Was für ein Tag! Wir haben einen Ausflug zum Rothsee gemacht. Dort haben wir fränkisch gegessen und anschließend ging es auf die Laufstrecke. Es war sehr heiß und wir liefen einmal herum, was knapp 11 km sind. Unterwegs begegneten wir nur zwei Läufern, die sich um den See quälten. Sie sahen alle zwei nicht gerade so aus als würde es Spaß machen. Aber wer behauptet auch, dass Laufen Spaß machen würde?
So leer habe ich den Rothsee noch nie gesehen. Überall hat es nach Fisch, Sonnenöl, verfaulten Seegras, Rauch gestunken. Ich weiß nicht was schlimmer roch, die Menschen, die in der Sonne Hautkrebs tankten oder der tote Fisch.
Will man hier wirklich ins Wasser steigen?
Es waren gar nicht so viele Badegäste da. Es waren für ein Wochenende ungewöhnlich wenig Rothäute da.
Meine Frau hatte es geschafft, den Rothsee zu umrunden -trotz Hitze und trotz Schnitzel im Magen.
Ich war so klug und hatte mir einen großen Salat mit Schnitzelecken bestellt. Das lag nicht so schwer im Magen. Ich schlug Ihr vor, dass ich mit dem Auto nach Hause fahre und sie nach Hause läuft.
Sie hatte gelacht. Also bin ich nach Hause gelaufen. Knapp 19 Kilometer waren es.
Ich bin sehr langsam gelaufen. Teilweise ging es auch nicht schneller, weil der Weg zugewachsen war. Ich musste durch hüfthohes Gras und war wieder dankbar Kompressionsstrümpfe anzuhaben. Vor Zecken schützt es nicht, aber welche Zecke will schon an einen salzigen, sehnigen Läuferbein knabbern.
Auf einer Strecke fühlte ich mich beobachtet. Plötzlich knackte es im Wald und etwas bewegte sich weiter weg von mir. War es ein Reh oder ein Wildschwein, wer weiß, nur die Blicke hatte ich zuvor gespürt. Ist das der siebte Sinn?
Wir hatten mal eine Gartennachbarin, die hatte auch so einen Sinn. Sie konnte mit dem Rücken zu einem stehen und sie merkte sofort, wenn wir durch den Garten schlichen. Sie drehte sich sofort um und grüßte. Kann ein Mensch Augenkontakt spüren. Ich glaube ja.
Dann habe ich eine Bierflasche gefunden. Da ich sowieso an einem Supermarkt vorbei kam, konnte ich sie gleich in 15 Cent umwandeln. Ich freute mich wie ein Schneekönig. Und jeder kann sich vorstellen, was das bei Hitze bedeutet. Kaufen konnte ich mir für 15 Cent nichts, das wusste ich bereits. Also ließ ich es mir auszahlen.
Ich lief durch die Unterführung an einem Glascontainer vorbei. Davor standen zwei Plastiktüten. Ich spitzte hinein und stellte überrascht fest, dass es lauter Pfandflaschen waren. Ich schnappte sie mir und trabte schwerbeladen zurück zum Supermarkt. Die Plastiktüten drohten jeden Moment zu reißen, aber es waren zum Glück nur 150 Meter. Es waren lauter Bierflaschen. Wie besoffen muss man sein, Pfandflaschen zum Glascontainer zu bringen, fragte ich mich. Ich bekam keine Antwort. Ich stopfte die Flaschen in den Automaten und bekam zwei Pfandzettel heraus. Welche eine Verschwendung an Papier, aber im Ergebnis war ich reich. Ich konnte mir jetzt alles in dem Supermarkt kaufen. Ich musste dazu noch nicht einmal meine zuvor verdienten 15 Cent nehmen. Nur für eine Läuferzeitschrift reichte es nicht, was zeigt, dass diese Magazine unverschämt teuer sind. Die Auswahl was ich kaufen konnte war groß. Ich hätte ein Eis, ein Smoothie, ein Teilchen vom Becker, ein Bier, Schokolade kaufen können, aber ich entschied mich für eine Buttermilch. Das restliche Geld, insgesamt 3€, schenkte ich meiner Frau, die große Augen machte. Wieder einmal beweist sich, dass sich Laufen wirklich lohnt.
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