Mit der Gesamtausgabe von "Mesrée - Wasser / Feuer" von Florian Clever und Clark C. Clever erhält der Leser gleich zwei abgeschlossene Fantasy-Geschichten über die Wüstenstadt mit dem Namen Mesrée. Sie liegt direkt am Fluss, zumindest laut Karte.
Wie jetzt, Ihr habt nie von Mesrée gehört? Das macht nichts, denn der Autor vermag es, auf rund 550 Seiten die Stadt mit all ihren Fassetten zu beschreiben. Er tut dies nicht langweilig wie ein Reiseführer, der einfach nur das Datum und das jeweilige Ereignis herunterrattert, sondern verpackt die besonders wichtigen Tage zur Entwicklung von Mesrée in zwei Geschichten von denen die Nachfahren der Bewohner noch berichten. Spannend werden die Geschichten dadurch, dass in beiden zeitlich auseinanderliegenden Zeitsträngen der Bücher jeweils eine überwältigende Bedrohung der Stadtbewohner entsteht. Diese geht soweit, dass mancher Leser wenig Hoffnung auf ein gutes Ende schöpft. Spürbar merke ich, wie selbst der zu Beginn des Buches flapsige und humorvolle Stil des jungen "Schreibers", der noch eine wichtige Rolle für den weiteren Verlauf spielen wird, sich langsam umstellt. Schade, denn mir hätte die humorvolle Mischung sehr gut gefallen, schließlich nehme ich auch nicht alles so todernst, obwohl es vielleicht ernst ist. Wir sollten uns stets Humor bewahren. Das kann Retten wie ein Flußgeist.
Die Handlung kommt jedenfalls schnell in Fluss. Oje, wie mag das nur enden? Meine Kehle wird trocken. Clevere Leser schließen sofort, wenn es ein erstes Buch über Mesrée gibt und dann noch ein zweites, dann wird wohl im ersten Band alles gut ausgehen. Nun, lasst Euch überraschen.
Es gibt Dämonen, Geister und andere Komplikationen. Die Wüstenstadt hat es nicht leicht. Sie hat mit inneren und äußeren Feinden zu kämpfen, die nach Vorherrschaft streben. In der Wüstenstadt geht es wüst zu.
Zur besseren Orientierung hat der Autor gleich zu Beginn des Buches eine Karte spendiert. Groß ist die Stadt nicht. Es entspräche einer Kleinstadt in Deutschland. Doch es gibt Unterschiede. Während in unserer Zeit wir irgendwo wohnen und im anderen irgendwo arbeiten, spielt sich das ganze Leben und Arbeiten der Einwohner in Mesrée ab. Nur so ist zu erklären, dass die wenigen Einwohner einen prachtvollen Palast, einen Hafen mit Leuchtturm, einen Markt, Geschäfte, verschiedene und Befestigungsanlagen bauen konnten. Das Coverbild der Gesamtausgabe zeigt, wie prächtig und wertvoll diese Stadt aussieht. Natürlich gibt es auch Gassen in die wir nicht unbedingt gehen sollten. Es passieren merkwürdige Dinge. Zum Beispiel kann es im Hafenviertel so sein, dass ich völlig die Orientierung verliere, weil sich auf einmal eine Sackgasse auftut, wo ich hätte schwören können, dass ich vorhin noch diesen Weg durchschreiten konnte. Wie ist das möglich?
Zum Glück hat die Stadt nicht nur Feinde und durch Zusammenhalt und Geben und Nehmen, kommt man in Mesrée gut zurecht.
Was mir nicht so gut in den beiden Büchern gefallen hat, sind die recht zahlreichen inhaltlichen Dopplungen, die dadurch entstehen, dass eine Situation oft aus Sicht von mehreren Betroffenen, Parteien, oder zeitliche versetzten bzw. parallel stattfinden Szenen erzählt wird. In den Dialogen erfährt der Leser viel, was er schon weiß. Da die Gesamthandlung so fantasiereich und spannend ist, hält mich das im Vorankommen im Buch auf. Eine Kürzung hätte den beiden Büchern gut gestanden.
Die kurzen Kapitel eignen sich, um das Buch auch einmal Zwischendurch in den freien Minuten zu lesen. Dann helfen vielleicht auch die Informationsdopplungen, um schnell wieder in die Handlung nach längere Pause einzusteigen.
Trotzdem ist es ein großartiges Gesamtpaket, wo Menschen oft Spielball von Kriegen von Elementen, Dämonen und Geistern sind. Die Menschen spielen deswegen noch lang keine Nebenrolle. Es ist faszinierend, wie Mesrée es schafft mit all der Mystik und den Naturgewalten zurecht zu kommen. Der Rat der Stadt ist wirklich nicht zu beneiden. Ein Unglück selten allein.
Ich befürchte, die Generationen in unserer Zeit sind dazu weniger in der Lage. Möglicherweise haben sie ihren Schutzgeist entweder verloren oder noch nicht gefunden.
Mesrée wird mir mit jedem Kapitel immer vertrauter. Wir lernen die Stadt aus unterschiedlichen Perspektiven der Einwohner kennen.
Der Leser kann insbesondere miterleben, wie der Rat als lenkende Kraft des Volkes lernt, sich umstrukturiert und neu besetzt wird. Mesrée wird moderner.
Ein Wissen, welches einigen Ratsmitgliedern offenbar fehlt. Sich unter das Volk zu mischen und deren Probleme mit eigenen Augen zu sehen, Netzwerke, sowie Freundschaften zu schließen ist soviel wichtiger, als nur die Welt des eigenen Palasts zu kennen.
Zum Schluss des Buches gibt es noch ein umfangreiches Glossar zum Buch, für die Dinger, die uns entgangen sind.
Für mich ist es ein gelungenes Gesamtwerk aus Mystik, Fantasy und Naturgewalten und da das Ganze in der Wüste spielt, ist es für mich eine gelungene Ergänzung zu den vielen eher im Grünen spielenden anderen Fantasyromanen.
Ich empfehle, bevor Ihr das Buch lest, noch einen großen Pott Wasser neben Euch zu stellen.
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