Mittwoch, 1. April 2020

Die Kunst des stilvollen Wanderns - Ein philosophischer Wegweiser von Stephen Graham

"Wenn das Herz trüb ist, liegt das oft nur an einer zu dünnen Sohle"
Stephen Graham


Er war einer der Ersten, der zum Wandern aufrief. Im Jahr 1926 veröffentlichte der Autor seinen Wanderratgeber.
Die Tipps im Buch entsprechen dem Zeitgeist von damals. Wenig lässt sich auf die heutige Zeit übertragen, manchmal lässt sich ein Querbezug herstellen. Nach wie vor ist gutes Schuhwerk wichtig. Manche Tipps erweitern jedoch das Verständnis für die damalige Kultur. Der Autor ist sehr von seiner Auslegung des Wanderns überzeugt, er favorisiert zwanglosen Wandern und sich auf Unvorhersehbares und Ungeplantes einzulassen.
Damit bin ich nicht einverstanden, für mich waren gut vorausgeplante Touren meist diejenigen, wo ich am meisten erlebt habe.

Was ich positiv finde, sind die netten kleinen Geschichten oder Zitate, die der Autor von unterwegs einbaut. Der Erzählstil ist recht flüssig, beinahe hat es sich für mich so angefühlt, als ob er neben mir herläuft.

Viele Aussagen in dem Buch regen zum Nachdenken an. Was ist die persönliche  Meinung des Autors, was war davon damals von Bedeutung und angemessen, was lässt sich auf die Gegenwart übertragen und was ist wirklich nicht mehr wichtig?
Er lädt dazu ein, zu rekapitulieren was dem Leser am Wandern wichtig ist.

Ungewöhnlich für ein Wanderbuch empfand ich das Kapitel über Rauchen.
Rauchen hat weder etwas mit stilvoll und philosophischer Wegweisung zu tun, es ist vielmehr eine gesundheitsschädliche Sucht, oft verbunden damit, dass die Schachteln und hochgiftigen Kippen überall in der Natur zu finden sind. Die Tatsache, dass ein Autor beim Schreiben über ein Hobby an der frischen Luft ein ganzes Kapitel Rauchen widmet zeigt, wie Fortgeschritten die Abhängigkeit verwurzelt ist.

Eine weitere These des Buches ist, dass es bereichernd sei, sich mit Fremden zu unterhalten. Beim Wandern versuche ich möglichst nicht vielen fremden Menschen zu begegnen. Wer Menschen treffen will, muss nah an Parkplätzen und siedlungsnah wandern. Doch die Schönheit und Vielseitigkeit der Natur erschließt sich meist nur denjenigen, die längere Wegstrecken auf sich nehmen.

Ich vermisste das Buchtitelversprechen, den eines philosophischen Wegweisers. Die Erkenntnis für mich war, dass die Beweggründe für das Wandern bei Menschen durchaus verschieden und konträr sein können.


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