Sonntag, 14. März 2021

Arschkarten-Abo von Carsten Eicke

Mit Humor zum Erfolg

Unsere zentrale Hauptfigur aus dem Buch "Arschkarten-Abo" macht sich selbst etwas vor. Er weiß, dass er eigentlich Karriere machen wollte, wie wir alle. Er könnte für sein Alter schon sehr viel weiter sein. Zumindest meint das sein Umfeld. Bei einem Klassentreffen verstärkt sich das Gefühl, nicht viel vorweisen zu können, außer keine Freundin, unerfüllender Job, ein nicht abgeschlossenes Studium, schönes Wohnen mit Müll und fehlende Anerkennung und Verständnis. Ein Negativ-Erlebnis folgt dem anderen. So versteht sich auch der Titel. Das alles hört sich ganz und gar nicht lustig an, ist aber amüsant erzählt. So lernen wir z.B die "Töte-mich-sonst-kann-ich-nicht-aufhören-zu-plappern-Sina" kennen. Dann geht es nach Florida und mit einem Raketen-Rollstuhl weiter hin zu Höhenflügen, die nie ein Mensch zuvor erlebt hat. Schon allein die Kapitel Überschriften sind lustig wie z.B. "Eine Hochzeit und ein Todesfall". Das Kapitel mit der Beerdigung und den Familiengesprächen, also die Miami Seniorenelite mit strahlend weißem Gebiss oder die Tante mit stahlharten spitzen Brüste fand ich eher flach humorvoll. Aber man braucht ja auch mal Phasen, wo sich die Gesichtszüge aus dem Dauergrinsen befreien können.

Doch es dauert nicht lang, da geht es weiter. Unser Held hat ein sicheres Händchen für den Griff ins Klo. Mit leichten Schlägen, der Handgepäckabdeckung auf den Hinterkopf schießt er einen Bock nach dem anderen quasi aus der Hüfte. Er manövriert dabei derart in komische Situationen, im Skalenbereich zwischen peinlich bis absurd. Doch mit seinen humorvollen und schlagfertigen Entgegnungen lamentiert er sich geschickt da heraus, doch nicht, ohne seinen Magen mit den besten Schnittchen und Gürkchen zu bereichern. Sein Name ist Tom, Tom Scharf, mit "R" wie Rächer der Surfbrettlosen und Entkofferten. Es ist ein Charakter, den ich liebend gern kräftig schütteln und nicht anrühren würde.

Als Kapitelteiler kommt immer wieder das Bild eines Kängurus. Was hat es damit auf sich? Es taucht tatsächlich später im Buch auf großer Bühne auf. Wenn man sich als Känguru "Skippy" zum Affen macht, lässt sich ganz schön Geld verdienen. Nun, ob das beim nächsten Klassentreffen andere beeindruckt? Eine Berufung, wird jedenfalls hier zum Beruf. Dieser Känguru- Abschnitt enthält viel Geknödel und viel Ausdruck, wo selbst der Shania-Fanclub buht. Egal, es gibt trotzdem irrtümlich 8 statt 4 Bewertungspunkte vom Känguru bei der "Star Factor" TV Casting-Show und damit gehe ich ins nächste Kapitel. Ich frage mich, wo ist der zu Beginn des Buches brillante Humor hin ist. "There is hope!", lautet die nächste Kapitelüberschrift. Der Humor aus der Fettnäpfchen-Hölle und die anderen Ungeschicktheiten treten zugunsten zugunsten der Geschichte in den Hintergrund. Denn ausschließlich durch Humor, der Koffer zum sprengen bringt, entsteht noch keine gescheite Handlung.

Nichts ist, wie es scheint und Verschollenes taucht wieder auf, Gefühlsexplosionen - das Ende vom Arschkarten-Abo? Stellt sich die Frage, wer es jetzt noch bezieht. Und fraglich ist auch, was mit der Salzgitter AG nun ist. Alles Stoff für eine Fortsetzung im richtigen Leben.

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