Der Buchtitel "Tödliche Enthüllung" ist tatsächlich passend für die Handlung in diesem Buch. Die Handlung wird aus der Sicht von verschiedenen Personen erzählt: Opfer, Sozialarbeiter, Polizei, Szenenkenner und Kriminelle. Somit kann der Leser mit den Opfern mitfühlen, Überlegungen anstellen, ob wir selber mit der Wahrheit ans Licht gehen, oder uns auf einen netten "Geschäftsmann der Szene" einlassen würden. Egal auf welcher Seite wir stehen, in dem Buch schwebt bei jedem Kapitel Angst und das große Geschäft mit. Viele Menschen profitieren, wenn andere leiden. Je weiter man von dem Leid entfernt ist, desto wohlhabender ist man. Die Handlanger an der Basis der Wertschöpfung stumpfen mit der Zeit ab. Brutalität wird nicht nur als letztes Mittel angewendet, sondern systemisch und ohne Rücksicht darauf, auf lange Sicht die geschlagene Arbeitskraft zu verlieren. Erstens gibt es stets genügend Nachfolgerinnen, zweitens hält das sogar eine Frau auf die Dauer nicht aus und sie sterben so oder so. Daher muss in kurzer Zeit viel Geld gescheffelt werden.
Ich frage mich, wer schlimmer ist, die die Geld für solche erzwungenen Dienstleistungen zahlen und damit das System aus Menschenhandel, Zwangsprostitution, Zuhälterei, Bestechung mittragen oder sind es diejenigen, die lediglich ihren Job machen.
Normalerweise versuche ich Rezensionen eher lustig zu schreiben, aber ihr merkt, ich bin ziemlich erschüttert. Ich habe wirklich nichts Lustiges gefunden. Naja, was mir aufgefallen ist, dass sehr oft Läufer durch die Parks wetzen und auch einige Hauptfiguren aus dem Buch dem Laufsport frönen. Es hat mich schon ein wenig aufgemuntert, weil die ständig Leichen finden. Also ich laufe ziemlich viel, aber eine Leiche habe ich noch nicht gefunden. Womöglich ist das der Grund, warum ich Parks normalerweise nicht als Laufstrecke wähle. Manchmal ärgere ich mich über Hinterlassenschaften anderen Walbesucher und beseitige diese ordnungsgemäß. Ich denke mir dann, wer macht so etwas? Nach dem Lesen des Buches weiß ich nun, unsere Gesellschaft hat ein ganz anderes Problem. Ich weiß, dass der Krimi fiktiv ist, aber er ist so greifbar und vorstellbar, dass ich ohne die Rotlichtszene zu kennen, genau so ein Bild vor Augen hatte.
Nach dem Ende des Buches frage ich mich hier und jetzt, hat sich eigentlich unsere Gesellschaft real weiterentwickelt? Mir scheint ein Großteil noch arg animalischen und unmenschlichen Trieben verfallen zu sein.
Die 5 Sterne gebe ich nicht, weil mir solche Hintergründe, die zu Leid und Qual führen, mich gut unterhalten und sogar gefallen, sondern, weil das Buch wirklich authentisch und spannend aufgebaut wurde. Die Autorin beherrscht ihr Handwerk.
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