Freitag, 4. Juni 2021

Die Sternenschnüffler von Thomas Manderley

Alle an Bord - dann festschnallen!

Mit Sternenschnüffler wird ein ganzes Universum eingeführt mit vielen Details zu Planeten, Tierwelt, Kultur und Unterschieden zwischen Planetenbewohnern, deren Essen, atemberaubende Technik, ausbeuterischen Konzerne, Kriege, Geheimdienste, Raumschiffe, Beziehungen und Zuneigung. Das Sternenschnüfflerteam besteht aus unterschiedlichen Charakteren, die der Autor Thomas Manderley liebevoll entwickelt: Eine farbenfrohe Schlangenfrau, der Schuppen auf der Haut nichts ausmachen, ein Musiker, wie der Autor selbst, ein Mann, der alt aussieht, ein waghalsiger Rennraumschifffahrer und ein Ex-Soldat, der schneller Finger bricht als ein Schlachtschiff schießen kann und hellseherisch das Gefühl hat, in einem Abenteuerroman zu stecken. Wie recht er damit hat.

Zu Beginn des Buches erfahre ich Hintergründe der Protagonisten, sowie wie nach und nach ein richtiges Team entstand. Daneben habe ich jede Menge neuer Spezies kennengelernt. Jede Spezies hat so ihre Schwächen. Doch gerade die machen sie zu etwas Besonderen. Die nach Perfektion strebenden und ausbeuterischen Menschen, die sogar ihr Bier bis in die letzten Winkel der Galaxis exportieren, wirken ein wenig unsympathisch. Aber nicht alle versteht sich. Unklar ist, ob das das in den verschiedenen Szenen ausgeschenkte Bier Exportbier ist. Ich vermute, es wurde auf der Erde lizenziert, dann hinterm Mond produziert und irgendwo auf den östlichen Niedriglohnsternen abgefüllt, um dann im Frachtschiff von Tom Brown weiter verteilt zu werden.

Die weiteren Entwicklungen schweißen das Team bzw. die Superdetektei mehr und mehr zusammen und doch wird es wieder auseinandergerissen. Als Leser kommen wir damit auf ein noch viel größeres Spektrum mit vielen Erlebnissen unserer Romanhelden, da wir unterschiedlichen Erzählsträngen aufmerksam folgen können. Ich war so im Leserausch, dass es mir diesmal nicht gelungen ist, vorab Notizen für die Rezension zu sammeln. Das Buch erzählte so aufregend, dass es mir schwer fiel, es aus der Hand zu legen. Zwischenzeitlich habe ich gedacht, ich könnte für unsere iriduanischen Leser eine Rezension in ihrer Landessprache verfassen. Doch so ganz habe ich die Feinheiten der Sprache noch nicht erschlossen und möglicherweise würde ich unbeabsichtigte Farbwechsel bei den Iriduanern erzielen, daher nur kurz: "Trua uj muuat iderr".

Der Humor verleitet mich dazu, das Buch Satz für Satz zu lesen. Es wäre zu schade, es in meinem Leseschnell-Modus durchzujagen. Ich würde Gefahr laufen, eine amüsante Bemerkung zu verpassen. Auf gut 530 Seiten wird eine turbulente und unvergessliche Reise erzählt.

Obwohl das Buch klar Science Fiction ist, möchte ich die Fantasie des Autors nicht unerwähnt lassen. Es gibt viele Überraschungsmomente und skurrile Entdeckungen, sowie Nebensächlichkeiten wie verkohlte Pizza.

Interessant fand ich die Aussage, ob die Gier der Menschen an der kurzen Lebenszeit hinge. Sie brächte schnelleren Fortschritt hervor. Wobei ich feststelle, dass dieser nicht allen Lebensbereichen gut tut. Nicht alles was altbewährt ist, ist bewahrenswert. Nicht alles was bewahrenswert ist, muss einen Wert haben.

Der Mensch könnte theoretisch auch sehr alt werden. Doch manche außerirdische Rassen aus dem Buch werden hingegen ganz praktisch 6.000 Jahre alt. Dann würde jedoch viel mehr Zeit verbummelt.

Der Autor verfügt über einen Schreibstil, der ausgewogen Dialoge mit Mimik und Gestik, Handlung und Beschreibung der Kulisse verwebt. Der Leser hat den Eindruck wirklich da zu sein und Bilder wie wir sie aus Star Wars kennen als Han Solo die lebhafte Kneipe betritt, wo allerlei außerirdische Vertreter ihren Vergnügungen, Geschäften oder Interessen nachgehen, kommen mir in den Sinn. Nur das alles überspannende Imperium und die Rebellen, also das klassische Gut gegen Böse ist hier nicht die tragende Idee. Denn unsere Romanfiguren sind keine Fahnentreue und keine Kinder der Traurigkeit. Sie können sich sehr schnell über eine Regel oder einen Befehl hinwegsetzen. Ihr Ziel verfolgen sie und werden dabei verfolgt. Auch ich würde mir einen Folgeroman zu diesem Buch wünschen.

Zusammenfassend komme ich locker auf eine fünf Sterne Bewertung. Ich schiebe das Buch sogar auf mein persönliches 6 Sterne Regal, weil es fachlich sauber, durchdacht, fantasievoll, anders, spannend, lustig und einfach ein Lehrbuch ist, für beste Unterhaltung.

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