Samstag, 8. Mai 2021

Mach mir'n Kind von Melanie Amélie Opalka

Die natürlichste Sache der Welt ist nicht unkompliziert

Es ist entspannend auch einmal ein Buch zu lesen, wo niemand auf den ersten Buchseiten umkommt. Ich lese eine Geschichte von einem Mann und einer Frau mit Kinderwunsch. Okay, hört sich wie eine einfache Mission an. In die Kiste und schwupp ist es vollbracht. Nun, das Leben will es manchmal anders, vor allem kompliziert.

Nach den ersten Versuchen und Jahren stellt sich Frustration ein. Was passiert nun? Legt sich die anfängliche Euphorie und Aufgeregtheit? Flacht der Kinderwunsch ab? Oder hat ein Storch Mitleid und bringt ein Kind vorbei?

Trotz allen - wirklich allen Versuchen - stellt sich kein Erfolg ein. Also muss ein Mediziner her, der ordentlich nachhilft. Es bleibt nicht bei einem Doktorspiel. Dabei erfahre ich ein paar informative Fakten und Statistiken von den zahlreichen sehr privaten Arztbesuchen und den Beratungsgeprächen. Dabei geht es um Risiken der Schwangerschaft, Eileiter-Schwangerschaft, Kinderkrankheiten, Spritzen zum Nachhelfen, künstliche Befruchtung, Fruchtbarkeitsuntersuchung etc.. Eigene Recherchen des Mannes finden heraus, dass es auch Apps gibt, wie z.B. eine Ei-Sprung-App.

Schnell wird geheiratet, um die Voraussetzungen zu haben, dass die Kosten vieler Maßnahmen von der Krankenkasse übernommen werden. Wobei eine Hochzeit wohl mehr kostet, aber ein Mann ist schließlich Schnäppchenjäger. Und in diesem Fall bleibt nicht unerwähnt, dass es sich ja um die vermeintlich beste Ehefrau der Welt handeln würde. Gefühlt 78 mal lese ich das im Buch und mir klingeln schon die Ohren. Dabei weiß ich genau, das ist bereits meine Frau.

Immer wieder kommen Zweifel, dass sich die Familie vergrößert. Was wenn es nicht klappt, nie klappen wird? Wir sind doch schon sooooo alt! Ab wann sollte Mann oder Frau, oder beide den Kinder-Wunsch begraben?

Vieles wird verflucht, ausgesucht, untersucht und nichts unversucht gelassen. Der Mann, der diese Kindersucht-Geschichte erzählt, kommt mir irgendwie sehr hingebungsvoll und fürsorglich vor. In jeder guten Ehe gibt es auch ... ja aber hier kommt künstlerische Freiheit zum Zug und alle verhalten sich vorbildlich. Immer steht das ungeborene Leben im Vordergrund. Es wird irgendwann in einem Buch lesen, dass die Eltern keine Kosten und Mühen gescheut haben, um es zu bekommen. In dieser Situation stelle ich mir das sehr komisch für das Kind dar. Wie viel Wahrheit in dem Buch steckt, wird das Kind eines Tages aus erster Hand erfahren. Wir Leser nicht.

Wir können trotzdem aus der Geschichte lernen, wie so ein Projekt zu bewältigen ist. Gemeinsam, mit Dranbleiben und sich nicht abbringen lassen. Das hilft übrigens auch im Beruf, besonders als Betriebsrats-Mitglied.

Wenn es dann vollbracht ist, dann wird alles anders. Die Änderungen im Ultraschall zu sehen, stelle ich mir faszinierend vor. Wer mit Änderungen umgehen kann, lebt entspannter - gerade als werdende Eltern. Ändern tut sich auch der Bauchumfang von beiden. Einige Änderungen müssen auch an die Behörden gemeldet werden für Geburtsurkunde, Pass, Krankenversicherung und Kindergeld.

Letztlich bleibt eigentlich nur, meine herzlichsten Glückwünsche nachträglich zu überstellen.

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