihr unsicher seid.

Die Sozialität im Bunker ist bisweilen sehr empfindlich bis gereizt. Liegt es an der Sicherheit, das selbstverordnete Leben im Gefängnis mit ständiger Überwachung mit strikten Regeln und seltenes Tageslicht? In der Tat erscheinen mir die Dialoge ziemlich unterbelichtet und könnten aufgrund Belanglosigkeit gekürzt werden. Nervig, wie oft das Dauer-Warmduschen erwähnt wird. Da fände ich noch spannender, wenn in der Ferne ein Hund bellt.
Der Leser kann sich auf eine Romanze einstellen und Erotik. Die Autorin Alexandra Wiese führt sehr umschweifend die Gedanken und Gefühle unsere Samanthra aus. Die Umgebung hingegen wird kaum beschrieben.

Ist und bleibt es ein Frauenroman, oder ist da noch etwas Handfestes für mich dabei?

Der Erzählstrang ist aus der Ich-Perspektive von Samantha geschrieben und somit chronologisch. Die Handlung ist nicht komplex und einfach zu lesen.
Bis 71% des Buches, dachte ich, dass alles sehr durchsichtig und vorhersagbar ist, aber hier ergab sich eine Wendung. Die Erzählung nahm Tempo auf. Es wurde spannend, wie das Gezerre und Gehaue ausgehen wird. Dazwischen ab und zu Kommentare von Haudegen, die mich kichern lassen. Und hoffentlich hat dies jetzt keiner gehört. Normalerweise gehe ich den Bunker zum Lachen.

Die zentrale Frage ist, wieviel Staatssicherheit tut dem Staat gut? Wann wird aus übertriebener Fürsorge eine Diktatur? Kann Angst und Abschreckung darüber hinwegtäuschen, dass es noch höher gestellte eigennützige Ziele von Einzelpersonen gibt, und nur den Anschein geben, sie würden im Interesse aller handeln. Ich frage mich, wie weit ist unsere Gesellschaft mit der Bunkergesellschaft vergleichbar.

Die Wahl des Omega Symbols auf dem Cover bleibt für mich unklar. Es ist das Symbol für Anfang und Ende. Nun, ich hätte ja einen Bunker gewählt für das Cover und mir eine Zeichnung vom Aufbau dieses unterirdischen Gebäudes gewünscht. Im Anhang zum Buch hätten auch noch Auszüge aus dem Gesetzbuch von Civitas Origo" Platz gefunden.
Gut, es hat einen Neuanfang für eine kleine Gruppe von Menschen stattgefunden und diese Form des Zusammenlebens hatte auch Ende. Vermutlich war das mit Omega gemeint. Aber suggeriert dies nicht auch, dass alles, was dazwischen im Buch passiert, unwichtig ist?

Übrigens die Schale mit den Chips ist jetzt unbewacht, als wer will ...

Irgendwie erinnert mich das Buch entfernt an das Bunkerleben im Silo von Hugh Howey. Leider kann das Buch "Auf Anfang - Omegalpha" den gleichen Level nicht erreichen und bleibt im direkten Vergleich dazu unterirdisch.

Eine Straffung im ersten 2/3 des Buches wäre zu empfehlen, mehr Verwicklungen, Perspektivenwechsel, und überraschende Momente hätten dem Buch gut zu Gesicht gestanden. Die Botschaft finde ich jedoch lobenswert: Seid wachsam und hinterfragt, was Vater Staat Euch gibt und was er Euch im Gegenzug nimmt. Daher gibt es von mir ganz knapp vier ausbaufähige Sterne.
Möge dies nun getoppt werden durch weitere Bücher, die an diese Handlung anschließen. Der Anfang ist gemacht.

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